Nachgefragt bei Dorian Kramer, dem Schlussgang-Teilnehmer vom Fête Régionale in Villarimboud. Er sagt: «Es liegt in der Natur der Sache, dass ich meinen grossen Bruder Lario mal schlagen möchte.»

Text: Schwinger-Blog

Dorian Kramer stand am vergangenen Sonntag in Villarimboud FR am Fête Régionale im Schlussgang. In diesem traf er auf seinen Bruder Lario, eine spezielle Affiche. Dorian wurde schliesslich von ihm besiegt, und zwar in der zweiten Minute mit Kurz und nachdrücken. Der Schwinger-Blog widmet sich heute einmal mehr einem Schlussgang-Teilnehmer, welcher als Verlierer vom Platz musste. Diese stehen hinterher zwar nicht unbedingt im Fokus, verdienen es mit ihrer gezeigten Leistung aber allemal, erwähnt zu werden.

2022: Eine Schlussgang-Teilnahme und ein sechster Rang

In Villarimboud verlor Dorian zwar zum Auftakt gegen Simon Grossenbacher, ehe er gegen Alan Berger, Bastien Collaud, Martin Gael und um den Schlussgang-Einzug gegen Mickael Matthey lauter Siege einfuhr. Zum Südwestschweier Saisonstart beim Regionalschwingfest Chavornay VD belegte Dorian den guten sechsten Schlussrang. Bereits letztes Jahr stand er beim Regionalschwingfest Schwarzsee mit seinem Bruder im Schlussgang. Diesen erreichte er damals mit einem überraschenden Sieg über den Eidgenossen Benjamin Gapany. Der Schlussgang ging verloren. Dorian darf man mittlerweile zur erweiterten Freiburger Spitze zählen.

2021: Drei Kränze gewonnen und zum Teilverbandskranzer aufgestiegen

Dorian’s Geburtsdatum ist der 2. Dezember 1999. Der 22-Jährige wohnt in Galmiz, ist ledig und weist mit seiner Grösse (183 Zentimeter) und seinem Gewicht (87 Kilogramm) gute Masse für den Schwingsport auf. Der Freiburger ist gelernter Landwirt und Geflügelfachmann, und arbeitet derzeit als technischer Berater bei einer Futtermühle. Nebst der Arbeit und dem Schwingsport bleibt nicht mehr viel Zeit übrig. Diese spärliche Freizeit verbringt der Sennenschwinger gerne in der Natur oder mit Velo fahren. Dorian ist Mitglied vom Schwingklub Kerzers und hat bisher sieben Kränze gewonnen. In der letzten Saison durfte er dreimal vor die Kranzdamen treten, nämlich beim Waadtländer Kantonalen, beim Walliser Kantonalen und beim Südwestschweizer Schwingfest. Das letztgenannte Kranzfest brachte ihm den ersten Teilverbandskranz ein. Dorian schwingt seit 2006 und benennt als schwingerisches Vorbild Matthias Sempach.

Dorian Kramer ist siebenfacher Kranzschwinger, und darf mittlerweile zur erweiterten Freiburger Spitze gezählt werden

Foto: Dorian Kramer

Herzliche Gratulation zum Erreichen des Schlussganges! Was ging dir nach dem verlorenen Schlussgang durch den Kopf?

«Eigentlich nicht viel. Ich stand mit meinem Bruder Lario bereits letztes Jahr beim Regionalschwingfest Schwarzsee im Schlussgang, und verlor diesen. Ich dachte, die Revanche würde anders aussehen. Aber nein, es sollte nicht sein.»

Würdest du heute mit einer anderen Taktik den Schlussgang in Angriff nehmen?

«Nein, nicht wirklich. Wir sagten vor dem Schlussgang zueinander, dass bei einem «Gestellten» keiner profitiert. Wir nahmen deshalb von Anfang an volles Risiko, damit es auch ein Resultat gibt. Wenn ich mit meinem Bruder im Schlussgang bin, habe ich nichts zu verlieren. Da schwinge ich voll drauf los. Zudem: Das taktische Abwarten ist nicht so meines.»

Mit vier souveränen Siegen hast du den Schlussgang erreicht. Welcher dieser Gänge war der härteste Kampf? 

