Wen würde ich in Deutschland wählen: Mutti oder Peitschen-Peer?

In gut einer Woche ist es auch in Deutschland so weit: Die Bürger des «grossen Kantons» dürfen auch an die Urne. Anders als wir im «kleinen Kanton», welche diesmal zu drei Vorlagen Ja, Nein und Amen sagen dürfen, darf Deutschland sein Parlament und seine Regierung wählen.

Victor Giacobbo hatte bei seinem Auftritt auf SRF3 am vergangenen Dienstag schon Recht: Im Gegensatz zu uns Schweizern dürfen die Deutschen ihre Regierung direkt wählen.
Trotzdem würde ich unser Politsystem nicht mit den Deutschen tauschen. Unsere direkt- und indirekt-demokratischen Rechte ermöglichen uns Schweizern regelmässige Abstimmungen zu Sachvorlagen. Die Deutschen hingegen wählen alle vier Jahre ihr Parlament und ihre Regierung, und damit hat sich’s mit den Urnengängen. Zu Sachvorlagen werden sie nämlich höchst selten an die Urne gebeten.

Die Wahlen in Deutschland beschäftigen uns Schweizer. Deshalb machte ich mich auch auf, Gedanken dazu zu machen.
Als Erstes las ich die Titelstory in der aktuellen Weltwoche: «Das falsche Vorbild».

Zu dem deftigen Cover schreibt mein Lieblingsjournalist Urs Paul Engeler in seiner ihm eigenen Sprache darüber, warum Deutschland für uns ein schlechtes Vorbild ist. «Politisch ist das unklug, gefährlich und schädlich» meint er schon im Titel. Das Modell Deutschland ist für Engeler gescheitert. Die Regulierungswut, der Betreuungs- und Sozialstaat und die EU-Finanzierung haben Deutschlands Kassen geleert und hinterlassen gut 2100 Milliarden (!) Euro Schulden. Ein Riesenberg an Schulden also.
Engeler ist weiter der Meinung, dass unter einem neuen Kanzler «Peitschen-Peer» Steinbrück auch nicht viel ändern würde. Der arrogante Norddeutsche würde wahrscheinlich fast die gleiche Politik führen wie Angela «Mutti» Merkel.

Trotzdem mache ich für mich eine Auslegeordnung, wen ich in einer Woche in Deutschland wählen würde. Auch wenn viele Schreiberlinge, darunter auch der Weltwoche-Kolumnist Henryk M. Broder, diesen Wahlkampf als langweilig, ja gar als inexistent beschreiben. Broder schreibt in seiner aktuellen Kolumne: «Game over. Egal, wer gewinnen wird, Hauptsache, der Wahlkampf ist endlich vorbei.»

Ist er wirklich so schlimm, respektive so langweilig, der deutsche «Wahlkampf»? Meine Meinung dazu ist: Die Farbtupfer in den Wahlkampf müssten (eigentlich) die Medien bringen. Die rühren aber diesbezüglich höchstens den kleinen Finger. Deshalb hole ich das nun in der Folge nach.

Farbtupfer 1: Der Sexappeal der beiden Kanzlerkandidaten.

Wie wäre es, wenn «Mutti» mal von einer anderen Seite beleuchtet würde? Die ostdeutsche Merkel kann, wenn sie denn will, ganz schön sexy sein.


(Bildquelle: www.spiegel.de)

Der Sexappeal von Frau Merkel ist deutlich höher, als der von «Peitschen-Peer». Dieser blickt meist arrogant und finster drein, und ist für uns Schweizer von vorneherein schon unwählbar.


(Bildquelle: www.tagesspiegel.de)

Ein Punkt für Merkel.

Farbtupfer 2: Das staatsmännische Auftreten.

Ist so einer wählbar? Mit so einem arroganten Stinkefinger-Auftritt? Nicht auszudenken, wenn er diese Geste in Richtung Putin gemacht hätte…


(Bildquelle: www.persoenlich.com)

Frau Merkel hingegen hat sich immer im Griff und hat in jeder Situation die korrekte Miene parat.


(Bildquelle: merkelfordert.tumblr.com)

Ein weiterer Punkt für Merkel.

Farbtupfer 3: Die Hobbys der beiden Kanzlerkandidaten.

Frau Merkel spielt Gitarre. Das macht mir als Amateurmusiker natürlich viel Freude.


(Bildquelle: www.leckdochfett.de)

Herr Steinbrück frönt in seiner Freizeit dem Schach. Das trainiert seine absterbenden Hirnzellen, und lässt ihn für einen Moment etwas symphatisch wirken.

