Besuch bei der Despond SA, dem Sägemehl-Lieferanten fürs Eidgenössische in Estavayer

Für den Märzbeitrag meiner Vorschauen-Serie auf das ESAF 2016, mit Fokus auf den austragenden Südwestschweizerischen Schwingerverband, liess ich mir etwas Besonderes einfallen. Für einmal interessierte mich die Unterlage für die Zweikämpfe, das Sägemehl. In diesem Falle natürlich dasjenige für das Eidgenössische von Ende August.

Ich meldete mich beim Organisationskomitee (OK) vom Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest und fragte nach dem Lieferanten für das Kurzholz. Werner Jakob, der ehemalige Technische Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes (ESV), konnte mir dabei weiterhelfen. Er nannte mir die Firma: Despond SA, ansässig in Bulle FR, ist das drittgrösste Sägerei-Werk in der Romandie. Der Hauptaktionär und Inhaber des Betriebes ist der schweizweit bekannte SVP-Nationalrat Jean-François Rime.
Vorab rief ich bei der Despond SA, welche derzeit 42 Mitarbeiter beschäftigt, an und bat darum, sie besuchen zu dürfen. Die Bitte wurde mir gewährt.

Bevor ich am 18. März die Strecke ins Greyerzerland unter die Räder nahm, machte ich mich betreffs „Sägemehlplätze“ auf der ESV-Homepage schlau. Tatsächlich, im PDF-File „Richtlinien für Sägemehlplätze“ kann man alles Wichtige dazu nachlesen. Nachfolgend ein kleiner Auszug:
„Im Art. 17 des Technischen Regulatives wird die Beschaffenheit eines Schwingplatzes und insbesondere des Sägemehlplatzes umschrieben.
Ein richtig hergerichteter Sägemehlplatz schützt die Schwinger vor Verletzungen. Es muss demnach alles unternommen werden, diese sehr wichtige Unterlage, die aus gesiebtem und staubfreien Tannen- oder Fich-tensägemehl besteht, optimal einzubauen.
Ideales Sägemehl entsteht aus einem entrindeten Stamm, der von einem Gattersägeblatt geschnitten wird. Das Sägemehl darf nicht zu alt sein, sondern sollte frisch ab Gatter gesägt verbaut werden.“

Nebst dem Nachlesen in der ESV-Richtlinie, notierte ich mir als Vorbereitung für den Besuch in der Romandie einige Fragen und beschäftigte mich auch mit der Geschichte der Firma. Als Information entnahm ich einige Eckpunkte ab der Homepage der Despond SA:
„Die Firma Despond SA wurde im Jahr 1896 von Lucien Despond gegründet. Die Firma betrieb von Anfang an eine Sägerei. Zusätzliche Abteilungen wurden schon vor dem 2. Weltkrieg aufgebaut.
Nach der Krise von 1974/75 hatte die Firma schwere finanzielle Schwierigkeiten. Sie wurde am 1. Dezember 1978 von Pierre und Jean-François Rime übernommen. Sie waren schon Besitzer der Firma Scherly SA in La Roche, die im selben Bereich tätig war. Am 1. Januar 1994 fusionierten die beiden Firmen und die Produktion wurde auf die Räumlichkeiten von Despond SA in Bulle konzentriert.
Mit einer Produktion der Sägerei von mehr als 120’000 Kubikmetern und mit der Breite ihrer Produktpalette hat die Firma Despond SA eine Führungsposition in der Schweizer Holzindustrie und insbesondere in der wertsteigernden Verarbeitung von Schweizer Rundholz erreicht.“

Despond SA
Despond S.A. in Bulle FR
Bildquelle: feldwaldwiesenblogger

Wie bereits in meinem Reisebericht vom 19. März („Interview mit Ernst Schläpfer und woher kommt das Sägemehl fürs ESAF in Estavayer?“) erwähnt, hat das OK von Estavayer2016 mit der Firma Despond SA einen Sponsoring-Vertrag abgeschlossen.
Jacques Rimes, seit kurzem der Geschäftsführer des Betriebes, nahm sich extra Zeit, und beantwortete mir meine Fragen rund um den Sägemehl-Deal und um die Firma seines Vaters.

Wieviel Sägemehl dürfen Sie fürs Eidgenössische liefern?
Der Lieferumfang an Sägemehl wird voraussichtlich zwischen 400 und 500 Kubikmeter betragen, eine beträchtliche Menge.

Wer transportiert das Sägemehl auf das Gelände des ESAF? Wann werden die Transporte erfolgen?
Die Firma Andrey Transporte AG aus Le Mouret führt gewöhnlich die Transporte für uns aus. Wann und wer den Transport des Sägemehls ans Eidgenössische durchführen wird, ist noch nicht geklärt. Die Transporte müssen aber sicher rechtzeitig vor dem Beginn des Anlasses erfolgen.

