Kilian Wenger’s Bericht aus dem Corona-Alltag

Text: feldwaldwiesenblogger

Kilian Wenger wurde 2010 am «Eidgenössischen» in Frauenfeld als erst 20-Jähriger zum Schwingerkönig gekrönt. Er löste damit einen regelrechten Boom aus, und das Schwingen ist derzeit so populär wie nie zuvor. Zum Schwingsport kam der Berner Oberländer mit neun Jahren. Er hatte die Wahl zwischen dem Schwingen und dem Skisport. Kilian entschied sich fürs Erstere und hat es bis heute nicht bereut. Als er Schwingerkönig wurde, steckte Kilian gerade in der Zweit-Ausbildung zum Zimmermann. Sein Leben wurde nach diesem Triumph regelrecht auf den Kopf gestellt. Der sympathische Schwinger blieb aber stets bodenständig, fair und bescheiden. «Mit dem wachsenden Rummel um meine Person wuchs ich auch als Mensch. Ich wurde reifer und mental stärker», schreibt Kilian auf seiner Homepage. Weiter erwähnt er, dass für ihn die anderen Siege und Kranzgewinne nicht weniger bedeutsam sind.

Der Berner Oberländer wird im kommenden Mai 31 Jahre jung und ist mittlerweile vierfacher Eidgenosse. Kilian hat insgesamt stattliche 89 Kränze auf seinem Konto, nebst den vier Eidgenössischen Kränzen zieren sein Palmarès 48 Kantonal/Gau-, 24 Berg- und 13 Teilverbandskränze. Hinzu kommen 21 Kranzfestsiege. Der 190 Zentimeter grosse und 107 Kilogramm schwere Athlet ist Mitglied vom Schwingklub Niedersimmental. Der Sennenschwinger ist gelernter Metzger und Zimmermann, arbeitet derzeit als LKW-Fahrer und wohnt in Horboden im Diemtigtal.


Kilian Wenger sicherte sich 2019 am ESAF in Zug seinen vierten Eidgenössichen Kranz
Bild: kilianwenger.ch

Wie geht es dir?
«Ich kann mich nicht beklagen, es geht mir sehr gut.»

Wie sieht dein Trainingsalltag derzeit aus?
«Ich bin von Januar bis März in Etappen von insgesamt sechs Wochen im Spitzensport-WK in Magglingen. Dort wird jeweils täglich zweimal im Kraftraum trainiert. Das Training ist sehr flexibel und ist wegen dem fehlenden Schwingtraining nicht so eintönig, wie ich mir das erst gedacht habe. Zuhause bin ich in der glücklichen Lage, dass ich Mitinhaber eines Fitnesscenters bin. So kann ich quasi in meinem eigenen Kraftraum trainieren. Im Moment absolviere ich vier bis fünf Trainingseinheiten pro Woche.»

Momentan wäre die wichtigste Phase des Trainingsaufbaus im Sägemehl. Das ist nun vorerst nicht möglich. Wie kann man unter diesen Umständen eigentlich eine Saison planen?
«Aus meiner Sicht gar nicht. Es ist im Moment sehr schwierig, man weiss nicht, wann wieder im Sägemehl trainiert werden darf. Ob und wie die Schwingfeste stattfinden? Mit Zuschauern oder ohne? Das sind sehr viele offene Fragen und die Antworten stehen in den Sternen.»

Kannst du deiner Arbeit wie gewohnt nachgehen?
«Ja, das kann ich zum Glück und konnte es bisher immer ohne Einschränkungen tun. Ich arbeite in einem 40 bis 50 Prozent Pensum und führe als LKW-Fahrer Holztransporte aus. Ein Tag in der Woche ist Papa-Tag, dann widme ich mich voll und ganz meiner Tochter Mena Léanne.»

Wie erlebst du persönlich die Corona-Pandemie?
«Es ist wie es ist. Mittlerweile ist es etwas mühsam geworden. Man gibt trotzdem sein Möglichstes, hält sich an die Massnahmen und macht das Beste aus der Situation. Aus schwingerischer Sicht versuche ich mich stets zu motivieren. Es ist zudem Licht am Ende des Tunnels zu sehen, denn ab Mitte/Ende März dürfen wir vermutliche mit ersten Lockerungen rechnen.»


Mit erst 20 Jahren feierte Kilian Wenger seinen bisher grössten Triumph, und konnte sich 2010 in Frauenfeld zum Schwingerkönig krönen lassen
Bild: kilianwenger.ch

Wegen den fehlenden Aktivitäten im Sägemehl hast du wahrscheinlich mehr Freizeit als dir lieb ist. Welchen Beschäftigungen gehst du nun vermehrt nach?
«Es ist trotz allem einiges los. Ich habe ein grösseres Haus gekauft, bei welchem ich nun einen grösseren Umbau plane und umsetzen möchte. Weiter bin ich im Gaben-Komitee des diesjährigen Berner Oberländischen Schwingfestes in Oey-Diemtigen, in meiner näheren Heimat. In der schwingfreien Zeit habe ich die zusätzliche Freizeit zusammen mit meiner Familie genossen.»

Angenommen, ihr dürft gegen Ende März wieder ins Kurzholz: Wann würdest du dein erstes Schwingfest bestreiten?
«Ich denke, das dürfte so um Mitte Mai rum sein. Ich werde mir eine Vorlaufzeit von sechs Wochen einbauen. Je nach Gespür und Gefühl werde ich eher noch eine Woche zuwarten und dann das erste Schwingfest bestreiten, was grad möglich ist.»

Wie ist die Stimmung unter deinen Trainingskameraden?
«Ich stelle fest, dass die Stimmung unter meinen Kameraden je länger je mehr nach unten neigt. Kein Wunder, hat man doch derzeit keine Perspektive. Man weiss nicht, ob und in welchem Rahmen die Schwingfestsaison zur Austragung kommen wird.»

Gibt es auch etwas Positives, was du aus dieser Pandemie mitnehmen kannst?
«Wie bereits erwähnt, konnte ich die gewonnene Freizeit mit meiner Familie verbringen. Diese Zeit wäre unter normalen Umständen sicher nicht so gross ausgefallen.»

Ist eine Corona-Impfung für euch Schwinger eine Option?
«Wenn es heissen sollte: Wenn ihr schwingen wollt, müsst ihr geimpft sein, dann würde ich das natürlich schon machen. Freiwillig lasse ich mich aber nicht impfen.»

feldwaldwiesenblogger

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.