Sieben Eidgenossen am Lichtmess-Schwinget: Eine Vorschau

„Am Samstag, 2. Februar haben acht Schwinger die Reise in die Ostschweiz unternommen. Hier wurden sie von unserem Gastklub freundlich empfangen und verpflegt. Danach wurde ein Fasnachtsanlass in der Ostschweiz besucht. Der Lichtmess-Schwinget wurde durch den einheimischen Eidgenossen Michael Bless dominiert. Im Schlussgang konnte er bereits nach dem ersten Zusammengreifen den St. Galler Tobias Riget ins Sägemehl betten. Die Rothenburger Schwinger kämpften mit unterschiedlichem Erfolg.“
Dieser Textauszug fand ich auf der Homepage vom Schwingklub Rothenburg. Das besagte Lichtmess-Schwinget fand am 3. Februar 2013 statt. Michael Bless gewann auch die Ausgabe von 2016, bei welcher er wie schon 2013 alle sechs Gänge siegreich gestalten konnte. Im Schlussgang bodigte er Martin Roth vom Schwingklub Herisau.

lichtmess-schwinget_2013-ch
Lichtmess-Schwinget 2013: Adrian Dober gegen Werner Keller
Bildquelle: schwingklub-rothenburg.ch

2017 findet bereits die 55. Ausgabe des Lichtmess-Schwingets statt. Der Austragungsort ist das Oberstufenzentrum in Gais AR, das Schwingfest wird vom ortsansässigen Schwingklub durchgeführt. Der SCHLUSSGANG führt auf ihrer Homepage die Eidgenossen Michael Bless, Raphael Zwyssig, Marcel Kuster, Martin Hersche, Peter Horner, Florian Gnägi und Philipp Roth als angemeldete Spitzenschwinger auf.

Konrad Fitze ist ehemaliger Präsident des Schwingklubs Gais, und versah sein Amt von 2001 bis 2016. Konrad dazu: „Nach dem Rücktritt bleibe ich weiterhin mit dem Schwingsport verbunden. So bin ich im Kantonalvorstand als Vizepräsident tätig. Und da mein Sohn schwingt, helfe ich auch bei der Betreuung der Jungschwinger mit. Weiter bleibe ich unserem Klub bei der Mithilfe von Schwingfesten erhalten.“
Zum bevorstehenden Lichtmess-Schwinget, für gewöhnlich das zweite Schwingfest des Jahres, gab er bereitwillig Auskunft.

Wann fand der erste Lichtmess-Schwinget statt?
Aus dem Buch „100 Jahre Appenzeller Kantonal-Schwingerverband“ entnehme ich, dass 1962 der erste Lichtmess-Schwinget stattfand. 1966 fiel das Schwingfest wegen der Maul- und Klauenseuche aus. Sonst wurde es meines Wissens jedes Jahr durchgeführt.

Wo fand der Anlass einst statt?
Bis 2011 in der Leichtathletik-Halle, wo die Schwinger vom Schwingklub Gais auch ihr Trainingslokal haben. Da der Platz dort etwas eng ist, haben wir für die 50. Ausgabe im Jahr 2012 ins Oberstufenzentrum gewechselt, und blieben für die folgenden Schwingfeste gleich dort.

Der Name Lichtmess ist auf einen katholischen Kirchentag zurückzuführen. Wikipedia weiss dazu: „Lichtmess galt in der katholischen Kirche früher als Ende der Weihnachtszeit.“

Die Katholiken feiern am 2. Februar „Mariä Lichtmess“. Ist das ein Feiertag bei euch in Gais oder im Appenzellerland?
Jein. Der reformierte Halbkanton Ausserrhoden kennt diesen Feiertag nicht. Lichtmess ist für die Bauern im Appenzell ein sogenannter Lostag. Die Überlieferung besagt, dass an diesem Tag noch die Hälfte des Heustocks vorhanden sein sollte.

Wer hatte damals die Idee, ein Schwingfest um Mariä Lichtmess zu organisieren?
Der Lichtmess-Schwinget ist aus dem Schwingklub Gais entstanden und wurde schon immer von ihnen organisiert.
1946 wurde der Schwingklub Gais gegründet, und im gleichen Jahr organisierten sie das Appenzeller Kantonale. Der junge Klub überlebte leider nicht lange und wurde in der Folge wieder aufgelöst. 1961 wurde der Schwingklub Gais ein zweites Mal gegründet. Der damalige Präsident hiess Walter Schulthess. Unter ihm wurde der Lichtmess-Schwinget ins Leben gerufen. Im Jahr darauf, anno 1962, fand die erste Ausgabe des mittlerweile traditionellen Hallenschwingfestes statt.

