Das starke Comeback von Nick Alpiger ist eine der schönsten Geschichten, welche der Schwingsport bisher in diesem Jahr schrieb

Text: feldwaldwiesenblogger

«Alpiger zu Tränen gerührt» schrieb der BLICK nach dem Basellandschaftlichen Kantonalschwingfest. Und: «Ich kann es fast nicht in Worte fassen, was dieser Sieg für mich bedeutet!», erklärt Nick Alpiger auf Facebook. Der Nordwestschweizer Team-Leader kehrte nämlich letzten Sonntag in Muttenz wieder auf die Siegerstrasse zurück und gewann in überzeugender Manier. Das starke Comeback von Nick Alpiger nach einer anfangs Saison erlittenen Verletzung ist eine der schönsten Geschichten, die der Schwingsport dieses Jahr schrieb. Anhand der Emotionen nach dem Schlussgang konnte man ein Stück weit erahnen, wie erleichtert Nick war. Denn die Zwangspause verhinderte dem Maurer eine Zeit lang was er am liebsten macht: Schwingen.

Drei Eidgenossen bezwungen

Am «Basellandschaftlichen» bodigte der Aargauer Eidgenosse der Reihe nach Oliver Hermann, Adrian Walther, Andreas Döbeli, Michael Mangold, David Schmid und im Schlussgang Joel Strebel. Das Notenblatt von Nick zählte am Schluss 59.75 Punkte, ein «Vierteli» fehlte zum Punktetotal. Zudem bezwang er drei Eidgenossen, allesamt Aargauer Verbandskollegen. 

Konter führte zum Erfolg im Schlussgang

Im Schlussgang konnte der nun mittlerweile sechsfache Kranzfestsieger abwarten und die Kurz-Angriffe von Strebel parieren. Denn ein «Gestellter» hätte ihm gereicht. So weit kam es aber nicht: Nach rund zehn Minuten setzte sein Kontrahent einen Inneren Haken an. Dabei konterte Nick und brachte Strebel mittels Überstossen aus dem Gleichgewicht und auf den Rücken.

Nachgefragt bei Nick Alpiger

Der Schwinger-Blog fragte darum beim glücklichen Sieger nach und wollte wissen, wie die Gefühlslage nach dem Sieg in Muttenz war, wie die Heilung nach der Verletzung verlief und was beim Kilchberger Schwinget drin liegt. Weiter wie man sich den Alltag von so einem leidenschaftlichen Schwinger vorstellen muss. Und: Hat Nick den Trainingsumfang nach dem «Eidgenössischen» in Zug eigentlich verändert? Beim Telefongespräch war der 45-fache Kranzschwinger am Hallwilersee und frönte seinem Hobby Fischen.

Nick Alpiger, der glückliche Sieger vom «Basellandschaftlichen» erklärt auf Facebook: «Ich kann es fast nicht in Worte fassen, was dieser Sieg für mich bedeutet!»

Bild: David Sigg

Herzliche Gratulation zum Sieg beim Basellandschaftlichen Kantonalschwingfest! Wie war die Gefühlslage nach deinem sechsten Kranzfestsieg?

«Danke vielmals! Für mich war es sehr schön und ich war einfach nur glücklich, dass ich wieder ein Schwingfest gewinnen konnte. Der Weg nach dem Eidgenössischen bis zum Sieg in Muttenz war für mich nicht immer einfach. In dieser Zeit habe ich Verletzungen auskuriert, war oft bei der Physiotherapie und habe viel allein trainiert. Ich konnte dabei immer auf die Unterstützung meine Familie zählen. Der Kranzfestsieg letzten Sonntag ist die Bestätigung dafür, dass es sich gelohnt hat diesen Weg zu beschreiten. Als Hauptprobe vor dem «Basellandschaftlichen» bestritt ich den Homberg-Schwinget, um zu schauen, ob wieder alles einwandfrei funktioniert. In Muttenz trat ich ohne Druck an. Ich empfand einfach grosse Freude, dass ich wieder das machen kann, was ich am liebsten mache.»

Der Start in die 2021er-Saison verlief beim Aargauer Kantonalen verheissungsvoll. Doch dann kam eine Woche darauf die Verletzung am Solothurner Kantonalen. Was war dort passiert?

«Ich zog mir am Solothurner Kantonalen eine Fussverletzung zu, dabei wurde das vordere Syndesmoseband beschädigt. Dadurch konnte ich sechs Wochen nicht trainieren.»

Verlief die Heilung problemlos? Ab wann konntest du wieder trainieren?

«Ich war bei der erforderlichen Physiotherapie in sehr guten Händen. Die Heilung verlief dadurch optimal. Ich ging nach der Verletzung während vier Wochen an Stöcken. Dann erfolgte während zwei Wochen ein gezielter Aufbau und schon stand der Homberg-Schwinget auf dem Programm.»

Rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt bist du wieder in bestechender Form. Was liegt drin am Kilchberger Schwinget?

