Nach der Hüft-OP im vergangenen Herbst: Wie geht es Schwingerkönig Nöldi Forrer?

Text: feldwaldwiesenblogger

Nöldi Forrer, der Schwingerkönig von 2001 in Nyon, ist bekanntlich immer noch aktiv. Der bald 42-jährige Toggenburger hat mittlerweile 147 Kränze auf seinem Konto – Rekord. Ebenso zieren 46 Kranzfestsiege und alle möglichen Teilverbands- und Bergkränze seinen Palmarès. Der Vater einer Tochter ist Käsermeister und Produzent vom «Königs-Chäs». Er betreibt zusammen mit seinem Companion Franz Rüdisüli zwei Käsereien.

Nöldi’s grosses Ziel ist nun die magische Zahl von 150 Kränzen. Für dieses Unterfangen nahm er auch Schmerzen in Kauf, und liess sich wegen anhaltender Hüftprobleme im Herbst 2019 gar ein künstliches Hüftgelenk einsetzen. Es gab bisher noch keinen Schwinger, welcher mit einem künstlichen Hüftgelenk ein Schwingfest bestritten hat – das wäre ebenfalls eine Premiere.

Da wegen der Corona-Pandemie 2020 nur ganz wenige Schwingfeste ausgetragen werden konnten, haben die meisten Schwinger dieses Jahr gar nie einen Ernstkampf bestritten. Dazu gehört auch der 147-fache Kranzschwinger. Zeit also, beim leidenschaftlichen Velofahrer nachzufragen, wie die Rückkehr nach der Hüft-Operation ins Kurzholz verläuft. Wie Nöldi’s Trainingsaufbau für 2021 aussieht, und ob der 150. Kranzgewinn in der nächsten Saison realistisch ist.


Nöldi Forrer hat mittlerweile 147 Kränze auf seinem Konto
Bild: noeldiforrer.ch

Wie geht es dir? Wie ist die Hüftoperation verlaufen?
«Mir geht es sehr gut, ich bin gut erholt und habe keine Schmerzen. Ich habe mittlerweile das Training aufgenommen. Die Operation ist sehr gut verlaufen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Genesung so zügig verläuft. Bereits eine Woche nach der Operation musste ich keine Schmerztabletten mehr nehmen. Ich kann inzwischen wieder alles machen, ohne Schmerzen und ohne Tabletten.»

Wie sah dein Trainingsaufbau nach dem Eingriff aus?
«Die ersten vier Monate nach dem Eingriff habe ich intensiv Physiotherapie gemacht und dabei die Weichteile um die Hüfte in Schwung gebracht. Ich absolvierte bis in den April hinein einen intensiven Trainingsaufbau mit meinem Physiotherapeuten. Als die Corona-Pandemie ausbrach, habe ich mich entschieden, dieses Jahr keine Schwingfeste zu bestreiten.»

Wie sind die ersten Schwünge mit dem künstlichen Hüftgelenk verlaufen?
«Ich habe es noch nicht wirklich probiert. Zusammen mit Samir Leuppi haben wir in Wildhaus beim «Königscamp» den Kids Schwünge gezeigt. Das war gewissermassen das erste Mal. Dabei lief alles problemlos.»

Hast du das Training für 2021 schon aufgenommen? Wie sieht dieses aus?
«Ja, das Training habe ich vor drei Wochen aufgenommen. Ich mache nun mit Kraft und Kondition einen gezielten Aufbau. Ich hielt mich aber mit Velo fahren die vergangenen Monate fit.
Das Schwingtraining starte ich im Dezember oder Januar. Das deshalb, weil ich wegen dem Coronavirus vorsichtig bin, und mir eine Quarantäne als Selbständiger nicht leisten kann.»

Kannst du wieder Vollgas geben im Training und schmerzfrei trainieren?
«Ja, ich darf und kann Vollgas geben. Ich spüre, dass es gut geht. Ich habe in Wildhaus mit Leuppi ein paarmal stärker gerissen, und habe dabei nichts gespürt. Wie bereits erwähnt, kann ich nun schmerzfrei trainieren.»


Nöldi Forrer stellt in seiner eigenen Käserei in Rufi SG den «Königs-Chäs» her
Bild: blick.ch

Was meinst du, ist der 150. Kranzgewinn 2021 realistisch?
«Wenn Schwingfeste stattfinden, ist es sehr realistisch. Realistischer als letztes Jahr mit der kaputten Hüfte.»

Ist nach 150 Kränzen gleich Schluss? Gedenkst du diesen magischen Kranzgewinn speziell zu feiern?
«Nein, nach dem 150. Kranz ist nicht zwingend Schluss. Ich mache es nicht von dem abhängig. Wenn alles gut läuft und ich gesund bin, schwinge ich die Saison fertig, und es gibt eventuell noch den einen oder anderen Kranz mehr.
Eine Feier ist nicht geplant. Ich habe weder beim 100. Kranz noch beim Rekord-Kranz ein grosses Fest organisiert. Gefeiert wurde damals spontan, und das werde ich beim 150. Kranz auch so handhaben. Ich denke, es wird eine spontane Feier an jenem Schwingfest geben, wo es passiert. Dann werde ich am Abend ganz bestimmt feiern.»

2021 soll ja unter allen Umständen geschwungen werden, nötigenfalls gar mit Geisterschwingfesten. Was hältst du davon?
«Ich halte nicht viel davon. Der Schwingsport lebt vom und mit dem Publikum. Von Schwingfesten ohne Publikum bin ich gar kein Fan. Aber das entscheiden schlussendlich andere.»

Was hat sich in deinen Augen seit deinem ersten Kranzgewinn 1996 am Nordostschweizer Schwingfest in Schwanden im Schwingsport verändert?
«Vom Sport her gesehen stelle ich fest, dass allgemein mehr trainiert wird, nicht nur an der Spitze. Dadurch erleben die Ranglisten eine bessere Durchmischung. Früher waren die Eidgenossen zuvorderst, und dann kamen die Kranzschwinger. Heutzutage können die Mittelschwinger den Eidgenossen gestellte Gänge abringen, oder sie sogar bezwingen. Weiter fällt auf, dass die Schwinger mehr Sponsoren haben. Aber nicht nur die Schwinger: Auch die Organisatoren machen sich das Sponsoring zu Nutze, und können so dadurch grössere Anlässe auf die Beine stellen.»

Wenn du technischer Leiter vom Eigenössischen Schwingerverband wärst, was für Schwerpunkte würdest du anpacken?
«Ich würde möglichst fair einteilen, in der Sache allen gerecht werden und gute Arbeit leisten. Zudem würde ich alles daransetzen, dass wir in Zukunft auch attraktiven Schwingsport haben. Und dass die Zahl der Aktiven stabil bleibt, und nicht rückläufig ist.»

feldwaldwiesenblogger

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