Je ein Punkt für «Mutti» und «Peitschen-Peer».

Farbtupfer 4: Was machen die Kandidaten, wenn die Kamera mal nicht (offiziell) mitläuft?

Peer Steinbrück raucht. Ein absolut schlechtes Vorbild für die Jugend.


(Bildquelle: www.tagesspiegel.de)

Angela Merkel isst Käse und fördert so den Absatz der einheimischen Milchverarbeiter.


(Bildquelle: www.welt.de)

Ein weiter Punkt für Frau Merkel.

Das ergibt ergo einen deutlichen Vorsprung für «Mutti». Sie schlägt «Peitschen-Peer» in meinem Farbtupfer-Vergleich mit Vier zu Eins!

Laut den vielen Medien in Deutschland sind die Wahlen in einer Woche aber eigentlich schon so gut wie gegessen. Die CDU mit Kanzlerin Merkel wird wohl als Wahlsiegerin hervor gehen. Da bleiben höchstens noch zwei Fragen offen:

1. Was ist, wenn die FDP die Fünf-Prozent-Hürde für den Bundestag nicht schafft? Mit wem geht die CDU dann eine Koalition ein? Womöglich mit der SPD?
Der feldwaldwiesenblogger-Redaktion wurde dazu ein Bild zugespielt.


(Bildquelle: www.focus.de)

Führen da die beiden Kanzlerkandidaten etwa schon Geheimgespräche betreffs einer grossen Koalition?

2. Inwiefern kann die neue Partei AfD das Zünglein an der Waage spielen?
Zu dieser Partei findet sich folgendes bei Wikipedia: «Die Alternative für Deutschland (Kurzbezeichnung: AfD) ist eine am 6. Februar 2013 gegründete Euro-kritische deutsche Partei, die sich zum ersten Mal bei der am 22. September 2013 stattfindenden Bundestagswahl und der Landtagswahl in Hessen zur Wahl stellen wird.»
Diese «Anti-Europa-Partei», wie sie in den Massenmedien gerne bezeichnet wird, könnte die berühmte Fünf-Prozent-Hürde durchaus schaffen. Vielleicht ist diese Partei gerade die «Alternative» zu den bestehenden «Langweilern» CDU, SPD oder FDP. Und vielleicht zieht die AfD mehr Protestwähler an, als der FDP lieb sein dürfte.


(Bildquelle: wikipedia.de)

Peter Bystron, Leiter Wahlkampfstrategie der AfD in Bayern, schreibt in der aktuellen Weltwoche, dass sie von den etablierten Parteien und deren Medienorganen kategorisch totgeschwiegen werden.
Parteien und Medienorgane? Das klingt doch irgendwie nach Berlusconi und seinem Medienimperium…
Jedenfalls setzt sich diese neue Partei für Anliegen ein, welche mir auf Anhieb gefallen. So zum Beispiel möchte die AfD verhindern, dass noch mehr Geld von deutschen Steuerzahlern in den Süden von Europa gepumpt wird.
Weiter meint Bystron in der Weltwoche: «Nach acht Jahren Merkel herrscht eine Stimmung wie in der DDR vor dem Mauerfall.» Wumms! Da spricht einer Klartext. Auch schreibt er weiter von Ersatzthemen wie die Homo-Ehe, welche die etablierten Parteien und die Medien dem Volk auftischen. Also so eine Art Einschläferungstaktik.

Wenn ich meine letzten Sätze betrachte, habe ich eher das Gefühl, dass ich nicht zwischen «Mutti» und «Peitschen-Peer» wählen würde. Ich würde stattdessen das Parteiprogramm und die Leute um die Alternative für Deutschland näher begutachten. Hinterher würde ich mir dann Gedanken machen, ob ich doch allenfalls AfD wählen würde und «Mutti’s» CDU links liegen lassen würde.

Sollten Deutschlands Bürger völlig überraschend meinen Gedankengängen folgen und die AfD zum Sieg wählen, hätte die gute Merkel ab übernächstem Montag plötzlich wieder viel Zeit für längere Spaziergänge…


(Bildquelle: koptisch.wordpress.com)

… und für ihre heimlichen Leidenschaften…


(Bildquelle: www.ariva.de)

Da ich aber ein Schweizer bin und nicht über die deutsche Staatsbürgerschaft verfüge, kann ich mir die «würden‘s» sowie «wenn’s» und «aber‘s» ersparen. Ich brauche mir nicht länger den Kopf darüber zu zerbrechen, als die gut drei Stunden, welche ich für diesen Text samt Bilder gebraucht habe.

feldwaldwiesenblogger

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