«Ich würde sagen, der vierte Gang gegen den Nichtkranzer Martin Gael. Für mich stand ein Pflichtsieg auf dem Programm. Er hat sich sehr gut auf mich eingestellt und schwang zudem passiv. Es dauerte eine Weile, bis ich ihm meine Schwingweise aufzwingen konnte. In diesem Kampf hat sich zudem eine lustige Geschichte zugetragen. Der Kampfrichter erklärte den Gang nach vier Minuten als gestellt und beendet. Mir kam die Dauer schon etwas kurz vor. Am «Tischli» kam dies zur Sprache und der Platzkampfrichter konsultierte seine Stoppuhr. Er stellte dabei seinen Irrtum fest: Die Kämpfe bei den Aktiven dauerten im Gegensatz zu denjenigen der Jungschwinger statt vier eben fünf Minuten. Der Gang wurde wieder aufgenommen, und ich stellte fest, dass mein Gegner seine Schwinghose ein Loch weniger eng zuband. Ich konnte ihn ziehen und es ging dann für mich auf.»

Was für ein Fazit ziehst du vom Fête Régionale in Villarimboud?

«Von der Formkurve her bin ich sicher auf dem richtigen Weg. Die Woche zuvor war ich mit einigen Schwingkollegen in einem Trainingslager auf Teneriffa. Ich war deswegen vor diesem Schwingfest nicht in Topform. Es war für mich umso schöner, dass es trotzdem gut lief. Und: Rein schwingerisch gesehen bin ich noch nicht ganz dort, wo ich sein möchte.»

Mit der Schlussgang-Teilnahme in Villarimboud und dem 6. Rang beim Regionalschwingfest Chavornay bist du gut in die Saison gestartet. Du bist bereit für die bevorstehende Kranzfestsaison? Wann startet die?

«Ich bin zu 90 Prozent bereit, die letzten 10 Prozent versuche ich mir in den nächsten Wochen noch zu holen. Meine Kranzfestsaison startet am 22. Mai beim Urner Kantonalen in Erstfeld. Unser Schwingklub ist dort Gast.»

In Villarimboud standen die Brüder Dorian (rechts) und Lario Kramer bereits zum zweiten Mal gemeinsam in einem Schlussgang

Foto: Dorian Kramer

Du hast deinen ersten Kranz 2018 beim Neuenburger Kantonalen in Dombresson gewonnen. 2021 war deine bisher erfolgreichste Saison. Darf man behaupten, dass dir der Knopf nun aufgegangen ist?

«Ich würde sagen: Ja, von der Leistungskurve her stimmt es. Das Wintertraining mit Hilfe eines Athletiktrainers und im Schwingkeller verlief für mich gut. Ich hoffe, dass noch mehr Potenzial vorhanden ist, um weitere Fortschritte erreichen zu können.»

Inwieweit profitierst du in deiner schwingerischen Entwicklung von deinem «grossen» Bruder Lario?

«Es ist einerseits seine Unterstützung, andererseits eine gewisse Erfahrung, welche ich noch nicht habe. Er nahm schon öfter an Bergfesten teil und er war schon an zwei ESAF’s im Einsatz. Ich kann zudem auf ihn als «Pusher» zurückgreifen. Man sieht dabei, was möglich ist, und dies motiviert mich im Training im Schwingkeller. Es existiert zudem ein gewisser Konkurrenzkampf und es liegt in der Natur der Sache, dass man seinen grossen Bruder mal schlagen möchte.»

Was auffällt bei deiner Kranz-Bilanz: Nebst dem Südwestschweizer Kranz hast du bisher Neuenburger und Waadtländer Kränze gewonnen. Der erste Freiburger Kranz ist bestimmt dein erklärtes Ziel für 2022?

«Definitiv! Das ist ein Ziel für dieses Jahr, denn dieser Kranz fehlt mir noch. Es hat bisher noch nicht richtig gepasst. Letztes Jahr ging ich mit Fieber an den Start. Ich verlor dann gegen Steve Duplan um den Kranz. Die Jahre zuvor fehlte jeweils nur wenig.»

Siehst du in diesem Jahr den ersten Bergkranz und gar den ersten ESAF-Kranz im Bereich des Möglichen?

«Letztes Jahr hatte ich zwei Chancen auf den Kranzgewinn beim Bergschwinget Schwarzsee, verpasste diese leider. Aus meiner Perspektive betrachtet liegt dank der Fortschritte, welche ich im Wintertraining erzielte, ein Bergkranz im Bereich des Möglichen. Der Eidgenössische Kranz ist eines meiner erklärten Ziele. Ob dieser in Pratteln im Bereich meiner Möglichkeiten ist, ist momentan schwierig zu sagen. Ein solcher Kranz ist aber definitiv schwieriger zu gewinnen als ein Bergkranz.»

Wie sieht deine aktuelle Trainingswoche aus?

«Am Montag absolviere ich ein Krafttraining. Am Dienstag, Mittwoch und Freitag stehen Schwing-Trainings auf dem Programm und am Donnerstag gehe ich zum Ringer-Training. Am Samstag steht meist noch ein Krafttraining an.»

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