Schwingsport im Tessin: „Ich muss sie nicht motivieren, sie motivieren mich!“ (Teil 5)

Wir sind bereits beim Teil fünf zum Schwingsport im Tessin angelangt. Insgesamt habe ich sechs Teile vorbereitet. Das Gespräch mit Edi Ritter, welches doch schon eine Weile her ist, dauerte relativ lang. Ich erhielt dabei so viele interessante Informationen, dass ich mich entschied, diese den Schwingerfreunden nicht vorzuenthalten. Überdies war es auch meine Absicht, die schwingerische Randregion Tessin für einmal in den Fokus zu stellen.

trainingslokal
Das kleine aber feine Trainingslokal im Centro Sportivo
Bildquelle: feldwaldwiesenblogger

Gaben im Tessin auch schon bekannte Schwinggrössen Schwingkurse?
Edi meint dazu: „Nein. Aber: Ich habe jede Menge Angebote, von Schwingerkönigen bis zu fünffachen Eidgenossen, welche sehr gerne bei uns im Tessin gratis und franko einen Kurs geben möchten. Warum habe ich bisher noch nicht davon Gebrauch gemacht? Nun: Ich hatte das Gefühl, dass unsere Schwinger noch nicht so weit sind. Sie sind natürlich auch sprachlich der ganzen Sache gegenüber sehr skeptisch. Die älteren Athleten sind langsam so weit, dass sie das begreifen und auch möchten. Dieses oder nächstes Jahr werde ich so ein Angebot gerne entgegen nehmen.“

Besuchen Tessiner Schwinger auch Schwingtrainings in der Deutschschweiz?
Laut dem Präsidenten und Technischen Leiter sind das Jungschwinger, welche in den Kader-Kategorien des Innerschweizerischen Schwingerverbandes (ISV) sind. Pro Kategorie sind jeweils die 15 bis 20 besten Jungschwinger der Innerschweiz dabei. Edi dazu: „Wir hatten für den Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag (ENST) 2015 in Aarburg am Anfang sogar drei Jungschwinger im Kader. Später war noch einer dabei, ganz zum Schluss schied dieser dann knapp aus. Bei uns ist der Weg ein Problem. Man muss klar sehen, dass der Weg vom Tessin nach Wolhusen LU, wo die Kader-Trainings stattfinden, sehr weit ist. Dafür fahren wir fünf Stunden Auto, zweieinhalb Stunden hin und zurück. Das ist nicht das gleiche, wie wenn wir nach Siebnen SZ an ein Schwingfest fahren. Der Schwinget dauert von morgens bis abends. Das Training hingegen dauert um die dreieinhalb Stunden.“
Für das Luzerner Kantonale, welches 2016 am 29. Mai in Escholzmatt stattfand, sind die Tessiner Aktiven am Tag vorher angereist. Am Sonntagabend waren sie um Mitternacht wieder zurück. Edi ergänzt: „Das mit den weiten Wegen kennen die Deutschschweizer in dem Ausmass halt nicht. Ich muss mit diesem Umstand vorsichtig umgehen. Selbst für einen Schwingkurs. Denn der Weg via Gotthard ist nicht zu unterschätzen.“

Apropos ISV-Kader-Bildung: Das Eidgenössische Ehrenmitglied erklärt: „Kader werden zum Beispiel dann gebildet, wenn auf einen Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag hin trainiert wird. Von den Mitgliedern der Technischen Kommission (TK) wird pro Jahrgang anhand von Ranglisten und den erzielten Punkten ein Kader gebildet.“

Wie motiviert Edi seine Schwinger?
„Ich muss sie nicht motivieren, es ist umgekehrt“, schwärmt Edi. Und weiter: „Sie motivieren mich mit fast 66 Jahren, wenn immer möglich jeden Mittwoch und jeden Donnerstag ins Centro Sportivo ins Training zu kommen. Mit ihnen die Stunden zu verbringen, für sie quer durch die Schweiz zu fahren und an all die Sitzungen zu gehen.“

Wie viel Zeit investiert der Präsident und TK-Chef eigentlich in den Schwingsport?
Der Tessiner Schwingerverantwortliche überlegt und sagt: „Das sind zirka anderthalb Arbeitstage pro Woche. Dazu gehören aber auch all die Reiserei und Tätigkeiten rund um den Schwingsport. So war ich bis Ende 2016 noch Präsident der Doping-Kommission des Eidgenössischen Schwingerverbandes. Weiter gehören auch sechs bis acht ISV-Vorstandssitzungen oder zwei TK-Sitzungen dazu. Eine ISV-Sitzung beginnt um 19 Uhr, und dann wird in der Regel bis Mitternacht gearbeitet. Später fahre ich, je nachdem wo die Sitzung stattfindet, noch zwei bis zweieinhalb Stunden nach Hause. Zudem kommen auch verschiedene schriftliche Arbeiten dazu. 15 Stunden pro Woche sind das locker, welche ich für den Schwingsport investiere.“
Edi schliesst die Frage mit folgenden Worten ab: „Man könnte fast meinen, dass ich einen „Ecken ab“ habe. Aber: Meine Motivation sind die Schwinger. Sie sind einfach immer da, und ich kann mich auf sie verlassen.“

feldwaldwiesenblogger

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