Nachgefragt bei Torsten Betschart – Comeback beim Hallenschwinget Sarnen oder beim Frühjahrsschwinget in Ibach?

Wenn man auf der SCHLUSSGANG-Homepage den Palmarès von Torsten Betschart betrachtet, fällt auf, dass der kräftige Mann seit dem Eidgenössischen in Burgdorf keinen Kranz mehr gewonnen hat. Gemäss Medienberichten bekam ich mit, dass den Schwyzer Eidgenossen eine hartnäckige Verletzung plagte. Weiter konnte man auch lesen, dass Betschart sein Studium abschloss und am Paul Scherrer-Institut doktorierte.
Schwingtechnisch blieb es aber sowohl 2014 wie auch 2015 ruhig um den Rothenthurmer.

Aus diesem Grund notierte ich mir neun Fragen, welche mir am meisten unter den Fingernägeln brannten, und schickte sie Torsten. Der Sennenschwinger mit dem Aussehen eines Älplers lieferte mir relativ rasch die Antworten, welche ich natürlich gerne mit euch teilen möchte.

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Torsten Betschart als frischgebackener Eidgenosse in Burgdorf (2013)
Bildquelle: isv.ch

Wann wird man dich wieder an einem Schwingfest antreffen?
Ich nehme schwer an, dass es dieses Jahr sein wird. An welchem Fest ich wieder aktiv eingreifen werde, hängt vom weiteren Trainingsablauf und von meiner Form ab. Eine Möglichkeit wäre der Hallenschwinget in Sarnen oder der Frühjahrsschwinget in Ibach.

Wie geht es dir? Bist du soweit fit und wieder voll im Training?
Momentan tue ich mich etwas schwer – eine Pause von zwei Jahren ohne Schwingen ist in meinem Alter nicht einfach zu verdauen. Ich werde versuchen, einen vernünftigen Trainingsrhythmus zu etablieren, momentan gibt es aber noch einige Baustellen.

Welche Beschwerden haben dich während den letzten beiden Saisons behindert, dass du keine Schwingfeste bestreiten konntest?
Das war eine Verletzung der rechten Schulter – um es vorweg zu nehmen, meine rechte Schulter ist kaputt und ich sehe keine Möglichkeit, je wieder schmerzfrei zu schwingen. Im Mai 2014 wurde zumindest die Bizepssehne repariert, die auch keine Probleme mehr bereitet. Den Knorpelschaden, Kapselriss und die einsetzende Arthrose lassen sich jedoch auf diesem Weg nicht kurieren – soweit an eine aktive Ausübung des Sports gedacht werden will.

Wie läuft‘s beruflich? Was machst du derzeit und welche Berufsbezeichnung führst du mittlerweile?
Beruflich läuft es gut. Ich bin mittlerweile im Kernkraftwerk Beznau als Sicherheitsingenieur angestellt. Die offizielle Stellenbezeichnung ist „Fachgebietsspezialist Deterministik Anlagesicherheit“.
Wahrscheinlich bezieht sich Deine Frage aber eher auf meinen akademischen Titel, auf welchen ich aspiriere. Es gibt da noch wenige Arbeiten zu erledigen und es steht noch die letzte Hürde an. Ich bin aber guter Dinge. Der Titel ist Doktor der Wissenschaften (Dr. sc ETH Zürich).

Du bist auch ein begnadeter Volksmusikant. Welche Instrumente spielst du eigentlich? Wo und mit wem sieht man dich wieder mal aufspielen?
Begnadet – so so; man könnte jetzt fragen, wer denn einer solchen Beurteilung erstens fähig wäre und diese zweitens auch noch geäussert hätte. Ich spiele nur Klavier – dies reicht übrigens völlig, da das Meistern eines einzelnen Instrumentes genug Zeit in Anspruch nimmt (und ich möchte nicht sagen, dass mir das bis jetzt gelungen wäre oder je gelingen wird).
Ich spiele hauptsächlich im Handordgelduo Betschart-Müller. Zudem helfe ich teilweise bei anderen Kapellen aus, zurzeit bei der Kapelle René von Rotz. Gerade über die Fasnacht sind wir sehr oft unterwegs. Mit Betschart-Müller am Schmutzigen Donnerstag (Nachmittag) für die Kinderfasnacht im Restaurant Schäfli in Rothenthurm. Das Wochenende darauf (6. und 7. Februar) im Restaurant Fluhhof in Ried-Muotathal und im Restaurant Windstock in Rickenbach (siehe auch: www.betschart-mueller.ch).
Mit René von Rotz bin ich an den anderen beiden Fasnachtstagen unterwegs.

