Josias Wittwer bezwang im Juni auf dem Stoos Nick Alpiger – der Aargauer revanchierte sich nun am Niklausschwinget Dietikon

Josias Wittwer schaffte es vor Wochenfrist beim Niklausschwinget Dietikon etwas überraschend in den Schlussgang. Noch unerwarteter gewann aber der Berner Oberländer vor gut sechs Monaten den Stoos-Schwinget. Um den Schlussgang-Einzug bezwang er damals Nick Alpiger. Am Niklausschwinget hingegen zog Josias nun gegen ihn den Kürzeren.

Text: Schwinger-Blog

Mit fünf Siegen souverän den Schlussgang erreicht

Josias überraschte beim Traditionsschwingfest in der Stadthalle Dietikon bereits beim Anschwingen. Im ersten Gang bekam er es mit Marcel Räbsamen, dem Neueidgenossen aus dem Toggenburg, zu tun. Dessen starke Brücke drückte Josias mit viel Kraft und Geduld zum Resultat ein. Urs Schäppi hiess der Gegner im zweiten Gang. Diesen schlunggte er mit einem inneren Haken geschickt ab. Dominik Kammermann, der Gegner im dritten Gang, wurde im Bodenkampf unter die Verlierer gereiht. Im vierten Gang bezwang Josias den Zürcher Philipp Lehmann mit einem Gammen. Der Siegeszug ging weiter, und um den Schlussgang-Einzug bodigte er den Appenzeller Thomas Kuster mit einem Kurz. Im Schlussgang hätte dem Berner Oberländer ein «Gestellter» für den Tagessieg gereicht. Nick Alpiger fackelte aber nicht lange, und gewann mit der Kombination Kurz-Fussstich. Damit ist dem Aargauer die Stoos-Revanche gelungen.

Josias Wittwer schaffte es am Niklausschwinget souverän in den Schlussgang

Bild: esv.ch

Wittwer’s Überraschungstriumph auf dem Stoos

Völlig unerwartet gewann Josias am 12. Juni den Stoos-Schwinget. SRF Sport schrieb hinterher dazu: «Damit wurde das erste Bergkranz-Fest der Saison zur Beute eines Aussenseiters: Für den 28-jährigen Wittwer, der auf dem Weg zum Überraschungstriumph auch Nick Alpiger platt ins Sägemehl geworfen hatte, ist es der erste Sieg bei einem Kranzfest.» Im Schlussgang bodigte Josias zwei Minuten vor Gang-Ende den Schwyzer Spitzenschwinger Christian Schuler mit der Kombination Kreuzgriff-Gammen. Diese Riesenüberraschung zeigt einmal mehr, dass im Schwingsport fast nichts unmöglich ist. Nach dem grössten Erfolg in seiner Karriere meinte Josias gegenüber der Jungfrau Zeitung: «Dass es hier etwas Grosses werden könnte, wurde mir erst im fünften Gang bewusst. Glauben, dass das gerade passiert ist, werde ich das aber wohl erst morgen oder übermorgen.»

Der 15-fache Kranzschwinger ist von Beruf Bauingenieur

Das Geburtsdatum von Josias ist der 21. März 1994. Der 28-Jährige wohnt in Frutigen, ist verheiratet und weist mit seiner Grösse (183 Zentimeter) und seinem Gewicht (125 Kilogramm) kräftige Masse für den Schwingsport auf. Der Frutiger absolvierte nach der Matura ein Studium zum Bauingenieur. Derzeit arbeitet er bei einer Grossfirma im Tunnelbau als Bauführer. Nebst dem 100 Prozent Arbeitspensum und dem Schwingsport bleibt Josias praktisch keine Zeit übrig für Freizeitaktivitäten. 

Der Berner ist Mitglied beim Schwingklub Reichenbach, welcher dem Oberländischen Schwingerverband angehört. Er hat bisher 15 Kränze herausgeschwungen: 12 Gau-/Kantonal-, zwei Teilverbands- und ein Bergkranz. Als absolutes Karriere-Highlight gilt der erwähnte Stoos-Sieg. In diesem Jahr gewann er zudem das Regionalschwingfest Courfaivre, und stand nebst dem Niklausschwinget auch beim Ramslauenen-Schwinget im Schlussgang.

