Zu Besuch im Proberaum von Infinitas: „Wir wünschen uns guten Ersatz auf der Violinen-Position“ – Teil 2

Im Teil 1 meines Proberaum-Besuches bei Infinitas traf ich den Schlagzeuger Piri Betschart, den Gitarristen Selv Martone und die Sängerin Andrea Böll an. Sie erzählten mir von der Bandgründung, was sich seit ihrem ersten Konzert im Jahr 2011 alles getan hat und wie viel Konzerte sie bisher spielten. Weiter fragte ich die drei Bandmitglieder, ob sich ihr Melodic Trash Metal seit 2011 etwas gewandelt hat, wie’s mit der Bandbesetzung aussieht und nach dem bisher grössten Erfolgsmoment. Des Weiteren erfuhr ich vom Feedback auf ihre EP-CD, dass jeder Song einem Dämon gewidmet ist und wie bei ihnen Songs entstehen.
Im heutigen Beitrag geht es um weitere interessante Themen und Diskussionspunkte.

die drei beim interview
Von links: Andrea Böll, Piri Betschart und Selv Martone
Bildquelle: feldwaldwiesenblogger

Ihr habt momentan eine kleine Konzertpause. Für was nützt ihr diese Zeit?
Wir sind hauptsächlich daran, neue Songs anzuschauen. Zudem sind erste Gedanken für eine CD vorhanden. Wir werden auch zusammensitzen, und diskutieren, was wir 2016 machen und welche Ziele wir uns setzen.
Wir spielten im Herbst letzten Jahres relativ viele Konzerte in kurzer Zeit, deshalb nahmen wir es bis Ende Jahr etwas lockerer. So wurde dann und wann eine Probe ausgelassen und wir nahmen uns auch Zeit für das Beisammensein.

Habt ihr auch schon daran gedacht, eure Stilrichtung grundlegend zu verändern?
Selv: Ich denke, das passiert unbewusst. Man verändert sich ja ständig, und es ist in diesen vier Jahren sicher auch geschehen. Ich merke es bei mir, denn ich schreibe jetzt einen anderen Stil von Songs als noch vor vier Jahren.
Piri: Es sind kleine Veränderungen. Unbewusst, aber nicht extra. Auch technisch lernt man immer wieder etwas Neues, und versucht es in die Songs zu integrieren.
Andrea: Zudem sind wir auch ziemlich offen, was neue Ideen anbelangt. Wir sind immer ein wenig am Experimentieren oder Ausprobieren. Auch beim Gesang, das sowohl klassische als auch Metal-Elemente enthält.

Alle Songtexte sind auf Englisch. Deutsche Texte sind kein Thema. In einem Song kommt ein serbischer Dämon vor. Dort gibt es eine Passage in Serbisch. Die Band kennt jemanden, der ihnen das übersetzte.

An was arbeitet ihr zurzeit?
Derzeit schauen wir ein neues Lied an. Es heisst Alastor. Alastor ist auch ein Dämon. Wir feilen beim Song noch an Details. Der Text dazu hat Andrea geschrieben. Alastor ist ein böser Dämon, ein Todesdämon. Er ist in der Hölle für Tod und Rache zuständig.

Was für Zukunftspläne schmiedet ihr?
Nebst einer CD sind auch andere Pläne vorhanden. Dabei kam auch schon eine Deutschland-Tour zur Sprache. Ein Ziel ist es, einmal im Ausland auftreten zu können. Auf Freundschaftsbasis mit anderen Bands, zum Beispiel eine kleine Tour mit zwei oder drei Bands zusammen.
Bis wir Ersatz für Joelle gefunden haben, bleiben diese Ideen aber offen. Natürlich gehört auch dazu, wieder Konzerte zu spielen.

Wann gebt ihr wieder Konzerte?
Ursprünglich geplant war, Ende Frühling/anfangs Sommer wieder Konzerte zu geben. Da wir nun auf der Suche nach einer Violinistin oder einem Violinisten sind, kann man das zurzeit nicht genau sagen. Sobald wir jemanden gefunden haben, müssen wir mit dieser Person mindestens ein halbes Jahr proben, bevor wir wieder live auftreten können. Es gibt auch vereinzelt Anfragen für Auftritte. Momentan ist es aber nicht möglich, zuzusagen.

