Samuel Giger’s Bericht aus dem Corona-Alltag

Text: feldwaldwiesenblogger

Die Corona-Pandemie hat alles fest im Griff, auch die Schwinger. Statt sich mit festem Griff im Sägemehl Mann gegen Mann gegenüber stehen zu dürfen, können die Kurzholz-Athleten momentan nur Kraft und Kondition trainieren. Vermutlich gegen Ende März dürfen die Schwinger wieder in die Schwingkeller, um sich für die diesjährige Saison vorzubereiten. Stefan Strebel, der TK-Chef des Eidgenössischen Schwingerverbandes, gab diese Einschätzung gestern in der St. Galler Zeitung ab. Er sagt dazu: «Ich hoffe, dass dies nach Ostern wieder möglich sein wird.»

Um die Wartezeit ein wenig zu verkürzen lasse ich die Hauptakteure, die Schwinger, zu Wort kommen und aus ihrem Corona-Alltag berichten. Der Start erfolgt heute mit dem Nordostschweizer Samuel Giger. Der Thurgauer wird im kommenden März 23-jährig und ist bereits zweifacher Eidgenosse. Samuel hat insgesamt 37 Kränze auf seinem Konto, nebst den zwei Eidgenössischen Kränzen zieren sein Palmarès 17 Kantonal-, zehn Berg- und acht Teilverbandskränze. Dazu kommen 15 Kranzfestsiege. Der 194 Zentimeter grosse und 120 Kilogramm schwere Athlet ist Mitglied vom Schwingklub Ottenberg. Der Sennenschwinger ist gelernter Zimmermann, arbeitet derzeit als LKW-Chauffeur und wohnt in Ottoberg.


Samuel Giger absolviert momentan wöchentlich sieben bis acht Trainingseinheiten
Bild: Reto Martin (Tagblatt)

Wie geht es dir?
«Mir geht es soweit sehr gut. Ich bin körperlich fit und versuche mich auch fit zu halten.»

Wie sieht dein Trainingsalltag derzeit aus?
«Ich trainiere täglich und komme so wöchentlich auf sieben bis acht Einheiten. Auf dem Programm stehen Kondition, Koordination, Kraft und Schnellkraft. Diese Trainings absolviere ich alleine.»

Momentan wäre die wichtigste Phase des Trainingsaufbaus im Sägemehl. Das ist nun vorerst nicht möglich. Wie kann man unter diesen Umständen eigentlich eine Saison planen?
«Das ist eine gute Frage, ich weiss es selber nicht genau. Ich gehe davon aus, dass die Kranzfest-Saison im Mai starten kann und bereite mich dementsprechend vor. Das ist meine Motivation. Schwingfest-Daten kann man momentan nicht festlegen. Niemand weiss, ob, wie und wann diese Anlässe stattfinden können.»

Kannst du deiner Arbeit wie gewohnt nachgehen?
«Ja, das kann ich zum guten Glück. Ich arbeite in der der Baubranche als LKW-Fahrer. Wir verzeichneten bisher nie einen Unterbruch und konnten durcharbeiten. Natürlich mit den bekannten Schutzmassnahmen und Maskenpflicht. Ich arbeite in einem 80 Prozent Pensum.»

Wie erlebst du persönlich die Corona-Pandemie?
«Ich erlebe es wie die meisten, und dass man es nämlich langsam gesehen hat. Nichtsdestotrotz versuche ich sportlich wie privat das Beste aus dieser Situation zu machen, und versuche auch die positiven Aspekte daraus zu ziehen.»


Samuel Giger konnte sich 2018 auf der Schwägalp als Sieger feiern lassen
Bild: appenzell24.ch

Wegen den fehlenden Aktivitäten im Sägemehl hast du wahrscheinlich mehr Freizeit als dir lieb ist. Welchen Beschäftigungen gehst du nun vermehrt nach?
«Aufgrund der fehlenden Schwingfeste 2020 nutzte ich die zusätzliche Freizeit und verbrachte diese mit meiner Freundin und meiner Familie. Wir gingen wandern und machten Tagesausflüge. Das fehlende Schwingtraining kompensiere ich momentan mit anderen Trainings und habe so dadurch nicht mehr Freizeit.»

Angenommen, ihr dürft gegen Ende März wieder ins Kurzholz: Wann würdest du dein erstes Schwingfest bestreiten?
«Ich denke, sobald wir wieder schwingen dürfen, baue ich mir eine Vorlaufzeit von vier bis fünf Wochen vor dem ersten Schwingfest ein. Aber: Wenn der Trainingsstart im Sägemehl Ende März erfolgen sollte, würde ich ein Frühlingsfest Mitte April bestreiten. Natürlich wäre es schön, wenn die Vorlaufzeit länger wäre. Das wird dieses Jahr aber schwierig.»

Wie ist die Stimmung unter deinen Trainingskameraden?
«Die Stimmung ist hauptsächlich positiv. Es gibt schon ein paar, die man fürs Training zusätzlich motivieren muss. Im Grossen und Ganzen haben meine Trainingskameraden aber die gleiche Einstellung wie ich.»

Gibt es auch etwas Positives, was du aus dieser Pandemie mitnehmen kannst?
«Das wird im Nachhinein sicher die zusätzliche Zeit mit meiner Freundin und meiner Familie sein. Ein sehr schöner und positiver Aspekt. Weitere Punkte gibt es eigentlich gar nicht. Das Schwingen ist sportlich gesehen so ein grosser Teil von meinem Leben, was nun nicht stattfinden kann. Ein Vorteil dieser Pandemie ist sicher, dass der Körper nun ein Jahr lang schonen konnte. Ich hoffe, dass sich das für die Zukunft positiv auswirkt.»

Ist eine Corona-Impfung für euch Schwinger eine Option?
«Ich kann nur für mich sprechen. Wenn es irgendwie geht, lasse ich mich nicht impfen. Ich bin gesund und denke, dass ich, Stand heute, diese Impfung nicht brauche. Ob man dann wegen der fehlenden Impfung nicht schwingen darf, weiss ich derzeit nicht. Aber momentan ist eine Corona-Impfung für mich keine Option.»

feldwaldwiesenblogger

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