Rückblick Woche 1: Nachgefragt bei Marco Reichmuth und Arosa Tourismus

Text: feldwaldwiesenblogger

Das neue Schwinger-Jahr wurde traditionell mit dem Berchtold-Schwinget eingeläutet. Samuel Giger bewies dabei bereits zu Jahresbeginn eine tolle Frühform und gewann mit sechs siegreichen Gängen. Der Thurgauer war eine Klasse für sich, und bewies auch, dass er an Vielseitigkeit zugelegt hat.
Nebst Giger war in der Saalsporthalle Zürich Marco Reichmuth ein tonangebender Schwinger. Der Innerschweizer qualifizierte sich absolut verdient für den Schlussgang. Ihm stellte ich heute fünf Fragen zum gestrigen Saisonauftakt.
Zum «Arosa Winter-Bergschwinget» wollte ich mehr wissen, und fragte deshalb bei Arosa Tourismus nach. Marco Mazenauer erteilte mir zu fünf Fragen schriftlich Antworten.


Samuel Giger war am Berchtold-Schwinget eine Klasse für sich
Bild: schlussgang.ch

123. Zürcher Berchtold-Schwinget: Der Sieger heisst Samuel Giger
Der Thurgauer gewinnt den Schlussgang in der zweiten Minute gegen den Zuger Marco Reichmuth mit Innerem Haken und Vervollständigen.

Am Morgen sind 116 Schwinger angetreten, darunter vier Eidgenossen und weitere starke Kranzer. Das Schwingfest in der Saalsporthalle in Zürich-Wiedikon verfolgten 1’700 Zuschauer. Obwohl die Schwinger mitten im Wintertraining stecken, boten sie gute und teilweise spektakuläre Schwingerarbeit. Die Schwingerfreunde zeigten sich begeistert vom ersten Schwingfest der Saison.

Giger zeigte eine überragende Leistung. Man darf deshalb auf die weiteren Auftritte des jungen Thurgauers gespannt sein. Gestern teilte der 15-fache Kranzfestsieger zudem mit, dass er als Gast am «Innerschweizerischen» in Ibach SZ (5. Juli) antreten, und eine Woche später auf der Rigi starten wird.


Marco Reichmuth war der glückliche Sieger vom Niklausschwinget Dietikon 2019
Bild: schwingklub-cham.ch

Nachgefragt bei Marco Reichmuth
Der jüngere Bruder von Pirmin Reichmuth zeigte am Berchtold-Schwinget, wie bereits vor fünf Wochen am Niklausschwinget in Dietikon, eine tolle Leistung. Mit vier Siegen und einem «Gestellten» erreichte Marco verdient den Schlussgang. Beim Anschwingen bodigte der 22-Jährige mit Roger Rychen gar einen Eidgenossen.
Marco hat 14 Kränze auf seinem Konto, darunter zwei Berg- und vier Teilverbandskränze. Der 187 Zentimeter grosse und 108 Kilogramm schwere Athlet ist Mitglied vom Schwingklub Cham-Ennetsee und arbeitet als Bauspengler.

Herzliche Gratulation zum Erreichen des Schlussganges! Was ging dir hinterher durch den Kopf?
«Ich war natürlich enttäuscht, wusste aber, was für eine Nummer Samuel Giger ist. Ich hätte auch gerne einen Angriff angesetzt, und nahm mir vor, in die Haken reinzugehen. Dass ich gleich im ersten Zug verlor, löste bei mir eine kleine Enttäuschung aus. Gegen den Thurgauer ist das schon anderen Schwingern passiert. Nach dem ersten Frust überwog aber die Freude über den gestrigen Tag.»

Würdest du heute mit einer anderen Taktik den Schlussgang in Angriff nehmen?
«Eigentlich nicht, ich würde erst abwarten. Von Giger kam ganz am Anfang ja auch nichts. Bei einem anderen Mal würde ich etwas mehr riskieren, und wer weiss, vielleicht würde dann was gehen.»

Du hast die Endausmarchung souverän erreicht. Welcher Gang war für dich ein sogenannter «Schlüsselgang»?
«Der erste Gang. Ich war ursprünglich gegen Roman Hochholdinger eingeteilt. Es erfolgte aber eine Umteilung, und so traf ich auf Roger Rychen, gegen welchen ich zuvor schon zweimal gewonnen habe. Mit einem Brienzer rückwärts konnte ich Roger gestern relativ rasch besiegen. Ich versuchte anschliessend genauso konsequent weiter zu schwingen. Mir war bewusst, dass vieles möglich ist. Es ging dann, abgesehen von einem «Gestellten», bis zum Schlussgang so weiter.»

Was für ein persönliches Fazit ziehst du vom Berchtold-Schwinget?
«Ein sehr gutes. Gewisse Schwünge, welche ich beim Techniktraining geübt habe, konnte ich gestern anwenden. Andere Schwünge kamen aber noch nicht so, wie ich es gerne hätte. Ich werde bis zu den Frühlingsschwingfesten daran weiterfeilen, und hoffe, dass diese dann funktionieren.»