Wie lange seid ihr schon in diesem Proberaum?
Wir haben kürzlich das fünfjährige Jubiläum gefeiert.

gut eingerichteter proberaum
Der Infinitas-Proberaum ist praktisch, zugleich aber auch gemütlich eingerichtet
Bildquelle: feldwaldwiesenblogger

Wie oft probt ihr?
Piri: Alle zusammen einmal pro Woche, am Dienstag. Vor Konzerten manchmal sogar häufiger. Eine Bandprobe dauert durchschnittlich zwei Stunden.
Selv: Piri und ich proben zusätzlich ein- oder zweimal pro Woche gemeinsam. Jeder übt für sich die Songs zuhause. Bei den Proben verfeinern wir das Zusammenspiel, ausser wir sind an neuen Songs.
Piri: Wenn ein Song steht, bringen wir ihn auf Band. Jeder kann dann zuhause für sich diese Vorabversion hören und dazu spielen.
Andrea: Für mich ist die Bandprobe die wichtigste Probe. Die Texte lassen sich zuhause gut einstudieren. Aber zu den Aufnahmen singen ist für mich relativ schwierig.

Was denkt ihr ganz allgemein über die Musikszene im Raum Schwyz? Welchen Platz nehmt ihr dort ein?
Selv: Im Raum Schwyz ist der Metal halt nicht sehr gross vertreten, und nicht so hoch im Kurs. Es sind mehr die Stilrichtungen Rock, Blues oder Pop. Im Muotathal haben wir beispielweise seit Bestehen der Band erst einmal gespielt, letztes Jahr beim Harvest. Der Auftritt kam sehr gut an.
Die Schwyzer Musikszene ist eine coole und aktive Musikszene, mit vielen guten Bands. Der Metal fehlt halt einfach ein wenig, da nicht so viele Leute diese Musikart hören oder an Konzerte gehen.

Piri: Wir machen eher Konzertmusik zum Hören, und weniger zum Festen. In Schwyz und Brunnen haben wir schon ein paar Mal gespielt. Da gibt es viele Leute, die uns an den Konzerten hören wollen. Die meisten unserer Auftritte sind aber ausserhalb des Talkessels von Schwyz. Musikalisch läuft viel im Talkessel und es gibt auch viele Musiker. Man könnte praktisch jedes Wochenende irgendwo an ein Konzert.
Andrea: Wir sind keine Partyband, Spass haben kann man aber trotzdem an unseren Konzerten. Ich finde, im Muotatal hat es sehr viele Musiker. Aber auch Sänger, welche in irgendeinem Chor singen. Viel vielfältiger, als dort wo ich aufwuchs.

Die Muotathaler sind dafür bekannt, dass sie nebst der urchigen Ländlermusik am liebsten kernigen Rock à la AC/DC, Status Quo, CCR oder wie sie sonst noch heissen, stehen. Wie reagieren sie auf eure Musik?
Piri: Ich habe mit einigen schon über unsere Musik gesprochen. Einzelne davon meinten: Was ihr macht, gefällt mir nicht, aber ihr macht es gut. Ich denke, unsere Musik ist für einen Nicht-Metal-Fan teilweise komplex und schwer zu hören. Es sind halt nicht AC/DC-Songs, wo man meist nach zwei Takten weiss, wo’s lang geht.
Andrea: Mir haben schon einige gesagt, dass Metal nicht ihre Musik sei, unseren Stil hingegen aber gut finden. Was wahrscheinlich das Melodiöse mitsamt der Geige ausmacht.
Selv: Im Muotatal kennt man uns nicht unbedingt, da wir abgesehen vom Harvest-Gig halt nie hier spielen. Zum ersten Mal haben uns viele Muotathaler gehört, als wir vorletztes Jahr zusammen mit Polution im Restaurant Rose in Ibach SZ gespielt haben. Viele Muotathaler hören Slayer oder Metallica. Aber unsere Art von Musik ist für sie unbekannt, und sie kennen sie auch nicht.
Piri: Vielleicht spielt auch in dieser Hinsicht der konservative Muotathaler eine Rolle. Etwas Neues, dem man skeptisch gegenüber ist. Es gibt aber einige Muotathaler, die Gefallen an unserer Musik gefunden haben und an unsere Konzerte kommen.

Eine Melodic Trash Metal-Szene gibt es in dem Sinn nicht. Wo passt ihr am ehesten rein?
Selv: In die Metal-Szene, wo verschiedene Stilrichtungen vertreten sind. Um die grossen Schweizer Städte wie Zürich, Luzern oder Basel ist die Szene am aktivsten und grössten. Da muss man schauen, dass man rein kommt. Das Metal-Angebot in der Schweiz ist sehr gross und sehr gut. Ich entdecke oft neue Bands, von denen ich noch nie gehört habe. Die meisten spielen sehr professionell.
Piri: Unser Melodic Trash Metal ist ganz allgemein auf die Metal-Szene als solches ausgerichtet. Es gibt keine separate Szene wie beim Death Metal.
Andrea: Für uns öffnet sich dabei immer wieder mal ein Törchen, da wir nicht so eine enge Schiene fahren. So passen wir auch irgendwie zu Folk, oder spielten schon mit Death Metal-Bands zusammen. Und das Trashige passt halt auch.

