Benji von Ah’s Bericht aus dem Corona-Alltag

Text: feldwaldwiesenblogger

Mit Samuel Giger habe ich vor zwei Tagen eine Serie gestartet, bei welcher ich die Schwinger aus ihrem Corona-Alltag berichten lasse. Diese dürfen bekanntlich seit dem 29. Oktober letzten Jahres wegen des Kontaktsport-Verbots kein Schwingtraining ausüben. Das ist hart für unsere Sägemehl-Athleten! Wir alle müssen mit Einschränkungen leben, und auf bessere Zeiten hoffen. Diese kommen aber ganz bestimmt wieder. Und: Ich freue mich jetzt schon darauf, unseren Schwingern wieder bei der Arbeit zusehen zu können!

Heute folgt mit dem Innerschweizer Benji von Ah der zweite Bericht. Der Obwaldner wird im kommenden Februar 34-jährig und ist vierfacher Eidgenosse. Benji hat insgesamt 72 Kränze auf seinem Konto: 33 Kantonal-, 21 Berg-, 14 Teilverbands- und vier Eidgenössische Kränze. Hinzu kommen sieben Kranzfestsiege. Der 188 Zentimeter grosse und 118 Kilogramm schwere Athlet ist Mitglied vom Schwingklub Giswil. Der Turnerschwinger ist gelernter Sanitär-Monteur und arbeitet bei der SBB in Luzern als Chefmonteur für Kabelanlagen. Benji wohnt in Giswil.


Der vierfache Eidgenosse Benji von Ah hat 72 Kränze auf seinem Konto
Bild: Rolf Eicher (esafzug.ch)

Wie geht es dir?
«Mir geht es sehr gut.»

Wie sieht dein Trainingsalltag derzeit aus?
«Ich absolviere drei- bis viermal pro Woche ein Athletiktraining, bestehend aus Kraft und Kondition. Diese Trainingseinheiten praktiziere ich momentan alleine, aber unter Anleitung. Zusätzlich sitze ich nun öfters auf dem Hometrainer, um den Muskelkater wegzubringen.»

Momentan wäre die wichtigste Phase des Trainingsaufbaus im Sägemehl. Das ist nun vorerst nicht möglich. Wie kann man unter diesen Umständen eigentlich eine Saison planen?
«Eine Planung ist unter diesen Umständen schwierig. Ich hatte schon viele Verletzungen und musste deswegen auch länger pausieren. Ich fand den Anschluss hinterher immer wieder. Es braucht so oder so eine Anlaufzeit. Man weiss zudem nicht, wie es momentan weitergehen soll. Ich denke, wenn es los geht, muss man gefasst und parat sein.»

Kannst du deiner Arbeit wie gewohnt nachgehen?
«Ja, das kann ich. Am Anfang des Lockdowns im vergangenen Frühling musste ich mal eine Woche zu Hause bleiben. Seit damals sind wir aber immer dran, und arbeiten meist in Zweierteams. Natürlich eingeschränkt und mit den nötigen Schutzmassnahmen. Ich arbeite in Luzern bei der SBB und bin seit kurzem Chefmonteur für Kabelanlagen.»

Wie erlebst du persönlich die Corona-Pandemie?
«Ich empfinde es als sehr langweilig. Vorher war ich wegen Trainings und Schwingfesten viel unterwegs, und auch ab und zu im Ausgang. Jetzt ist nicht mehr viel los. Ich vermisse einfach das gesellschaftliche Leben. Man hat nun gelernt, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Ich lasse mich deswegen aber nicht verrückt machen.»


Benji von Ah konnte sich 2019 als Rigi-Sieger feiern lassen
Bild: appenzell24.ch

Wegen den fehlenden Aktivitäten im Sägemehl hast du wahrscheinlich mehr Freizeit als dir lieb ist. Welchen Beschäftigungen gehst du nun vermehrt nach?
Benji grinst. «Ich lese zwischendurch ein Buch und habe begonnen, Serien im TV zu schauen. Das hatte ich vorher noch nie gemacht. Man soll ja zuhause bleiben, dann beschäftigt man sich halt so.»

Angenommen, ihr dürft gegen Ende März wieder ins Kurzholz: Wann würdest du dein erstes Schwingfest bestreiten?
«Ein bisschen Vorlauf muss man schon haben, um sich gezielt vorbereiten zu können. Ein erstes Schwingfest könnte man unter diesen Umständen auf Ende April planen.»

Wie ist die Stimmung unter deinen Trainingskameraden?
«Einige sind zum Teil sind nicht so motiviert. Gewisse Kameraden haben wegen fehlender Motivation nicht mehr viel gemacht. Ein paar von diesen trainieren gewöhnlich zweimal pro Woche im Sägemehl und trainieren einmal Kondition. Wegen dem fehlenden Sägemehl-Training machen sie halt nicht mehr viel. Sollte wieder eine Saison ausfallen, besteht die Befürchtung, dass einige den Schwingsport an den Nagel hängen könnten. Angst haben wir vor allem um die Jungschwinger, welche auf dem Sprung zu den Aktiven sind. Wir hoffen, dass wir sie nicht verlieren.»

Gibt es auch etwas Positives, was du aus dieser Pandemie mitnehmen kannst?
«Es ist alles ruhiger geworden. Man ist auch bescheidener geworden, und schätzt gewisse Dinge wieder mehr. Das Virus schränkt schon ziemlich ein. Man lernt alltägliche Sachen zu schätzen, die erst nach der Pandemie wieder möglich sind.
Positiv ist, dass sich meine Knie wegen der ausgefallenen Saison sehr gut erholen konnten. Dank der Schonung könnte so in den nächsten Jahren noch etwas drin liegen.»

Ist eine Corona-Impfung für euch Schwinger eine Option?
«Ich handhabe es wie Christian Stucki, und warte ab. Ich hätte meine Mühe damit, wenn TK-Chef Stefan Strebel und der Verband eine Impflicht durchsetzen möchten. Ich würde das gar nicht befürworten. Aber: Ich verstehe die Befürworter und Gegner der Corona-Impfung, und deren Argumente. Meiner Meinung nach soll diese Entscheidung jedem selber überlassen sein.»

feldwaldwiesenblogger

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