Michael Bless hat den Anlass schon sieben Mal gewonnen. Der Sieg wird wohl auch 2017 über ihn führen. Wer wird ihm dabei wohl den meisten Widerstand leisten?
Ich gehe davon, dass es einer der anwesenden Eidgenossen wie Raphael Zwyssig oder Marcel Kuster, welcher den Anlass auch schon zweimal gewann, sein wird. Ich hörte, dass sich auch Florian Gnägi angemeldet hat.
Übrigens: Marcel Kuster ist TK-Chef der Gaiser Schwinger. Er kann dir zu den angemeldeten Gastschwingern mehr Auskunft geben.

Gesagt – getan: Ich griff nach dem Gespräch mit Konrad Fitze erneut zum Telefonhörer und stellte Marcel die nächste Frage.

Apropos Florian Gnägi: Welche Gastklubs und Gäste werden euch 2017 beehren?
Die beiden Gastklubs von ausserhalb der Nordostschweiz sind Biel und Rothenburg. Vom Schwingklub Biel haben sich bisher der Eidgenosse Florian Gnägi, der Neueidgenosse Philipp Roth und der Teilverbandskranzer Dominik Roth angemeldet. Von den Rothenburgern erhielten wir bisher fünf Anmeldungen. Zwei der fünf Schwinger sind Kranzer. Weiter hat sich der Glarner Neueidgenosse Peter Horner angemeldet. So eine gute Besetzung hatten wir noch nie.

marcel-kuster
Neueidgenosse Marcel Kuster, zugleich TK-Chef vom Schwingklub Gais
Bildquelle: rheintaler.ch

Wenn ich richtig mitgezählt habe, sind nach Adam Riese also sieben Eidgenossen für morgen Samstag gemeldet. Inklusive Marcel Kuster, dem ich für seine Auskunft dankbar bin. An dieser Stelle übernimmt wieder Konrad Fitze.

Mit wie vielen Schwingern und Zuschauern rechnet ihr für das morgige Schwingfest?
Wir erwarten um die 60 bis 70 Schwinger und 200 bis 300 Zuschauer. Wenn uns noch mehr Schwingbegeisterte die Aufwartung machen werden, haben wir selbstverständlich nichts dagegen. Dadurch, dass der Schwinget an einem Samstag durchgeführt wird, erhoffen wir uns noch mehr Zuschauer. Wir würden uns auch freuen, wenn die Leute nach dem Schwingfest noch etwas bleiben. Denn wir bieten eine Festwirtschaft mit volkstümlicher Musik und eine Bar an.

Eine Frage zum Schwingklub Gais: Wie viele Aktive und Jungschwinger zählt ihr zurzeit?
Es sind 22 Jungschwinger und um die 20 Aktive.

Das Jahr ist noch jung und die eigentliche Schwingfestsaison ist eigentlich noch ein Stück weit entfernt. Wie gut sind die Schwinger von eurem Klub schon drauf?
Ich würde sagen, dass sie sehr gut drauf sind. Wir haben derzeit praktische keine Verletzten. In anderen Jahren war um diese Zeit meist einer unserer Eidgenossen verletzt. Aber: Die Schwinger sind sicher noch nicht auf dem höchsten Level. Dies wird dann um den Unspunnen-Schwinget herum sein. Ihre Gegner handhaben das mit dem Formstand aber wohl ähnlich.

Beginnen eure Schwinger wegen dem Lichtmess-Schwinget früher als andere Klubs mit dem Trainingsbeginn nach der Herbstpause? Wann erfolgte der Trainingsbeginn?
Der Trainingsstart erfolgte im November. Der Lichtmess-Schwinget spielt dabei für unsere Schwinger keine grosse Rolle. Sie richten ihren Trainingsplan nach den grossen Schwingfesten aus, was auch begreiflich ist.

