Jahresendgespräch mit ESV-Obmann Paul Vogel: Bilanz über 2017

Text: feldwaldwiesenblogger

Kürzlich traf ich Paul Vogel, den Obmann des Eidgenössischen Schwingerverbandes (ESV), zum Gespräch. Dabei zog er Bilanz über das Schwingerjahr 2017 und hielt Ausblick auf 2018. Heute folgt mit mehreren Schwerpunkten die Bilanz über 2017. In einem zweiten Teil werden demnächst ein Ausblick auf 2018 und weitere Brennpunkte behandelt.


ESV-Obmann Paul Vogel zieht Bilanz über das Schwingerjahr 2017
Foto: feldwaldwiesenblogger

Der 60-Jährige wohnt in Sigigen LU, ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. Paul gründete 1982 einen eigenen Betrieb, die Vogel Design AG in Ruswil LU. Er hatte damals einen Mitarbeiter, welcher heute noch im Betrieb arbeitet. Das Unternehmen, welches sich auf verschiedenste Bauten im Wohnbereich spezialisiert hat, zählt heute 85 Mitarbeiter. Der höchste Schwingerfunktionär hat vor drei Jahren den Betrieb an seinen Sohn Christian übergeben. Paul arbeitet aber immer noch im Betrieb und nimmt weiterhin Einsitz in der Geschäftsleitung. Der Luzerner steht der Abteilung Umbau vor, welche Arbeiten von der Planung bis zur Bauführung organisiert.

Paul hat einst auch geschwungen und erkämpfte sich 1978 in Ruswil seinen ersten Kranz. Leider verletzte er sich im darauffolgenden Herbst schwer am Knie und musste die Schwingerkarriere frühzeitig an den Nagel hängen. Der Unternehmer wirkt seit 1983 als Funktionär im Schwingsport und hatte jeweils um fünf bis sechs Jahre ein Amt inne, bevor er die Position wechselte. Der Werdegang lief über den Schwingklub-Aktuar, Schwingklub-Präsident (fünf Jahre), Technische Kommission und Vorstandstätigkeit im Luzerner Kantonalverband, fünf Jahre im Innerschweizer-Vorstand und weitere fünf Jahre als ISV-Präsident. Als ISV-Präsident war Paul automatisch im Zentralvorstand des ESV. Erst war er in diesem Gremium drei Jahre Aktuar, dann zwei Jahre Kassier. 2014 erfolgte die Wahl zum Obmann. Der Familienvater ergänzt: „Normalerweise bleibt ein Obmann zwei Amtsperioden von je drei Jahren. Nach der Abgeordnetenversammlung im März 2020 wird Schluss sein.“

Bilanz über das Schwingerjahr 2017
Paul sagt, dass es unter dem Strich gesehen gut lief. Sowohl für die Schwinger wie auch für den Verband. Erfreulich sei, wie die Jungen kommen. Und zwar aus mehreren Teilverbänden. Das dürfte hinsichtlich ESAF 2019 in Zug eine ausgeglichene Sache werden. Der Obmann weiter: „Wenn ich Bilanz ziehe über die einzelnen Teilverbände, stelle ich fest, dass die Berner nicht stärker geworden sind. Man nimmt zur Kenntnis, dass 2016 wohl der momentane Höhepunkt war. Sie haben nach wie vor sehr gute Schwinger. Man hat aber gesehen, dass auch in der Nordostschweiz, Innerschweiz und in der Nordwestschweiz Schwinger vorhanden sind, welche etwas reissen können. Bei unserem Sorgenkind, den Südwestschweizern, wurden nach einem schwachen 2016 dieses Jahr mehrere Lichtblicke registriert. Aus administrativer Sicht ist es nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Es gilt, den schmalen Pfad zwischen der Tradition und der Moderne zu beschreiten und die anstehenden Veränderungen zu bewältigen.“
Angesprochen auf den Saison-Höhepunkt Unspunnen-Schwinget meint der Ruswiler: „Es war ein sehr schöner Anlass und mit Christian Stucki fand das Fest einen würdigen Sieger. Der Festverlauf war hochstehend und spannend. Bis zum fünften Gang war die Ausgangslage offen. Wir haben 95 Prozent von dem erreicht, was wir angestrebt haben. Es gibt immer kleine Dinge, welche man noch optimieren könnte.“