Worin besteht die Kerntätigkeit von Despond SA?
Wir betreiben hier ein Sägewerk, und führen die erste und die zweite Verarbeitung von Holz durch. Wir produzieren Schnittholz, Latten und Doppellatten, Schalungsholz, Nut-Kammbretter, Hobelwaren, Profilleisten, Sockelleisten, Thermoholz und Paletten. Zudem führen wir auf Anfrage verschiedene Oberflächenbehandlungen durch. Weiter verfügen wir über eine Trocknungsanlage. Unser Hauptprodukt sind Lamellen für Leimbinder.
Vor 20 Jahren waren noch 120 Mitarbeiter beschäftigt. Der Betrieb wurde in den letzten Jahren mit neuen und modernen Maschinen automatisiert. Heute wird mit deutlich weniger Mitarbeitern mehr Holz gesägt als vor 20 Jahren.

Habt ihr auch schon an andere Schwingfeste Sägemehl geliefert?
Ja, wir lieferten schon an viele Schwingfeste. Alle Organisatoren aus der Region und im Kanton Freiburg beziehen von uns das Sägemehl. Wir konnten auch schon ein paar Mal in den Kanton Genf an Schwingfeste liefern.

Wer bezieht sonst noch Sägemehl von ihnen?
Unser Sägemehl wird für mehrere Zwecke verwendet. Ein Teil geht dabei an die Bauern, ein weiterer Teil an die Pelletindustrie und ein Teil geht an den Holzverarbeiter SWISS KRONO AG.

Sie haben einen Sponsoringvertrag mit den Verantwortlichen von Estavayer2016 abgeschlossen. Wie kam es zum Deal?
Da wir bereits schon Holzplatten für den Bodenschutz ans Eidgenössische in Burgdorf liefern konnten, kam es zum Deal. Wir liefern das Sägemehl kostenlos und treten des Weiteren auch als Sponsor des Festes auf.

sägemehl
Angefallenes Sägemehl
Bildquelle: feldwalwiesenblogger

Wie viel Sägemehl lagern Sie momentan in ihrem Betrieb?
Das kann ich nicht genau sagen. Wir produzieren pro Arbeitstag etwa 120 Kubikmeter Sägemehl. Jeder Tag wird mindestens mit einem LKW Sägemehl abtransportiert. Platz wäre etwa für eine Produktionswoche vorhanden. Die Lagerung erfolgt in einem Beton-Silo mit einem Rauminhalt von etwa 400 bis 500 Kubikmetern.

Wie lagert man eigentlich Sägemehl?
Am besten in einem Silo. Man kann das Sägemehl schon draussen lagern. Das Problem dabei ist der Wind und der Regen, welche das Kurzholz wegverfrachten würden.

Gibt es fürs Sägemehl auch eine Qualitätskontrolle?
In dem Sinne nicht. Wir sägen nur Fichten- und Tannenholz. Zudem verfügen wir über eine Siebanlage. Dabei werden die grösseren Teile als Schnitzelholz aus dem Sägemehl entfernt.

Es gibt eine ESV-Richtline für Sägemehlplätze. Wie sieht das mit der Konsistenz von Sägemehl für den Schwingsport aus?
Wir haben noch nicht alles mit dem OK von Estavayer geklärt. Ich muss mit ihnen über diesen Punkt noch sprechen. Da wir aber schon an mehrere Schwingfeste liefern durften, sollte dies kein Problem sein.

Ich wollte es betreffs Konsistenz von Sägemehl aber genauer wissen und fragte bei Rolf Gasser, dem Leiter der ESV-Geschäftsstelle nach. Zudem interessierte mich, ob das OK von Estavayer oder eine technische Kommission das Sägemehl vorher bei der Firma Despond SA prüfen wird. Gasser erklärte: „Es darf kein grobkörniges Sägemehl mit Holzsplittern sein.
Durch das Einbringen in drei Schichten mit Walzen und Wasserzugabe wird der geforderte „Teppich“ (elastische Unterlage) erreicht.
Für die Sägemehlqualität und die korrekte Herrichtung der sieben Schwingplätze in Estavayer-le-Lac ist Werner Jakob (Abteilungsleiter Sport Estavayer2016) verantwortlich. Er kann allenfalls Auskunft betreffend der Überwachung des Sägemehls fürs Eidgenössische geben.“

Was geschieht eigentlich mit dem Sägemehl nach dem Eidgenössischen?
Das ist eine gute Frage, die Sie eigentlich dem OK stellen müssen. Wir haben aber keine Verwendung mehr dafür. Ich glaube, es gibt Interessenten, die etwas damit machen möchten. Es gäbe da nämlich einige Verwendungszwecke: Zum Beispiel für die Produktion von Pellets oder einfach verbrennen. Bei anderen Schwingfesten hier in der Region wurde das Sägemehl hinterher an Bauern für die Landwirtschaft abgegeben.

Nach dem Gespräch durfte ich auf dem relativ grossen Gelände der Firma einige Fotos machen. Ich war bis anhin noch nie in so einem grossen Sägewerk, und staunte zudem über die automatisierten Abläufe.

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Bilderquelle: felwaldwiesenblogger

Zum Abschluss spreche ich der Firma Despond SA, dem Lieferanten „des eidgenössischen Sägemehls“, einen herzlichen Dank aus. Dafür, dass sie mich empfingen, meinen Fragen Rede und Antwort standen und dass ich Fotos vom Betrieb machen durfte.

feldwaldwiesenblogger

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