Der Appenzeller Schwingerverband besteht nebst dem Schwingklub Gais auch aus den Schwingklubs Appenzell, Wolfhalden und Herisau. Das sind drei Klubs in Ausserrhoden und mit Appenzell ein Klub von Innerrhoden. Ausserrhoden verfügt also eindeutig über mehr Schwinger?
Der Kantonalverband erstreckt sich mit den vier Klubs über beide Halbkantone. Insgesamt ist es schon so, dass Appenzell Ausserrhoden mehr Schwinger hat. Zu Thomas Sutter’s Zeiten war der Schwingklub Appenzell sehr stark. Etwas früher, zu Ernst Schläpfer’s Zeiten, war es der Schwingklub Herisau. Stärkemässig hat momentan sicher der Schwingklub Gais die Nase vorn. Bei den Jungschwinger- und Aktivschwingerzahlen sind es aber Herisau und Appenzell.

Kennen die Schwinger Rivalitäten innerhalb der beiden Halbkantone? Wie war das früher?
Die beiden Halbkantone arbeiten sowieso vermehrt zusammen und beim Schwingen ist das gar kein Thema. Früher bestand zwischen den beiden Halbkantonen sicher eine Art Hassliebe, wie wahrscheinlich in Ob- und Nidwalden auch. Bei den Schwingern war es meines Wissens aber schon früher kein grosses Thema.
Beim Eidgenössischen in Estavayer hatten die Appenzeller ein Super-Team beisammen. Von Rivalität war da nichts zu spüren.

Wie viele versicherte Aktive zählt der Appenzeller Kantonal-Schwingerverband, Stand anfangs 2017?
Ganz genau sind es 132 versicherte Aktive, und 129 Jungschwinger.

Wie viele aktive Appenzeller Eidgenossen sind darunter?
Vier aktive Eidgenossen. Drei der vier Eidgenossen, nämlich Michael Bless, Raphael Zwyssig und Marcel Kuster, sind von unserem Schwingklub Gais. Martin Hersche gehört dem Schwingklub Appenzell an.

Für einen relativ kleinen Kantonalverband sind das doch überdurchschnittlich viele Eidgenossen. Was macht euch so stark?
Das ist eine gute Frage. Es ist der Zusammenhalt, vom Vorstand bis hin zu den Jungschwingern. Wir sind sehr aktiv und organisieren verschiedene Zusammenzüge, weiter auch einen polysportiven Tag für die Jungschwinger. Die vier Schwingklubs arbeiten zudem sehr eng zusammen. Nebst den Eigenossen verfügen wir über etliche gute Schwinger, die wollen und dementsprechend Gas geben.

Ihr müsst euch weder über den Nachwuchs noch über genügend Funktionäre Sorgen machen?
Wir bemühen uns darum. Da momentan alle am gleichen Strick ziehen, sind wir in der komfortablen Lage, genügend Funktionäre zu finden.
Dank den vier Eidgenossen muss nicht allzu viel getan werden, um genügend Jungschwinger zu haben. Nebst dem Eidgenössischen Schwinger-Schnuppertag wird bei uns im Sommer im Rahmen des Ferienpasses auch ein Schwinger-Schnuppertag angeboten. Wenn immer möglich, ist sicher der eine oder andere Eidgenosse daran beteiligt. Die Kinder haben natürlich grosse Freude, wenn einer von ihnen dabei ist.

Was wünschst du dir für den bevorstehenden Lichtmess-Schwinget?
Ich wünsche mir einen Festsieger, der es verdient hat zu gewinnen. Dabei spielt es mir keine Rolle, ob ein Einheimischer oder ein Gast den Sieg davonträgt. Weiter wünsche ich mir einen grossen Besucheraufmarsch und dass am Abend die Festwirtschaft rege benutzt wird. Und natürlich, dass wir keinen Unfall verzeichnen müssen.

die-drei-appenzeller-eidgenossen-von-2016
Die drei Appenzeller Eidgenossen von Estavayer2016: Marcel Kuster, Martin Hersche und Michael Bless (von links)
Bildquelle: Facebook-Seite von Michael Bless

Marcel Kuster ergänzte seine Erläuterungen zu den Gastschwingern noch mit einem Hinweis: „Das Anschwingen ist morgen Samstag übrigens für 14 Uhr vorgesehen. Der Schlussgang dürfte um etwa 20 Uhr erfolgen. Nach dem Schwingfest ist weiterhin die Festwirtschaft geöffnet und der Durst kann auch an einer Bar gelöscht werden. Mit diesen Neuerungen erhoffen wir uns einen grösseren Zuschaueraufmarsch.“
Ich bedanke mich bei Konrad Fitze und Marcel Kuster für die Auskünfte und wünsche ihnen und den Organisatoren einen stimmungsvollen Lichtmess-Schwinget mit attraktivem Schwingsport und vielen Zuschauern.

feldwaldwiesenblogger

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.