20 Jahre POLUTION: Von der Jubiläumsfeier, Meilensteinen und Zukunftsplänen

Text: feldwaldwiesenblogger

Die Muotathaler Band POLUTION durfte dieses Jahr den 20. Geburtstag feiern. Dieses freudige Ereignis nahm ich zum Anlass, die Band im Proberaum zu besuchen. Nach der Bandgeschichte wurden beim Gespräch mit Marcel Betschart und Pascal Gwerder auch die grandiose Jubiläumsfeier, Meilensteine in der Bandgeschichte und die Zukunftspläne thematisiert.

Die Jubiläumsfeier
Das Jubiläum wurde mit einem grandiosen Konzert im „Sternen“-Saal in Muotathal gefeiert. Bei der Feier mit allen ehemaligen Musikern war der Saal mit 250 Konzertbesuchern prall gefüllt. POLUTION trat in chronologischer Reihenfolge auf. Erst mit den Gründungsmitgliedern und den alten Songs. Sie standen in jeder Besetzung, die es je gegeben hat, auf der Bühne und spielten die entsprechenden Stücke. Schlussendlich wurden etwa 30 Songs gezählt. Dabei wurden relativ viele Covers gespielt, da POLUTION mit Songs aus dem riesigen Hardrock-Fundus ihre Karriere begann. Pascal Gwerder war als Einziger die ganze Zeit auf der Bühne, er ist von Anfang dabei. Heinz Imhof amtete zwischen den Songs als „Tafelmajor“ und erläuterte die passenden Geschehnisse und Veränderungen rund um die Bandgeschichte.
Am Festtag wurde um 15 Uhr mit Ländlermusik im Restaurant gestartet. Es folgte ein kleiner Apéro für die geladenen Gäste wie Sponsoren, Gönner, befreundete Bands, Familienangehörige und Kollegen. Am Abend trat als erstes Dryhouse, die Band von Bassist Christian Epp, auf. Später folgten die Muotathaler Dreadful, dann POLUTION’s Jubiläumspart und zum Abschluss die Muotathaler Bad Sin.


Marcel Betschart (links) und Pascal Gwerder mit einem Erinnerungsstück von der Jubiläumsfeier
Foto: feldwaldwiesenbloger

Die Vorbereitungen auf die Jubiläumsfeier
Die Band war schon länger der Ansicht, das Jubiläum würdig zu feiern. Die Feier sollte in der Heimat Muotathal stattfinden, und zwar im „Sternen“-Saal, in welchen 250 Personen reinpassen. Bei der Anfrage der ehemaligen Bandmitglieder in einem eigens dafür eingerichteten Chat willigten alle innerhalb von fünf Minuten ein. Die eigentliche Vorbereitungszeit mit allen organisatorischen Details dauerte gut ein halbes Jahr. Man einigte sich gemeinsam mit allen Musikern auf eine Set-Liste, und in der Folge wurde im Proberaum „im Stützli“ fleissig geprobt. Die aktuellen Bandmitglieder staunten dabei nicht schlecht, wie schnell und gekonnt die „Ehemaligen“ wieder im Element waren. René Heinzer beispielsweise legte den Bass nach seinem letzten Konzert zur Seite und spielte rund 15 Jahre nicht mehr auf dem Viersaiter. Aber auch er beherrschte die Stücke innert kürzester Zeit wieder.
Die Band erhielt nach dem Konzert im Restaurant Sternen ein gutes Echo. Einige Fans erzählten, dass sie sich bei der Jubiläumsfeier in ihre Jugend zurückversetzt fühlten.

Meilensteine in der Bandgeschichte

Die grössten Erfolgsmomente
Es waren viele gute Momente, zu denen mit Bestimmtheit die CD-Aufnahmen oder der Auftritt im Z7 gehören. Für die Bandmitglieder sticht aber die Tournee mit SHAKRA hervor. Weiter erwähnen sie die Konzerte mit KROKUS oder SODOM, bei welchen sie als Vorband eröffnen durften. Der Ausflug nach Tschechien bleibt ebenfalls unvergessen.

Die bewegendsten Erinnerungen
Dazu gehört sicher die Taufe der ersten CD. Weiter die Studioaufenthalte bei den Aufnahmen der beiden CD’s oder die Nachricht, im Z7 auftreten zu dürfen. Der Trip nach Schweden in diesem Jahr gehört zweifellos zu den bewegendsten Erinnerungen. Die Reise war sehr speziell, erfolgte sie doch just einen Tag nach dem Terroranschlag in Stockholm (7. April). POLUTION trat dort an einem internationalen Metal-Festival etwas oberhalb von Stockholm auf. „Leider kamen wegen dem Terroranschlag nicht so viele Leute wie ursprünglich erwartet ans Festival“, ergänzt Marcel.