«Das wird ein ganz hartes Fest, und es geht eigentlich nur um den Tagessieg. Ich versuche mich gut vorzubereiten, um dann parat zu sein. Mein Ziel ist, dass ich an diesem Tag ohne Druck und unbeschwert schwingen kann. Was dabei herausschaut, wird sich zeigen. Aber: Zuerst stehen für mich noch das Nordwestschweizer und das Nordostschweizer Schwingfest auf dem Programm.»

Blickt man kurz zurück, darf man dich zu den Topfavoriten am «Kilchberger» zählen. Denn: Du bist nebst René Suppiger der bisher letzte Schwinger, welcher Samuel Giger eine Niederlage (ESAF 2019 in Zug, 1. Gang) zugefügt hat. Wie hast du das geschafft?

«Ich ging ohne Druck ans ESAF in Zug, und es war für mich eine Riesenehre und Freude dort zu schwingen. Ich habe dabei probiert, mein Bestes zu geben. Ich konnte Samuel auf einen Zug abkontern. Er griff mit Gammen an und ich fing ihn mit Lätz ab. Am Boden hatte ich gute Griffe, und konnte ihn schliesslich bezwingen.»

Nick Alpiger im energischen Zweikampf mit dem Aargauer Eidgenossenkollegen David Schmid

Bild: Facebook / Pascale Alpiger

Mit dem Sieg am «Basellandschaftlichen» unterstreichst du einmal mehr, dass du der Team-Leader in der Nordwestschweiz bist. Ist das für dich Bürde oder Würde? 

«Das ist für mich eine Würde und es ist für mich zugleich eine Ehre, dass ich zu den Stärksten in der Nordwestschweiz gehöre. Die Dichte bei uns ist allerdings nicht so gross wie bei den Bernern, Innerschweizern und Nordostschweizern. Und: Joel Strebel, Patrick Räbmatter und Andreas Döbeli haben in dieser Saison grossartige Schwingfeste gezeigt und führen unseren Teilverband ebenfalls an. Wir sind ein gutes Team.»

Bei dir spürt man aus jeder Faser: Das Schwingen ist dein Leben und deine Leidenschaft. Wie müssen sich Aussenstehende deinen Alltag, eingebettet im Schwingsport, vorstellen?

«Ich ordne dem Schwingen alles unter. Mein Alltag dreht sich um den Schwingsport und ich wäge jeweils ab, ob diese oder jene Tätigkeit gut oder schlecht fürs Schwingen ist. Ich denke fast den ganzen Tag nur ans Schwingen, und gehe mit grosser Freude an die Trainings und die Schwingfeste. Ich versuche mit Technik und Gefühl zu schwingen, weniger mit Rohkraft. Ich bin darum froh um Trainings mit Patrick Räbmatter und David Schmid, beides sind starke und kräftige Schwinger. Mein Trainingsschwerpunkt gilt dem Schwingen, das Krafttraining ist Zusatz. Meine Arbeit als Maurer ist anstrengend und fordert mich körperlich. Während der Corona-Pause war ich viel im Kraftraum, das hat sich nun wieder geändert.»

Hast du deinen Trainingsumfang nach dem ESAF 2019 in Zug gleich behalten, verändert oder gar vergrössert?

«Ich habe mich professionalisiert, dabei Neues ins Training integriert. Wie bereits angesprochen trainiere ich nun vermehrt auch im Kraftraum. Ich ging zudem eine Zeitlang ringen. Ich versuche stets neue Impulse zu setzen, damit es nicht langweilig wird, und ich vorwärtskomme.»

Wie viele Trainingszusammenzüge wird das Nordwestschweizer Team bis zum Kilchberger Schwinget noch bestreiten? Und: Wirst du bis zum Saisonhöhepunkt zudem eine spezielle Vorbereitung absolvieren?

«Geplant sind noch zwei Zusammenzüge, unser Technischer Leiter Guido Thürig ist dabei bedacht, professionelle Trainings zusammenzustellen. Nach dem Nordwestschweizer Schwingfest wird der Kader zusammengestellt. Vor dem «Kilchberger» werden wir uns dann sicher nochmals treffen und den Anlass im Detail besprechen. Eine spezielle Vorbereitung ziehe ich nicht in Betracht, ich versuche alles gleich zu halten und gebe Vollgas im Training. Ich freue mich einfach, dass ich wieder schwingen kann. Mein Leitmotiv ist: Das bestmögliche Geben und dann kommt’s gut. Vorderhand zählt momentan aber die Vorbereitung auf die bereits angesprochenen Teilverbandsfeste der Nordwestschweizer und der Nordostschweizer.»

Wie gross sieht dein Pensum als Maurer aus? Und: Bleibt da noch Zeit für Hobbys neben dem Schwingsport?

«Ich arbeite in einem 80 Prozent Pensum von Montag bis Donnerstag. Da ich am Freitag frei habe, liegt am Donnerstagabend ein Auswärtstraining drin. Das Fischen ist mein grosses Hobby, welches ich während der Saison nicht so oft pflegen kann wie ausserhalb der Saison. Das Fischen ist für mich ein guter Moment, um abzuschalten. Ich gehe überdies gerne vor Schwingfesten fischen. Zudem schaue ich auf genügend Schlaf. Dies ist schlussendlich die beste Erholung.»

feldwaldwiesenblogger

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