Wie viel Zeit investiert ihr in eure Band und ganz allgemein in die Musik?
„Viel“ sagen die Drei im Chor. Es ist bei uns allen das Hobby Nummer eins. Dazu gehören nicht nur Konzerte, sondern auch die Organisation, Werbung für Auftritte und das Betreuen von Homepage und Facebook-Seite.
Selv: Eine Band funktioniert ähnlich wie eine Firma. Da gibt es auch verschiedene Dinge zu erledigen. Ich bin für die Aufnahmetechnik zuständig, Piri für die Homepage, Andrea für die Facebook-Seite und Pauli verwaltet die Kasse. So hat nebst der Musik jeder seine Aufgaben.
Piri: Selv und ich investieren vermutlich am meisten Zeit in die Band. Es ist schwierig zu sagen, um wie viele Stunden es sich dabei handelt.

Piri und Selv arbeiten je zu 80 Prozent, und geben noch Unterricht an ihren Instrumenten. Andrea studiert und hat noch einen Nebenjob. Pauli hat ein eigenes Geschäft und arbeitet in einem 100 Prozent-Pensum.

Ist Harvest ein Konzertfestival von Piri oder ganz allgemein von Infinitas?
Piri: Am Anfang machten wir es als Band. Inzwischen nicht mehr. Es ist nun ein Projekt von mir, die anderen helfen aber auch mit. Wir wollen bei Infinitas Bekanntheit erlangen mit der Musik und nicht wegen Harvest.

Harvest fand letztes Jahr zum vierten Mal statt. Wie Piri erklärte, wird es 2016 zum fünften Mal durchgeführt.

Wäre es euer Ziel oder Wunsch, dass plötzlich der totale Erfolg einschlagen würde?
Piri: Von mir aus darf das der Fall sein. Es wäre ein Traum. Der Hinterkopf meint, dass es nicht funktioniert, ich will es aber irgendwie nicht wahrhaben. Vielleicht wäre es auch nicht so cool, auf einmal ein halbes Jahr nicht zuhause zu sein. Für mich wäre es optimal, wenn wir im Monat 20 Prozent der Zeit mit der Band abdecken könnten. Nicht mehr arbeiten, muss nicht unbedingt sein. Zu einem Teil von der Musik leben zu können, wäre schon sehr schön. Das ist sicher realistischer, als der totale Erfolg.
Andrea: Wenn es so einschlagen würde, und man davon leben könnte, dann ist das okay. Wenn es aber einschlagen sollte, und man nicht davon leben kann, finde ich das problematisch. Wir gehen Schritt um Schritt, und wenn der Erfolg eintritt, umso schöner.
Selv: Ich habe dabei gemischte Gefühle. Es wäre cool, wenn man von dieser Musik leben könnte. Aber ich möchte nicht das ganze Jahr irgendwo auf Tour sein. Ein paar Monate würde ich okay finden. Denn ich bin sehr gerne hier. Es kommt auch darauf an, was Erfolg ist. Für mich gilt schon als Erfolg, wenn wir einmal pro Monat ein Konzert spielen können, CD’s verkaufen und ab und zu in Deutschland oder Österreich auftreten könnten.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Andrea: Ich wünsche mir, dass wir eine gute Geigerin oder einen guten Geiger finden, der gut zu uns passt. Das Beste wäre zudem, dass sie oder er auch gut singen könnte, um Background-Gesang beisteuern zu können.
Selv: Ich wünsche mir, dass wir guten Ersatz finden und lange zusammen bleiben, um Musik machen zu können. Viele Konzerte und eine CD.
Piri: Ich wünsche mir ein neues Snare. Alle lachen. Selv meint: „Und ich wünsche mir, dass Piri einen neuen Schlagzeugstuhl kauft.“ Nein, im Ernst: Möglichst lange schöne Momente miteinander erleben zu dürfen, und zusammen sein und musizieren können. Das ist eigentlich das Wichtigste. Und wenn wir noch Konzerte spielen dürfen und eine CD aufnehmen können, wäre es noch geiler.

infinitas am proben
Bildquelle: feldwaldwiesenblogger

Nach dem Interview spielten mir die drei einige Songs vor, und ich lauschte ihrem ausgeklügelten und speziellen Melodic Trash Metal-Sound. Ich finde, Infinitas macht ihre Sache sehr gut und hat es verdient, in der Schweizer Metal-Szene einen Platz zu finden.
Ich bedanke mich bei der Band für das Gespräch und wünsche ihnen für die Zukunft alles Gute, viel Erfolg und dass ihre Wünsche in Erfüllung gehen. Als ersten Wunsch mag ich den jungen Musikern eine Geigerin oder einen Geiger gönnen.

feldwaldwiesenblogger

Ein Gedanke zu “Zu Besuch im Proberaum von Infinitas: „Wir wünschen uns guten Ersatz auf der Violinen-Position“ – Teil 2

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