Hast du wegen deiner unfreiwilligen Pause einen anderen Blick aufs Schwingen bekommen? Was denkst du ganz allgemein über die zunehmende Professionalisierung des Schwingsports?
Nein, einen anderen Blick auf den Sport habe ich nicht erhalten. Dafür muss man immer auch im Sport aktiv sein. Von aussen kann man sich eine mehr oder weniger oberflächliche Meinung bilden. Schwingen als Sport ist an sich einfach. Die taktischen und technischen Elemente eines Ganges, geschweige denn eines Schwingfestes, sind ein anderes Thema. Was ich in diesen Jahren als Zuschauer gesehen habe, ist lediglich, dass die Popularität des Sports nicht gerade dazu beigetragen hat, die Kompetenz des Publikums zu erhöhen – die vorher auch schon nicht gerade das Gelbe vom Ei war. Das passiert eben, wenn man durch starke mediale Präsenz ein Publikum anzieht, welches sich aus welchen Gründen auch immer dieser stattfindenden nationalen Identitätsreinkarnation hingibt – verbunden mit Olma-Bratwurst-Essen, in Kaffeestuben schlechte Musik hören und dabei Kaffee Fertig trinken und einem gelegentlichen Schwingfestbesuch. Bei all diesen Aktivitäten steht natürlich weiterhin der Alkoholkonsum sowie die Party, und nicht die Sache im Vordergrund – aber das ist ein anderes Thema.

Ich sehe nicht, wie sich der Schwingsport in einer relevanten Art zusehends professionalisiert. Wenn ich etwas in unseren und die anderen Teilverbände hineinschaue, sehe ich einfach die Bildung einer Zweiklassengesellschaft bei den Athleten. Es gibt die Superstars und die Anderen – das Problem ist, dass der Schwingsport schon immer um einiges mehr von den Anderen gelebt hat, als von den Superstars. Dies mag für den kommerziellen Aspekt, beispielsweise Vermarktung und Sponsoring (zumindest vorerst) irrelevant sein und in diesem Zusammenhang kann man von einer Professionalisierung sprechen.
Rein sportlich sehen wir eher das Gegenteil, nämlich die Abnahme des schwingerischen Niveaus (global gesehen). Ich finde es daher zynisch, von einer Professionalisierung des Sports, basierend auf kommerziellen Vermarktungsaspekten, Popularität und dem professionellen Werdegang der schwingerischen Elite zu sprechen.

Falls du wieder fit bist, wirst du als Vorbereitung aufs Eidgenössische in Estavayer-le-Lac dein Arbeitspensum auch reduzieren wie einige andere Schwinger?
Ganz sicher nicht. Für mich war und ist Schwingen ein Teil meines Lebens. Aber nicht zu einem grossen Teil mit Verpflichtungen verbunden, welche beispielsweise durch ein oft mit einem Teilzeitpensum einhergehenden Sponsoring entstehen (an alle, die meinen, es entstünden keine solchen: there is no such thing as a free lunch – sinngemäss: nichts ist umsonst). In diesem Sinne ist es mir persönlich wichtig, das Schwingen als ein Hobby zu behalten, wenn es denn noch geht.

Wie viele Stunden pro Woche wirst du ins Training investieren?
Ich werde versuchen, meinen Trainingsaufwand zwischen sechs bis zehn Stunden pro Woche zu halten.

Du wohnst laut deinem Facebook-Profil in Giswil OW. Trainierst du mit der Sektion Giswil, oder weiterhin mit deinen Kameraden vom Mythenverband in Schwyz?
Also, mein Lebensmittelpunkt befindet sich in Giswil. Ich lebe dort mit meiner Frau, die dort Wohneigentum hat und in Stans arbeitet. Unter der Woche arbeite und wohne ich in Döttingen, im Aargau, in der Nähe von Brugg. Ich werde daher versuchen, mindestens einmal pro Woche mit dem Mythenverband zu trainieren. Zurzeit trainiere ich auch mit dem Schwingclub Zurzach und Baden-Brugg; wenn es sich zeitlich ergibt, kann ich mir gut vorstellen, auch in Obwalden einen Teil meines Trainings zu bestreiten.

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Handorgelduo Betschart-Müller, von links nach rechts: Tobias Betschart, Torsten Betschart, Urs Müller und Peter Marggi
Bildquelle: betschart-mueller.ch

Für die aufschlussreichen und ausführlichen Antworten bedanke ich mich bei Torsten Betschart! Dankbar bin ich ihm auch für seine persönlichen Gedanken zu der sogenannten „zunehmenden Professionalisierung des Schwingsports“ – sehr interessante Aussagen!
Torsten, ich wünsche dir bei deinem Comeback alles Gute, viel Erfolg im Beruf und privat, vor allem aber gute Gesundheit.

feldwaldwiesenblogger

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