50. Bergschwinget im Klöntal – Zur Geschichte

Was am 29. Juli 1956 im kleinen Rahmen begann, feiert heuer einen runden Geburtstag. Denn in diesem Jahr findet der Bergschwinget im Klöntal, vorne am See, zum 50. Mal statt.

Text: Jakob Heer und feldwaldwiesenblogger / Foto: Jakob Heer

Anlässlich einer Vorstandssitzung anno 1955 plädierte der damalige Klubpräsident Erwin Bihr (Glarus) für ein Reithallen-Schwinget. Kassier Fritz Kubli (Netstal) war für einen Bergschwinget. Zur Diskussion als Austragungsorte standen der Staldengarten Riedern, der Rhodannenberg im Köntal, der Plätz (hinten am See) und die Schwammhöhe. Letztlich entschied sich der Vorstand des Schwingklubs Glarus-Mittelland, im Klöntal (beim Restaurant Rhodannenberg), ein Bergschwinget im Zweijahresturnus abzuhalten. In der Verbandszeitung des Eidgenössischen Schwingerverbandes (SHJZ) wurde der erste Anlass noch als „Rhodannenberg-Schwinget“ benannt. Dies weil der Wettkampf keine 50 Meter vom „alten“ Restaurant Rhodannenberg entfernt zur Austragung gelangte. Jedoch setzte sich fortan der Name Bergschwinget Klöntal durch. Mit diesem regionalen Schwingfest ohne Kranzabgabe sollte die Schwingerei im Kanton gefördert werden. Sieger der Premiere am 29. Juli 1956 war Metzgermeister Heiri Marty aus Näfels.


Ein wunderbar hergerichteter Festplatz inmitten einer schönen Natur erwartet die Besucher am kommenden Samstag

Vorerst alle zwei Jahre
Da der Schwingklub Niederurnen in den ungeraden Jahren einen Kilbi-Schwinget abhielt, entschieden sich die Mittelländer, den Bergschwinget vorne am See in den geraden Jahren abzuhalten. Bereits 1957 wurde der Präsident des Jodelklubs Glärnisch mit zwei weiteren Vorstandsmitgliedern an eine Vorstandssitzung eingeladen. Man entschied sich, den Anlass ab 1958 gemeinsam durchzuführen. Die Preise waren damals anders als heute: Für das Festmenu „Suppe mit Schweinswurst, Schüblig und Kartoffelsalat“ zahlte man bescheidene Zwei Franken zwanzig.
Bis 1970 fand der Anlass alle zwei Jahre statt, zwischen 1966 und 1970 setzte man gar vier Jahre aus. Dies deshalb, weil der Schwingklub 1968 das NOS-Schwingfest auf Erlen in Glarus übernahm. Dieses Schwingfest besitzt denkwürdigen Charakter. Ruedi Hunsperger, der Berner Schwingerkönig von 1966, welcher im Thurgauer Hauptort Frauenfeld den Überschwinger Karl Meli entthronte, erlebte am Fusse des Glärnisch ein Fiasko. Mit einem Sieg und drei Verlorenen verpasste er als Gast den Ausstich. Ganz anders Karl Meli: Er revanchierte sich im ersten Gang an Hunsperger für die in Frauenfeld erlittene Niederlage und gewann anschliessend das Fest mit der Maximalpunktzahl.

Gründung eines Bergschwinget-OK
Auf Vorschlag des damaligen Klubpräsidenten Kurt Hefti (Ennetbühls) wurde 1969 entschieden, ab 1970 den Klöntaler Schwinget jährlich durchzuführen. Bis dahin wurde der Schwinget vom Vorstand des Schwingklubs und jenem des befreundeten Jodelklubs organisiert. 1970 wurde ein separates Bergschwinget-OK gegründet. Diesem gehörten bei der Gründung folgende Personen an: Fritz Oswald (Vorsitz), Balz Feldmann (Präsident Jodelklub), Kurt Hefti (Präsident Schwingklub), Melchior Laager, Kaspar Menzi, Hermann Noser, Jakob Oertli, Jakob Ginsig (Wirt Restaurant Rhodannenberg), Erich Schmid, Ernst Streiff und Kaspar Stüssi. Mit wenigen Ausnahmen fand das Fest nun jährlich statt. Wenn der Schwingklub mit der Übernahme eines anderen Schwingfestes beauftragt war, wurde der Bergschwinget ausgelassen.

