Stefan Heinzer’s letztes Schwingfest in Unteriberg

Text: feldwaldwiesenblogger

Am vergangenen Samstag bestritt Stefan Heinzer am Herbstschwinget Unteriberg sein letztes Schwingfest. Bei guten äusseren Bedingungen durfte der Muotathaler noch einmal einen Wettkampf als Aktiver geniessen und belegte in der Endabrechnung den starken 6. Platz (Rang 6a). Nach dem letzten Gang hängte Stefan die Schwingerhosen an den berühmten Nagel und seine Klubkollegen sowie das Publikum spendeten dem sympathischen Schwinger viel Applaus.
Gestern Abend telefonierte ich mit Stefan, und stellte ihm meine sieben Fragen.


Stefan als glücklicher Sieger vom diesjährigen Muotathaler-Schwinget
Bild: feldwaldwiesenblogger

Der 50. Herbstschwinget Unteriberg
Sieger des letzten Freiluft-Schwingfests der Saison wurde Christian Schuler. Der Rothenthurmer bodigte im Schlussgang bereits nach 13 Sekunden seinen Bruder Philipp mit einem Kurz. 600 Zuschauer fanden bei angenehmem Herbstwetter den Weg nach Unteriberg. Das Organisationskomitee unter der Leitung von Aktivschwinger Michael Hess scheute keinen Aufwand, und führte beim Bezirkschulhaus ein stimmungsvolles Schwingfest durch. Bei diesem kam die volkstümliche Unterhaltung natürlich nicht zu kurz. Zudem wurde zum runden Jubiläum ein kleiner, aber nicht minder feiner Gabentempel hergerichtet. Der Sieger erhielt mit Muni «Beni» gar einen Lebendpreis.
49 Schwinger, die Mehrzahl aus dem Kanton Schwyz, traten am Samstagmittag an. Darunter waren drei Eidgenossen und weitere starke Kranzschwinger, welche den Schwingerfreunden nochmals attraktiven Schwingsport boten.

Sieg am diesjährigen Muotathaler Schwinget
Stefan’s Geburtsdatum ist der 1. April 1990. Der 29-Jährige wohnt in Muotathal, ist verheiratet und Vater einer Tochter. Der Muotathaler weist mit seiner Grösse (187 Zentimeter) und seinem Gewicht (110 Kilogramm) Idealmasse für den Schwingsport auf. Stefan ist gelernter Schreiner und arbeitet derzeit bei einer Montagefirma. Daneben betreibt er zusammen mit seiner Familie hoch ob dem Muotatal, auf der Wysswand, einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb mit Ziegen und Schafen. Der Schwyzer hält sich zudem gerne in der Natur auf, geht «z‘Bärg» und sammelt Treicheln.
Stefan schwingt seit 2000, und ist Mitglied beim Schwingklub Muotathal. In der nun zu Ende gegangenen Saison konnte er am Schwyzer Kantonalen in Bennau vor die Kranzdamen treten. Dieser Kranz und der Sieg am Muotathaler-Schwinget brachten ihm die Qualifikation fürs «Eidgenössische» in Zug. Apropos Muotathaler-Schwinget: An diesem Anlass zog der «Wyssäwändler» einen super Tag ein, errang fünf Siege und musste im ersten Gang nur dem Eidgenossen Mike Müllestein einen Gestellten zugestehen. Um die Schlussgang-Teilnahme bezwang der Familienvater den Berg- und Teilverbandskranzer Bruno Linggi und im Schlussgang den Berner Kranzschwinger Florian Aellen mit Übergreifen und Brienzer vorwärts.
Stefan’s Palmarès umfassen 11 Kränze. Die gewonnenen Kränze setzen sich aus neun Kantonal-, einem Gau- und einem Teilverbandskranz zusammen. Den ersten Kranz gewann der gelernte Schreiner 2011 am Schwyzer Kantonalen. Die bevorzugten Schwünge sind der Lätz und der Übersprung. Zum Schwingsport kam Stefan durch seinen Vater Richard, welcher als zweifacher Eidgenosse und zweifacher Kranzfestsieger ebenfalls ein erfolgreicher Schwinger war.


Der Lätz- und Übersprungspezialist bodigte in seiner Karriere so manchen Gegner
Bild: Stefan Heinzer

Wie hast du dich beim letzten Schwingfest deiner Karriere gefühlt?
«Ich habe mich vorgängig darauf gefreut und fühlte mich am Schwingfest gut. Ich war nervöser als sonst, vergleichbar mit einem Kranzfest. Dass nachher fertig ist, steckte natürlich schon im Hinterkopf.»

Was waren deine Beweggründe zurückzutreten?
«Der Hauptgrund ist die Übernahme des Landwirtschaftsbetriebs von meinen Eltern auf der Wysswand. Das zieht nun verschiedene Arbeiten nach sich, und im Winter auch die Schneeräumung. Da wäre es mir kaum möglich, genügend Zeit fürs Training aufzubringen.»

Was sind rückblickend deine Karrierehöhepunkte?
«Dazu zähle ich den gewonnenen Innerschweizer Kranz 2017, den Sieg am diesjährigen Muotathaler-Schwinget, den Emmentaler Kranz 2016 und die drei ESAF-Teilnahmen (2013, 2016 und 2019).»

Was waren in deiner langen Schwingerkarriere die grössten Enttäuschungen?
«2015 musste ich wegen einer Knieverletzung (Meniskus) die ganze Saison pausieren. Diese Verletzung zog ich mir im Wintertraining zu. Ansonsten hatte ich glücklicherweise nur Blessuren und musste nie lange aussetzen.»

Hast du während deiner Karriere Veränderungen im Schwingsport wahrgenommen?
«Das Sponsoring hat in dieser Zeit stark zugenommen. Zu Beginn meiner Schwingkarriere hatten nur wenige Spitzenschwinger Sponsoren. Heute werden viele Schwinger durch Sponsoren unterstützt. Schwingtechnisch hat sich nicht viel verändert, ganz im Gegensatz zu der Zeit, als mein Vater noch schwang. Ich stelle auch fest, dass das Interesse enorm zugenommen hat und alles viel grösser geworden ist. Das erlebte ich selber als Aktiver an Schwingfesten wie dem Schwyzer Kantonalen oder dem Innerschweizerischen.»

Was wünscht du dir für den Schwingsport im Allgemeinen?
«Dass der Schwingsport so bleibt wie er ist. Weiter wünsche ich mir, dass das Interesse nach wie vor gross bleibt, und das Schwingen gewissermassen eine Trendsportart bleibt. Und die Leute auch in zwanzig Jahren noch Freude und Interesse am Schwingsport haben.»

In welcher Funktion wird man dich in Zukunft auf den Schwingplätzen antreffen?
«Sicher als Zuschauer, ich möchte gerne einige Schwingfeste besuchen. Auch weil es gemütlich ist. Nächstes Jahr werde ich als Fähndrich am Schwyzer Kantonalen in Muotathal tätig sein. Zudem versehe ich im Vorstand vom Schwingklub Muotathal die Ämter als Beisitzer und J+S-Coach.»


Umringt von seinen Klubkollegen hat Stefan soeben die Schwingerhosen an den berühmten Nagel gehängt
Bild: feldwaldwiesenblogger

Ich bedanke mich bei Stefan für die interessanten und offenen Aussagen, und wünsche ihm für die Zukunft alles Gute und beste Gesundheit!

feldwaldwiesenblogger

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