Der Berner Oberländer freute sich sichtlich über seinen Überraschungstriumph beim diesjährigen Stoos-Schwinget

Bild: Berner Zeitung

Herzliche Gratulation zum Erreichen des Schlussganges in Dietikon! Was ging dir hinterher durch den Kopf?

«Ich zog relativ rasch ein Fazit: Der Niklausschwinget war für mich ein gutes Training und das Ergebnis fiel sehr positiv aus.»

Auf dem Stoos hast du Nick Alpiger noch bezwungen. Was lief diesmal anders?

«Ich habe ihn beim Stoos-Schwinget im richtigen Moment erwischt, zog an und konnte ihn mit einem linken Gammen platt bezwingen. Für mich war überraschend, dass er in Dietikon gleich von Beginn weg so offensiv angriff. Je länger der Gang gegangen wäre, umso eher hätte ich auch meine Chancen gehabt. Ich hätte gescheiter auch sofort angegriffen, statt auf Abwarten zu schwingen.»

Du hast die Endausmarchung am Niklausschwinget souverän erreicht. Welcher Gang war für dich ein sogenannter «Schlüsselgang»? 

«Für mich ist jeder Gang wichtig und quasi ein Schlüsselgang. Bei gleichwertigen Gegnern tue ich mich meist schwer, bei stärker eingestuften fühle ich mich wohler. Zu erwähnen gilt, dass ich einzig im zweiten Gang selbst angriff, indem ich Urs Schäppi mit einem inneren Haken abschlunggen konnte. Die anderen Gegner haben angegriffen und ich habe reagiert. So kam meine Schwingweise voll zum Tragen.»

Mit nun gut sechs Monaten Abstand: Wie beurteilst du rückblickend deinen grossen Erfolg auf dem Stoos?

«Es bleibt für mich nach wie vor eine Riesenüberraschung und es ist mein Karriere-Highlight. Ich recherchierte hinterher in verschiedenen Resultate-Listen und habe dabei kaum vergleichbare Überraschungen gefunden. Klar, jeder Schwinger träumt von so einem grossen Sieg. Ich bin aber realistisch genug, denn so ein Sieg war für mich vorher fernab jeder Realität.»

In dieser Saison hast du neben dem Stoos-Kranz leider kein weiteres Eichenlaub-Exemplar gewonnen. Wie viel fehlte zu weiteren Kranz-Ehren?

«Ab und zu war ich nahe dran. Ich hatte ansonsten nicht so eine gute Saison. Die guten Resultate waren sogenannte Ausreisser. So gesehen war das für mich eine absurde Saison.»

Auf dem Stoos reihte Josias Wittwer im fünften Gang Nick Alpiger unter die Verlierer und liess dabei das Sägemehl gehörig stieben

Bild: Barbara Loosli

Du hast deinen ersten Kranz 2013 gewonnen. Welches war deine bisher beste Saison?

«Ich erwähne trotz dem Stoos-Sieg die Saison 2019. Ich habe in jenem Jahr konstanter geschwungen und gewann vier Kränze. Einer davon war der Teilverbands-Kranz am Bernisch-Kantonalen Schwingfest in Münsingen.»

Man bekommt nach dem Stoos-Triumph, dem Sieg beim Regionalschwingfest Courfaivre und nach dem Schlussgang-Einzug in Dietikon den Eindruck, dass bei dir durchaus mehr drin liegen würde. Wie schätzt du das ein?

«Das ist wahrscheinlich so. Mein Problem sind die fehlenden Angriffsschwünge. Diese wären aber vonnöten, um konsequent vorne dabei zu sein. Darum folgen dann leider Gänge, welche ich gewinnen müsste, sie aber nicht tue.»

Dürfen wir 2023 weitere grosse Erfolge von dir erwarten?

Josias lacht. «Schwierig zu sagen, wahrscheinlich bleibe ich eine Wundertüte. Wir werden sehen.»

Welches sind eigentlich deine bevorzugten Schwünge und Stärken?

«Das sind der Gammen, der Wyberhaken und der Kurz. Das Kontern gehört zu meinen Stärken.»

Wie sieht dein gegenwärtiges Trainingsprogramm aus?

«Das Training besteht aus zwei- bis dreimal Schwingen und drei- bis viermal Kondition und Fitness. Das sind meist um die sechs Einheiten pro Woche. Nebst Arbeit, Schwingen und Schlafen habe ich nicht mehr viel Zeit für anderes.»

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