Muss sich die Welt vor US-Präsident Donald Trump fürchten?

Ich reibe mir immer noch die Augen, und denke: Das kann doch gar nicht sein. Und doch ist Trump nun Wirklichkeit. Er wird mit seiner Gefolgschaft am 20. Januar 2017 ins Weisse Haus einziehen, wo er gestern bereits zu Besuch bei Obama war. Ob da auch Details zum Umzug besprochen wurden? Nein, Spass beiseite. Weltweit machen sich Menschen Gedanken, wie eine Präsidentschaft von Trump wohl werden wird. Den Menschen, welche sich sorgen, Ängste, Bedenken und gar Furcht haben, wird momentan am meisten Gehör geschenkt. Kein Wunder: Angefangen vom Papst bis hin zum französischen Präsidenten Hollande hört man nach der Wahl von Besorgnis, Mauerbau oder gar Brechreiz. All dies kann einem ganz schön Angst und Bange machen.

trump
Donald Trump, der 45. US-Präsident
Bildquelle: news.at

Morgenspaziergang rund ums verschneite Muotathal
Über Donald Trump, den 45. US-Präsidenten, und seine schier unglaubliche Wahl erfährt man dieser Tage extrem viele Fakten. Alle möglichen Experten krochen aus ihren Löchern und geben ihren Senf dazu ab. Ich habe mir beim morgendlichen Spaziergang rund ums verschneite Muotathal auch so meine Gedanken gemacht. Natürlich will ich keine Zusammenfassung über das Gelesene, Gesehene und Gehörte schreiben. Zu diesen Fakten habe ich mir aber sehr wohl eine Meinung gebildet. Ich gebe vorweg zu, dass ich als Abonnent am meisten in der Weltwoche gelesen habe. Aber: Zur Ergänzung zog ich mir natürlich auch andere Medien rein. So zum Beispiel NZZ Online oder die Tagesschau vom Schweizer Fernsehen.
Bei all diesen Betrachtungen drängt sich bei mir eine Frage am meisten auf: Muss sich die Welt vor US-Präsident Donald Trump fürchten? Ich meine Nein. Sicher ist aber nur das Amen in der Kirche.

Gräben tun sich nicht erst jetzt auf
Trump’s Wahl ist für die meisten Europäer nicht zu begreifen. Dennoch versuche ich zu verstehen, oder zumindest im Ansatz. Gräben tun sich nicht erst jetzt, nach Trumps Erfolg über Clinton, auf. Diese wurden schon länger aufgerissen. Und zwar von der unsäglichen politischen Kaste in Washington. Von diesem sogenannten Establishment haben aber so dermassen viele Leute die Schnauze voll, dass Trump gerade richtig kam. Dazu muss man leider auch die Medien zählen, welche Trump als „korrupt“ bezeichnete.
Man kann behaupten, dass die Nichtwahl von Clinton in erster Linie eine Absage ans Establishment bedeutet. Die vielen Menschen im Lande wollen vermutlich nicht unbedingt Trump, noch weniger aber wollen sie eine typische Vertreterin des Polit-Lügenpacks in Washington. Man hörte viele Gutmenschen, darunter auch etliche Prominente, wie sie die Stimme für Clinton ergriffen. Das aber war wohl ein entscheidender Fehler. Denn diese Leute stammen auch vom verhassten Klüngel, leben mit ihresgleichen in ihrer eigenen Welt, und haben keine Ahnung, wo dem „Volk“ der Schuh drückt. Den Milliardär Trump aber nun als einen Mann des Volkes zu bezeichnen wäre mehr als vermessen. Der Unternehmer wusste aber, wie er die Ängste, Sorgen und Nöte des kleinen Mannes bewirtschaften kann. Er machte sich für sie zum Sprachrohr und Ventil.

