Polo Hofer – der geldgierige Schweizer des Jahres?

Ha! Das war gestern wieder ein gefundenes Fressen für die Weltverbesserer. Die Zentralschweiz am Sonntag rüttelte seine Leser schon am frühen Morgen mit der Schlagzeile „Polo bittet Fernsehen zur Kasse“ wach. Und weiter: „Der Schweizer des Jahres nahm nur gegen Honorar an der TV-Show teil.“

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Bildquelle: Zentralschweiz am Sonntag

Auf Seite sechs der genannten Zeitung wurde eine Story mit dem Titel „Der Preis war Polo nicht genug“ nachgelegt. Denn: Hofer wurde vor Wochenfrist bei den SWISS AWARD‘s zum Schweizer des Jahres gekürt. Nun ist ausgekommen, dass er für seine Auftritte an den Shows Geld verlangte und bekommen hat. Sermîn Faki, die Verfasserin des Artikels, schrieb unter anderem dazu: „Politiker sind entsetzt“, und „Polo Hofer hat auf seinen Wunsch hin eine Entschädigung erhalten, bestätigt das Schweizer Fernsehen SRF entsprechende Recherchen der Zentralschweiz am Sonntag.“ Es soll sich dabei um jeweils einen „ganz tiefen vierstelligen Betrag“ gehandelt haben.

Diese „Unverschämtheit“ von Hofer rief natürlich sofort die Politiker auf den Plan: „Peinlich, daneben, grenzwertig“ liessen diese verlauten. Allen voran so Gutmenschen wie Filippo Leutenegger (FDP), CVP-Nationalrat Gerhard Pfister, SVP-Nationalrätin Natalie Rickli, FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen und CVP-Nationalrat Martin Candinas. Sie schossen einerseits eine Breitseite Richtung SRG ab – „No Billag und Co.“ lassen grüssen. Andererseits liessen sie an dem in Interlaken geborenen Musiker wegen seiner Forderung kein gutes Haar. Candinas meinte denn auch ganz lapidar: „Der Betrag ist gering. Doch allein die Tatsache, dass er diese Bedingung gestellt hat, finde ich fragwürdig“. Er ist denn auch von „Polo National“ enttäuscht.

Man könnte jetzt ins selbe Horn blasen wie diese „lieben und netten“ Politiker. Aber: Bevor ich das tun würde, lohnt sich ein zweiter Blick auf diese „unerhörte“ Geschichte. Das ganze entbehrt nämlich nicht einer gewissen Komik. Faki ergänzt nämlich zu der „Service-Public-Diskussion“: „Die Tatsache, dass Prominenten eine Gage gezahlt wird, ohne dass diese eine Leistung erbringen, dürfte da wenig hilfreich sein.“ Sie meint auch, dass der SRG wohl nun bald die Flügel gestutzt würden. Wegen solchen und anderen Untaten.

Man kann Hofers Auftritt bei den SWISS AWARD’s, bei welchem er „keine Leistung erbringen musste“, durchaus mit der Promi-Politiker-Kaste um Frau Rickli vergleichen. Im Parlament zu Bern sitzen einige gewählte Abgeordnete, welche oft auch „keine Leistung erbringen (müssen).“ Diese machen das aber nicht etwa gratis – Nein, nein: Diese „Gemütspantoffeln“ werden ebenso fürstlich entlöhnt wie ihre Kollegen von der fleissigen Parlamentsbienchen-Fraktion.

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Der BLICK griff die Story, mit dem Hinweis auf die Zentralschweiz am Sonntag, ebenfalls auf
Bildquelle: blick.ch

Man könnte nun den Faden weiterspinnen: Viele der Parlamentarier haben meist noch einen Beruf und kassieren dort schon (einen ordentlichen) Lohn. Nebst dem regulären Lohn und einem grosszügigen Parlamentarierhonorar sitzen viele von diesen „Gutmensch“-Politkern noch in diversen Verwaltungsräten. Auch dort wird abkassiert, oft auch für wenig bis keine Tätigkeit.

Und Polo? Der Troubadour der Schweizer Musikszene ist ein Berufsmusiker und lebt „nur“ von seiner Musik. Für seine Auftritte kassiert er eine Gage. Von etwas muss der Mann schliesslich leben. Soweit mir bekannt ist, sitzt der bald 71-jährige nämlich nicht im Bundesparlament und in keinem Verwaltungsrat.
Und, wie Frau Faki zum Schluss ihres Artikels richtig schreibt, schafft Hofer auf seiner Website Transparenz. Denn er sagt Nein zu einer Präsenz ohne Honorar. Ergo wurde Polo vom Schweizer Fernsehen angefragt und nicht umgekehrt. Dieser hat denen zu Beginn erklärt: „Ich komme nur gegen eine Gage“. Denn für den Berner Oberländer war es ein Engagement, in Zusammenhang mit seinem Job als Musiker. Nicht mehr und nicht weniger. Er wurde trotz seiner Honorar-Forderung zur Sendung eingeladen.

Frage an Rickli und Co.: Würden sie ohne Honorar im Parlament oder in irgendwelchen Verwaltungsräten sitzen? Eben. Die Antwort wäre zu 100 Prozent Nein. Also, was soll diese Heuchelei?
Polo Hofer lebte seit jeher von seiner Musik. Und ein Auftritt im Schweizer Fernsehen, auch ohne dass er „eine Leistung erbringt“ ist für den bekanntesten Schweizer Mundartrocker ein Auftritt. So oder so.

Ich möchte nicht wissen, für was alles die in diesem Text erwähnte Politiker-Gilde jeweils Honorare ausstellt. Wenn jemand meint, diese Herrschaften treten irgendwo gratis auf, dann ist das einfach nur naiv.
Deshalb ist der neu gekürte Schweizer des Jahres nicht mehr und nicht weniger geldgierig wie die „entsetzten“ und „enttäuschten“ Politiker. Eines aber unterscheidet diese aber: Polo ist eine grundehrliche Haut und spielt von vorneherein mit offenen Karten. Was man von gewissen Politkern nicht behaupten kann.

feldwaldwiesenblogger

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