Das beste Konzert
Das ist eindeutig jenes vom 26. Februar 2010 im ausverkauften Z7, zusammen mit SHAKRA. Pascal erinnert sich: „Das Konzert hat gefetzt. Und die Fans sangen Happy Birthday für mich, ich hatte nämlich an jenem Tag Geburtstag.“ Viele Band-Artikel wurden verkauft und der Auftritt auf der Z7-Bühne war ein Riesenerlebnis.

Der beste Tonträger
POLUTION veröffentlichte bisher zwei CD’s. Die erste CD erschien 2008, die zweite 2012. Des Weiteren sind sie auf verschiedenen Samplern zu hören. Für die Band ist der zweite Silbering „Beyond Control“ qualitativ und von den Songs her der beste Tonträger. Sie halten ihn für massgebender und reifer.

Der beste Song
„Forever and a day“ von der zweiten CD ist genial gemacht und wird immer wieder gerne gehört. Inhaltlich geht es um den Verlust eines Menschen, der gestorben ist. Ein melancholischer Track und ein Hardrocksong in mittlerem Tempo. Der Aufbau des Songs ist etwas vom professionellsten, was POLUTION bisher geschafft hat.

Das beste Jahr in der Bandgeschichte
2009: Die Europa-Tournee mit SHAKRA und der Open Air-Auftritt in Tschechien standen auf dem Programm. In jenem Jahr spielte POLUTION am meisten Konzerte in der bisherigen Bandgeschichte.


Bei der Jubiläumsfeier im „Sternen“ standen aktuelle und ehemalige Bandmitglieder auf der Bühne
Foto: POLUTION

Die beiden bisher veröffentlichten CD’s
„Wir machen engergiegeladenen Hardrock“, erklärt Marcel. „Dabei greifen wir gesellschaftskritische Aspekte auf und verarbeiten sie in den Songs. Dies war vor allem auf der zweiten Scheibe der Fall. Die erste CD beinhaltet Texte, welche sich vor allem um’s Muotatal drehen: Wie schön es dort ist, wie wir leben und dass uns die Leute besuchen sollen.“ Auf dem zweiten Tonträger nahmen sie sich dem schlechten auf der Welt an. Was nicht gut läuft, und was sie bewegt. In den Augen der Band sind die Texte auf „Beyond Control“ reifer ausgefallen.
Das Feedback auf die erste CD „Overheated“ war sehr gut. Der Tonträger wurde bei Tommy Vetterli aufgenommen, und diese Tatsache hat bei den Musikmagazinen ziemlich gezogen. POLUTION kam bei einem kleinen englischen Label, Escape Music Ltd., unter Vertrag. Beide CD’s wurden von ihnen weltweit veröffentlicht. Für den zweiten Tonträger „Beyond Control“, bei welchem die Bandmitglieder das Gefühl hatten, er sei professioneller ausgefallen, bekamen sie nicht unbedingt gute Kritiken. Sie wurden dabei öfters auf eine Schweizer Band reduziert und ungewöhnlich hart angefasst. Tatsache war aber auch, dass das Label bei dieser CD keine gute Werbekampagne fuhr. Der Vertrag mit Escape Music Ltd. lief von 2008 bis 2014.
Dem Schweizer Vertrieb „Nonstopmusic“ gefällt die Musik von POLUTION. Nonstopmusic war denn auch dafür verantwortlich, dass die zweite Scheibe in allen Exlibris- sowie Media Markt-Filialen in der Schweiz erhältlich war. Die Band schätzt, dass sie bisher 4’000 bis 4’500 Tonträger verkauft haben. POLUTION schloss zudem mit einer Schweizer Firma einen Vertrag ab, damit ihre beiden CD’s nun bei Musikstreaming-Diensten wie iTunes oder Spotify aufgerufen werden können.