Nach dem Sieg am Niklausschwinget Dietikon und der tollen Leistung am Berchtold-Schwinget beweist du bereits jetzt eine tolle Form. Zudem reifst du nun zu einem Spitzenschwinger. Auf was führst du das zurück?
«Ich hatte bisher jedes Jahr einen Schritt nach vorne gemacht, und durfte gesund bleiben. An meinem Training habe ich nicht viel geändert, auch sonst nicht. Ich baue auf den Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren gesammelt habe, auf. Mit dem zunehmenden Alter kommt nun auch die Reife.»


Das Bündner-Glarner Kantonalschwingfest fand am 17. Juni 2018 nach 1936 und 2006 zum dritten Mal in Arosa statt. Das Organisationskomitee bestand aus Vertretern von Arosa Tourismus, sowie Schwingerfreunden aus Arosa und dem Schwingclub Chur.
Foto: arosalenzerheide.swiss

Nachgefragt bei Arosa Tourismus betreffs dem «Arosa Winter-Bergschwinget»
Guten Tag Herr Mazenauer,
Ich habe gehört, dass Sie den «Arosa Winter-Bergschwinget» geplant, und dabei Schwinger aus allen Teilverbänden eingeladen haben. Der Zentralvorstand (ZV) vom Eidgenössischen Schwingerverband (ESV) hat diesen Schwinget aber als «wildes Schwingfest» eingestuft. Heisst: Angetretene Schwinger und Funktionäre hätten sich strafbar gemacht. Wie ich vernommen habe, wurde der Bergschwinget inzwischen abgesagt. Ich habe zu dieser Thematik nachfolgend einige Fragen:

War Ihnen bei der Planung nicht bewusst, dass jedes Schwingfest gemäss den Bestimmungen eines Rangschwingfestes über einen Schwingklub laufen muss?
«Es war uns durchaus bewusst, dass wir das Schwingfest nicht im Alleingang durchführen können und auch nicht wollen. Mit der Durchführung des Bündner-Glarner Kantonalschwingfestes 2018 konnten wir zwar zeigen, dass wir alle nötigen Ressourcen zur Durchführung eines Schwingfestes mitbringen.»

Haben sich tatsächlich Schwinger angemeldet?
«Nein, es haben sich keine Schwinger angemeldet.»

Hat der ZV mit Ihnen Kontakt aufgenommen, und Ihnen erklärt, dass er diesen Bergschwinget als «wildes Schwingfest» einstufen wird?
«Wir standen in einem guten Austausch mit dem ZV. Natürlich verstehen wir auch die Vorgaben des Verbandes und haben uns dann gemeinsam gegen die Durchführung entschieden. Uns wäre es am «Arosa Winter-Bergschwinget» ein grosses Anliegen gewesen, die Schwinger einmal neben dem Schwingalltag zusammen zu bringen. Um auch neben dem Sägemehlring gemeinsam Zeit zu verbringen, und Kontakte zu knüpfen. Der Versuch unseren Event anzupassen, um trotzdem einige Eidgenossen nach Arosa einzuladen, ist dann allerdings ebenfalls gescheitert und musste abgesagt werden.»

Hätten Sie den «Arosa Winter-Bergschwinget» als Hallenschwinget durchführen wollen?
«Nein, die Idee war tatsächlich, draussen auf dem Schnee zwei Ringe zu platzieren.»

Wie weiter? Versuchen Sie nochmals einen Anlauf, gemäss den üblichen ESV-Bestimmungen?
«Wie bereits erwähnt, haben wir versucht den Event noch anzupassen. Auch diese Anpassungen wurden vom ESV nicht gutgeheissen. Deshalb sehen wir auch keinen Grund mehr, die Planung weiter zu verfolgen. In unseren Augen ist dies sehr schade. Wäre es doch eine Chance gewesen, unseren Nationalsport einmal in ein etwas anderes und neues Licht zu rücken.»


Dominik Streiff liess an Silvester trotzdem die Korken knallen
Bild: blick.ch

Zu guter Letzt
Wie der BLICK berichtete, liess Dominik Streiff an Silvester trotzdem die Korken knallen. Denn: Der Schwyzer fiel am ESAF bereits im ersten Gang verletzt aus, und wurde in der Schlussrangliste als Letzter geführt.
Dominik ist mittlerweile auf dem Weg zurück ins Sägemehl, und will nicht mit dem Schicksal hadern. Der Turnerschwinger hofft auf das ESAF 2022 in Pratteln, und erklärt: «Ja, es wäre schön, wenn ich nochmals an ein Eidgenössisches könnte. Das nächste Mal aber bitte für mehr als nur ein paar Minuten.»

feldwaldwiesenblogger

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