Die stille Revolution
Man darf getrost behaupten, dass Trump von der schweigenden Masse gewählt wurde. Die Menschen haben ihre Chance gepackt und im Stillen eine Revolution durchgeführt. Donald Trump zerschlug zwar während dem Wahlkampf so ziemlich alles Geschirr, dass ihm in den Weg gestellt wurde. Er beleidigte und verschmähte alle möglichen Gruppierungen. Frauen, Ausländer, angehörige von anderen Religionen: Sie allen bekamen ihr Fett ab. Von aussen betrachtet ist so ein Mensch schlicht nicht wählbar, geschweige denn in der Lage Verantwortung zu übernehmen.
Dennoch: Bei all dem Lärm rund um sein Tun und Wirken hat er sich nie gegen den kleinen Mann und das Volk gestellt. Diese blieben verschont von seinen Tiraden. So wie ich das beobachtete, schützte er diesen Kern auf seiner anderthalb jährigen Wahlkampf-Tour. Mehr noch: Seinen Siegeszug baute er auf sie, die schweigende Mehrheit. Denen kam das nämlich gerade recht, dass einer die da oben mal so richtig aufs Korn nimmt. Sie mit Schimpf und Schande eindeckt. Endlich getraute sich einer, dass zu sagen, was vermutlich Millionen von US-Bürgern auch mal gerne tun würden: Dass Amerika nämlich langsam aber sicher vor die Hunde geht.

Wie geht es nun weiter?
Kann Trump all seine Versprechen einhalten? Wird er den Polit-Betrieb in Washington so richtig aufmischen? Niemand weiss das, vermutlich nicht mal Trump genau. Der Wahlkampf aber ist vorbei und der Pulverdampf am Verrauchen. Die ersten Worte nach der Wahl und das Treffen gestern mit Obama lassen darauf schliessen, dass der Mann auch versöhnliche Töne kennt. Und ja, er hat ein Programm. Obwohl er einiges davon während dem fast nicht mehr enden wollenden Wahlkampf so ziemlich auf den Kopf gestellt hat. Seine Kernanliegen wie die Grenz-Mauer zu Mexiko, weniger Engagement im Ausland, tiefere Steuern, mehr Jobs für Amerika, Investitionen in die eigenen Strukturen, das Hinterfragen von internationalen Handels-Abkommen und das Sich gut-Stellen mit Putin wiederholte Trump aber Mantra-mässig. Wenn das nicht der Ansatz eines Programmes ist, dann ist dem neuen US-Präsidenten nicht zu helfen.
Wie man aus der heutigen Presse erfuhr, sind bereits einige Namen wie Rudy Giuliani oder Newt Gingrich im Umlauf. Sie sollen dereinst wichtige Posten bekleiden.

Die Ungewissheit bleibt
Zugegeben, die Ungewissheit bleibt. Aber wie eingangs gefragt und weiter oben ganz kurz mit „Ich meine Nein“ beantwortet, kocht auch Donald Trump nur mit Wasser. Um einen Krieg anzuzetteln, eine Atombombe zu zünden und die ganze Welt ins Chaos zu stürzen, braucht es sehr viel Zerstörungswut und einen absolut krankhaften Geist. Beides sehe ich eigentlich nicht. Zudem ist die USA immer noch eine funktionierende Demokratie. Wichtige Entscheide muss auch der eben gewählte US-Präsident weiterhin durchs Zweikammer-Parlament mit Repräsentantenhaus und Senat bringen. Mehr noch: Sie haben einige Kontrollfunktionen gegenüber dem Präsidenten.
Trump behauptet stets, dass er sein Land liebt. Das kann er nun unter Beweis stellen. Der mächtigste Mann der Welt soll dem Volk und seinen Wählern aber auch beweisen, dass er es ernst gemeint hat. Wie weit Trump das Washingtoner Establishment vom hohen Ross zu holen vermag, wird sich zeigen. Er jedenfalls darf sich mit seinem zukünftigen Stab nicht noch weiter von der Basis entfernen, ganz im Gegenteil. Gelingt ihm eine Annäherung ans Volk, kommt vieles gut. Denn einige seiner Anliegen wie die Job-Beschaffung, weniger Engagement im Ausland oder Investitionen in die eigene Infrastruktur klingen nicht so verkehrt.
Das Prinzip Hoffnung hat sich in mir breit gemacht.

feldwaldwiesenblogger

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.