Ein neuer Tonträger könnte wieder zum Thema werden
POLUTION steckte bisher wohl um 150’000 Franken in die Band. Die Kosten für Verstärkeranlagen und Instrumente betrugen um 30’000 bis 40’000 Franken. Dazu verschlang jede CD-Produktion zwischen 50’000 und 60’000 Franken und die Kosten der Deutschland-Tournee musste mit etwa 10’000 Franken berappt werden.
Marcel und Pascal erklären, dass heute anders Musik konsumiert wird. Sehr viel wird vom Internet runtergeladen und CD’s werden einiges weniger gekauft. Trotzdem, POLUTION möchte gerne wieder etwas Handfestes veröffentlichen. Aus dem einfachen Grund: Sie halten gerne einen realen Tonträger samt Umschlag in Händen. Neue fertige Songs sind momentan keine vorhanden. Es existieren viele Ideen, aufgenommene Sequenzen und halbfertige Sachen. Der Aufwand für eine Produktion mit 12 bis 15 Songs ist mit extremem Aufwand und Riesenkosten verbunden. Die Hoffnungen und Erwartungen von so einem Tonträger sind bei POLUTION mittlerweile vorbei. Deshalb findet Marcel Ralph Zünd’s Idee mit „straight 2 tape“ sehr interessant und könnte sich dies für POLUTION vorstellen. Dabei geht man in Ralph’s Studio, wo bereits alles perfekt voreingestellt ist. Man nimmt ein Fan-Publikum mit und spielt im Studio eine Live-Session von vier bis sechs perfekt sitzenden Songs, welche aufgenommen wird. Kleine Fehler werden hinterher allenfalls ausgemerzt und das Ganze zu einem Tonträger produziert. Man kann die Live-Session seinen Fans als Event verkaufen, und so einen grossen Teil der Produktionskosten decken, welche sich bei 5’000 bis 8’000 Franken bewegen dürften. Weiter würde so ein Tonträger noch etwa 15 Franken kosten, was eher gekauft würde als eine 25-fränkige CD mit 12 Songs. POLUTION hat noch nie einen Video-Clip gedreht und träumt schon länger davon. Bei den Aufnahme-Sessions in Goldau bestünde die Möglichkeit, dies mit einem Video-Dreh zu verbinden.

Die Zukunftspläne
Konkrete Zukunftspläne existieren derzeit nicht. Die neue Bassistin Renja Schmidig soll ab 2018 frischen Wind in die 20-jährige Hardrockband bringen. Marcel sagt dazu: „Wir sind ein wenig bequem geworden. Zudem hat sich auch das Leben bei jedem Bandmitglied verändert. Es läuft einiges nebenher und so wird es manchmal auch schwierig, genügend Zeit für die Band zu investieren. Früher probten wir zwei bis dreimal pro Woche. Renja ist eifrig und will Musik machen, wie wir früher. Sie wird neuen Wind in die Band bringen. Vielleicht werden auch neue eigene Songs ein Thema. Und natürlich frische Covers. Denn einige sind praktisch seit den Anfangstagen im Repertoire. Wir hoffen, dass wir nach verschiedenen privaten Veränderungen alle wieder mehr Zeit für die Band finden.“
Da die neue Bassistin momentan einen USA-Aufenthalt absolviert, blieb nicht viel Zeit, über die Zukunft zu besprechen. Sie lassen es auf sich zukommen und hoffen, dass sie im Frühling oder Sommer 2018 wieder live auf der Bühne stehen werden. Die Band möchte dabei Renja genügend Zeit lassen und sie nicht ins kalte Wasser werfen.


Die neue Bassistin Renja Schmidig
Foto: POLUTION

Jedes Bandmitglied geht zu 100 Prozent einer Arbeit nach. Dies wurde auch in der Vergangenheit immer so gehandhabt. Marcel meint: „Wenn mehr gelaufen wäre, hätte man es sich überlegt, mehr Zeit in die Musik zu investieren. Und dafür sein Arbeitspensum zu reduzieren.“ Sie sehen POLUTION aber nach wie vor als Hobby. Ihnen ist auch bewusst, dass es heutzutage schwieriger ist, als Hardrockband zu bestehen. Vor 20 Jahren waren die Zeiten für eine Band wie sie um einiges besser. Die Clubszene hat sich inzwischen verändert und das Interesse an solchen Bands ist viel geringer geworden. Es sind überwiegend DJ’s angesagt und diese lassen für die Clubbesitzer die Kasse klingeln.
Trotz Familien, eigenen Unternehmen, Hobbies und anderen Beschäftigungen gibt die Band auch nach 20 Jahren nicht auf und macht weiter. Vielleicht nochmals 20 Jahre?

feldwaldwiesenblogger

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