Saison-Höhepunkt Unspunnen-Schwinget
Foto: unspunnen-schwinget.ch

Bilanz über die Mitgliedschaft beim Dachverband Swiss Olympic
Der ESV gehört seit Anfang Jahr zum Dachverband Swiss Olympic. Paul erläutert: „Es gibt dabei zwei Sachen zu bemerken: Erstens waren wir vorher sogenannte Rosinenpicker. Es tut dem ESV nun gut, dass er Mitglied bei so einer Organisation ist. Zweitens sind wird dabei, das Nachwuchsförderungskonzept zu erweitern. Weiter war für uns wichtig, dass wir die ganze Dopinggeschichte abgeben konnten. Wir hatten vorher eine Dopingkommission und die bestimmte, wer von Antidoping Schweiz geprüft wird. Jetzt führt Swiss Olympic die Kontrollen durch. Die Prüfungen und Analysen werden nach wie vor von Antidoping Schweiz vorgenommen. Uns kommt zugute, dass wir diese Tests nicht mehr selber bezahlen müssen. Mehrere Schwinger haben mich inzwischen angesprochen, dass sie beim Training oder Wettkampf getestet wurden. Alle Proben waren bisher negativ, was für uns natürlich sehr erfreulich ist.“
Der Schwingverband hat eine Antidoping-Kommission. Die ist dafür verantwortlich ist, dass alle Klubs und Schwinger informiert sind. Jeder Schwinger, welcher zu den Aktiven übertritt, wird persönlich angeschrieben und darüber orientiert, was es zu beachten gilt. Der ESV ist bestrebt, sauberen Schwingsport zu haben.

Verletzungssorgen aus Sicht des ESV
Einer der Punkte, welche den ESV beschäftigt, sind die vielen Verletzungen. „Man darf dies aber nicht zu stark in den Vordergrund stellen, weil es das immer schon gegeben hat“, erklärt Paul. Bei der Schwingerhilfskasse wird jeder verletzte Körperteil seit 20 Jahren statistisch erfasst. Knieverletzungen sind nach wie vor an der Spitze, gefolgt von Schulterverletzungen. Der Obmann dazu: „Wenn man die Unfallstatistik über all die Jahre hinweg studiert, stellt man nur leichte Veränderungen fest. Der Unterschied besteht darin, dass man heute mehr darüberschreibt und spricht. Der Körper und die Bänder machen halt wegen den ungeheuren Kräften nicht alles mit. Darum ist es wichtig, dass wir in die Ausbildung der Technischen Leiter investieren. Dass genügend Schwinger Trainerausbildungen absolvieren und ihr Wissen in den Klubs weitergeben. Von Seiten der Schwingerhilfskasse will man schauen, dass beim Trainingsbereich in den Schwinghallen entsprechende Anpassungen erfolgen. Denn die Athleten verletzen sich auch beim Training.“

Die Zahlen der Aktiven und Jungschwinger
„Es ist erfreulich, denn wir haben bei den Jungschwingern erneut einen Rekord! Gewöhnlich steigen die Zahlen im Jahr nach dem Eidgenössischen Schwingfest an, anschliessend gehen diese wieder leicht zurück. Wenn wir aber auf die letzten sechs Jahre schauen, konnte man jedes Jahr eine Steigerung erkennen. Bei den Aktiven registrieren wir auch eine leichte Steigerung der Mitgliederzahlen. Dank dem Extranet-Programm können wir nun seit Neustem die genauen Zahlen herauslesen: Welcher Schwinger hat welches Schwingfest bestritten. Denn die Anmeldungen für ein Schwingfest laufen alle über dieses Internetprogramm. Der Technische Leiter kann mit der Versicherungsnummer, welche jedem Schwinger zugeteilt wird, die Anmeldungen tätigen. Dank dieser Erfassung können nun einfacher Statistiken erhoben werden“, schliesst der begeisterte Schwingerfreund diese erfreulichen Umstände ab.


