Vor 100 Jahren: 1. Schwingfest im Allgäu und 1. Basellandschaftlicher Schwingertag

Text: feldwaldwiesenblogger / Quelle: Eidgenössische Schwingerzeitung 12. Jahrgang 1918

Nebst dem 10. Innerschweizer Schwingertag (siehe Blogbeitrag vom 19. November 2017) stiess ich beim Durchblättern von alten Schwingerzeitungen auf weitere interessante Anlässe, welche vor 100 Jahren stattfanden. Nämlich zwei Premieren: Das 1. Verbandsfest des Schweizersennen-Schwingerverbandes im bayrischen Allgäu und den 1. Basellandschaftlichen Schwingertag.

Ich zitiere wortwörtlich aus den entsprechenden Schwingerzeitungen (Texte in Kursiv-Schrift). Dabei fällt auf, dass nebst dem „schachtelsätzigen“ und blumigen Hochdeutsch auch Beiträge in Dialektsprache abgefasst wurden. So beschreibt der Schreiberling das Geschehen beim Basellandschaftlichen Schwingertag in seinem Basler Dialekt. Herrlich!

1. Schwingfest im Allgäu
Aus der Schwingerzeitung vom 31. März 1918:

Vom Schweizersennen-Schwingerverband im bayrischen Allgäu sind uns die zwei Bilder zugekommen. Am 17. Juni 1917 fand in Wilhams (bayrisch Allgäu) das erste Verbandsfest statt, dass cirka 100 Schweizersennen vereinigte und in jeder Weise ausgezeichnet gelang. Erwin Jäggi von Recherswil und Blöchlinger von Ernetschwil (St. Gallen) fungierten als Kampfrichter und stellten folgende Rangliste auf: 1. Santschi Ernst (Sigriswil); 2. Stalder Ch. (Doppleschwand LU); 3. Seiler Gustav (Fischbach); 4. Schütz Josef (Hellbühl); 5. Stahl Ad. (St. Gallen) usw. Im Ganzen wurden 7 Kränze und 25 Diplome verabfolgt.

Aus den alten Berichten liest sich so manches. Ich hatte zum Beispiel noch nie von einem Schwingfest im Allgäu, auf deutschem Boden, gehört. Ohne weitere Recherche vermute ich, dass dies Melker waren. Diese verliessen wohl wegen grosser Not die Schweiz und suchten Arbeit. So zum Beispiel im Allgäu. Die „Heimweh-Schweizer“ fanden sich dort zu einem „Schweizersennen-Schwingerverband“ zusammen und organisierten einen Schwinget. Ob danach weitere Schwingfeste folgten, entzieht sich meiner Kenntnis.

1. Basellandschaftlicher Schwingertag
Aus der Schwingerzeitung vom 30. April 1918:

1. Basellandschaftlicher Schwingertag in Oberdorf, 26. August 1917
Stebler Münchenstein tätscht Hegetschwiler (Militär); dieser kurzt zu wenig wuchtig und wird mit eme zünftige Gamme rückenwärts biförderet. Im zweite Gang probiert Stebler innere Brienzer und Schlungg. Si Gegner macht Hacketätsch. Er grotet nit und der Stebler tätscht zum Resultat.

Flury D. (Münchestei) het als Gegner Wüest (I/67). Dä fasst sofort Uebergriff, wird vom Flury hoch gnoh und tadellos gworfe. Der zweit Gang isch’s Spiegelbild vom erste.

Der Wüest isch mit dene zwo Niederlage nit zfriede und verlangt no eine vo dene, wo erscht mit em zweute Bähnli cho si. Do verbindet er sich der lätz Finger. Der Seiler Hardi vo Binnige, wo grad mit eme tadellose Churze putzt gha het, bifördert ihn nomohl mit Churz uf si Soldatebuckel. Er lacht und het si Freud an de Baselbieter.

Vergebets schinde sich Eggeschwiler E. (Münchestei) und Hummel (I/67) in zwe lange Gäng mit Kurz, Stich und Bodenarbeit ab. Es git kei Resultat.

Müller Arnold macht der Haubitzbatterie 1 alli Ehr. Bös geht er mit Guldefels Karl (Aesch) ins Züg. Müller kurzt, sofort fitzt Guldenfels in seinem innern Brienzer; drauf geht’s! Am Bode wehrt er sich wie ne Wilde. Der Müller het si liebi Not. S’nützt alles nüt. Der Gang blibt unentschiede.

Im zweute Gang foht der Müller wieder mit Kurz a. Guldenfels macht wieder innere Brienzer. Sie chöme z’Bode. Auf! Müller sticht. Wie sie nochher wieder Griff fasse, putzt Müller mit eme schöne Kurze.

Die Gründung des Basellandschaftlichen Kantonal-Schwingerverbandes erfolgte übrigens schon 1908. Wie das erste Schwingfest im Allgäu erfolgte 1917 auch im Baselbiet eine Premiere.
Warum der Schreiberling seine Beobachtungen in Basler Dialekt abfasste, weiss wohl nur der Redaktor jener Schwingerzeitung. Was weiter auffällt, ist die Erwähnung der militärdienstleistenden Schwinger. Vermutlich waren diese Soldaten im Baselbiet stationiert und es wurde ihnen gestattet, beim Schwingertag teilzunehmen. Wie es sich damals gehörte, wurde bei diesen Schwingern nicht der Wohnort, sondern die Kompagnie-Zugehörigkeit vermerkt. Die Affinität der Schweizer Bevölkerung zur Armee war während des ersten Weltkrieges eine ganz andere als sie es heute ist.

feldwaldwiesenblogger

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