Fünf Mal ausgelassen
1979 übernahm der Schwingklub das Jubiläumsfest „75 Jahre Glarner kantonaler Schwingerverband in Glarus“ und verzichtete auf den Bergschwinget. 1996 fand das Nordostschweizer Schwingfest in Schwanden statt, wiederum lies man den Bergschwinget aus. Mangels Bewerbungen fürs Glarner-Bündner im Jahr 2005 übernahm der Schwingklub (unter Mithilfe des Jodelklubs) das Kantonalschwingfest. Von Klöntal wollte man nicht abweichen und so fand hinten am See, beim Vorauen, erstmals ein Schwingfest mit Kranzabgabe statt. Auch 2012 waren die Mittelländer in die Organisation des Kantonalfestes in Niederurnen integriert. 2016 feierte der Mittelländer Schwingklub seinen 75. Geburtstag und übernahm in Glarus am Pfingstmontag das Kantonalschwingfest.
Das 1969 gegründete OK hat bis heute Bestand. Waren es in den Spitzenzeiten bis 13 OK-Mitglieder, sind aktuell sieben Personen (sechs Männer und eine Frau) für den traditionellen Wettkampf im Glarner Seitental verantwortlich. An der Schlusssitzung 2011 entschied sich der Jodelklub Glärnisch, sich nicht mehr am Bergschwinget zu beteiligen. Seither besteht das OK vollumfänglich aus Mitgliedern des Schwingklubs Glarus-Mitteland. Dies sind: Jakob Heer (Vorsitz), Rolf Figi (Vizepräsidium und Festwirt), Ueli Zimmermann (Gaben), Daniel Luchsinger (Bau), Jakob Feldmann (Personal/Schwingkomitee), This Trümpy (Finanzen) und Esther Landolt-Tschudi (Protokoll).

Anekdoten
Als Schönschwinger-Preis, welcher nichts mit dem Aussehen des Schwingers sondern mit der Schwingart der Athleten zu tun hat, konnte der auserwählte Schwinger 1960 zwischen einem Rollschinkli und einer Harasse Elmer Citro wählen. Später wurde ein Wanderpokal geschaffen. Gewann derselbe Schwinger drei Mal den Pokal, konnte er ihn behalten. Dieser Wanderpokal wurde später wieder abgeschafft.
1974 verunglückte der damalige Rhodannenberg-Wirt und OK-Mitglied Jakob Ginsig beim Holzen tödlich. An der Schlusssitzung im gleichen Jahr, am 2. November 1974, konnte OK-Mitglied Jakob Oertli nicht teilnehmen. Grund: Er war im Klöntal eingeschneit.
1977 erhielt der Schwingklub von der Gemeinde Netstal die Bewilligung für einen Schopfanbau bei den Garagen hinten beim Schwingplatz. Dort ist seither das Baumaterial eingelagert.
1982 verstarb OK-Mitglied Jakob Oertli entlang der Seestrasse bei einem Autounfall.
Speziell erwähnenswert ist Kobi Streiff (Ennetbühls): Quasi in Eigenregie räumte er nach dem Fest das Sägemehl beim alten Festplatz weg. Dies wohlverstanden in Handarbeit, fremde Hilfe lehnte er strikt ab. Dafür benötige er nicht selten eine ganze Woche, unvorstellbar in der heutigen Zeit.

Neuer Festplatz
Wegen dem Neubau des Hotel Rhodannenberg gab es 1984 eine Neubeurteilung des Festplatzes. Unter der Obhut des damaligen OK-Präsidenten Hansruedi Hauser entscheid man sich 2007 für einen neuen Festplatz. Der alte Festplatz zwischen dem Rhodannenberg und dem Stall kämpfte mit Sickerungsproblemen. Da beim alten Festplatz zudem das Zelt auf dem Parkplatz des Hotels Rhodannenberg stand, gab es Engpässe, die zu Zwist zwischen dem Wirt und den Schwingern führten. Mit dem neuen Festplatz konnte das behoben werden. Fündig wurde man rund 150 Meter weiter hinten, unmittelbar vor den Gebäuden der Nordostschweizerischen Kraftwerke (NOK). Seit 2010 findet das Schwingfest jeweils an einem Samstag statt.

Sieger-Statistik
In der Statistik des Klöntalschwingets gab es in 49 Austragungen 51 Sieger (1987 und 2000 gab es jeweils zwei Sieger). Noch nie siegte ein Athlet drei Mal am Bergfest. Folgenden acht Schwingern glückten zwei Siege: Roland Gwerder (Ried-Muotathal), Peter Horner (Ennenda), Peter Jutzeler (Näfels), Hansjürg Küng (Mühlehorn), Albrecht Rhyner (Ennenda), Roger Rychen (Mollis), Jörg Schneider (Rudolfingen ZH) und Kurt Schneiter (Schmerikon). Rychen besitzt dieses Jahr die Möglichkeit, als erster Wettkämpfer den dritten Sieg im Klöntal zu realisieren.
Aufgeteilt nach Kantonen sind die Gastgeber obenauf. 15 Mal siegte ein Vertreter aus dem Lande Fridolins. Die weitere Verteilung sieht wie folgt aus: Zürich neun Sieger, St. Gallen acht, Schwyz sieben, Uri vier, Appenzell drei, Schaffhausen und Thurgau je zwei und Graubünden einer.

feldwaldwiesenblogger

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