Die Zahl der Jungschwinger wurde erneut grösser
Bild: jungfrauzeitung.ch

Neuer Medienvertrag mit SRF
Der ESV wurde diesbezüglich 2016 aktiv und startete gewisse Pilotversuche. Bei diesen Versuchen wurden verschiedene Kommunikationsmittel und Firmen getestet. Dazu gehörten auch die Swiss1-Übertragungen vom NOS in Davos und vom Schwägalp-Schwinget. Weiter holte der Schwingverband von verschiedenen Anbietern Offerten ein, auch vom Schweizer Fernsehen (SRF). Der ESV zog dann Bilanz und entschied sich, den bestehenden Vertrag mit SRF zu erweitern. Kürzlich wurde bekannt, dass mit SRF für die Jahre 2017 bis 2022 ein neuer Rahmenvertrag abgeschlossen werden konnte. Paul erklärt dazu: „Wir sind zufrieden mit diesem Vertrag und denken, dass wir so die ganze Schweiz abdecken. Der BLICK ist zudem bis 2018 auch mit den Livestream-Übertragungen dabei. SRF liefert nun künftig von den sechs Bergfesten und den fünf Teilverbandsfesten Live-Bilder. Bei diesem Unterfangen mussten wir die Organisations-Komitees miteinbeziehen, welche damit einverstanden sind. Denn diese Übertragungen sind mit zusätzlichem Aufwand verbunden. Eine Übertragung mit einer 45minütigen Zusammenfassung und der Liveübertragung des Schlussgangs wird um die 3’000 Franken zu stehen kommen. Der ESV bezahlt diesen Betrag. 2018 erfolgen nun von allen Teilverbandsfesten sowie vom Weissenstein- und vom Schwägalp-Schwinget solche Übertragungen. Vom Brünig-Schwinget erfolgt eine Ganztagesübertragung, wie schon 2016.“
Für die Übertragung vom Brünig-Schwinget musste 2015 ein Glasfaserkabel hochgezogen werden. SRF hat die Hälfte der Kosten übernommen. Damit die bisherigen lokalen TV-Übertrager wie Tele 1 oder Tele Bärn nicht zu kurz kommen, können diese künftig auf SRF zugehen und ihnen das Signal abkaufen. Da es 2018 an gewissen Wochenenden zu Terminüberschneidungen kommt, können nicht alle Bergfeste übertragen werden. SRF hat dem ESV zudem Vorschläge präsentiert, wie eine künftige Übertragung vom Rigi-Schwinget möglich wäre.


Die Organisatioren des Schwägalp-Schwinget leisten hervorragende Arbeit
Foto: schwaegalp-schwinget.ch

Die sechs Bergfeste
Der Begründer der Vogel Design AG meint zu diesem Thema: „Die Verantwortlichen vom Schwägalp-Schwinget haben die Zeichen der Zeit am besten erkannt, und haben die Wirtschaft, die Politik, das Militär und die Bevölkerung in ihre Organisation miteinbezogen. Kein anderer Veranstalter löst dies so bravourös. Das Organisations-Komitee vom Weissenstein-Schwinget hat in der letzten Zeit sehr gute Arbeit geleistet.“ Der Schwarzsee-Schwinget kann ab 2018 wieder am alten Standort beim See ausgetragen werden. Der Stoos- und der Rigi-Schwinget sind seit Jahren gleichmässig auf einem guten Niveau unterwegs. Die beiden Bergfeste kommen traditionell daher und haben nur beschränkte Ausbaumöglichkeiten. Die Brünig-Arena wurde umgebaut und der Moderne angepasst. Die Platzverhältnisse sind nach wie vor eng.

feldwaldwiesenblogger

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