Der Berner TK-Chef Roland Gehrig gibt vor dem Unspunnen-Schwinget Auskunft und sagt: «Perfekt ist die Saison erst, wenn wir den Unspunnen-Schwinget gewinnen.»

Die Verantwortlichen des Bernisch-Kantonalen Schwingerverbandes (BKSV) haben am 2. August 32 Schwinger plus drei Ersatzschwinger für den Unspunnen-Schwinget selektioniert. Die Selektionsliste führte zu keinerlei Diskussionen. Die Berner sind die Titelverteidiger und werden als grosse Favoriten gehandelt. Sie können dabei beinahe aus dem Vollen schöpfen. Ob sie wieder zwei Athleten in den Schlussgang bringen, wie bei der letzten Austragung 2017 (Christian Stucki und Curdin Orlik)? Der Schwinger-Blog sprach darüber mit Roland Gehrig, dem Technischen Leiter der Berner, und fragte unter anderem nach der Saison-Zwischenbilanz. Weiter waren die Favoritenrolle und Gehrig’s eigene Rolle beim Saisonhöhepunkt Themen.

Text: Schwinger-Blog

Roland Gehrig ist seit 2020 TK-Chef der Berner

Bild: Barbara Loosli

Selektion Unspunnen-Schwinget

Die Berner treten mit einer starken Mannschaft an, in welcher 17 Eidgenossen aufgeführt sind. Einzig die beiden Eidgenossen Patrick Schenk und Konrad Steffen, welche in dieser Saison im Einsatz standen, sind nicht im Aufgebot. Warum nicht?

«Patrick Schenk kam aus einer Verletzung zurück und gewann als Gast am Nordostschweizer Schwingfest den Kranz. Er zog sich kurz darauf eine Schulterverletzung zu und musste die Saison leider abbrechen. Konrad Steffen gewann nur einen Kranz, was für eine Selektion einfach nicht reicht. Man muss dabei fair bleiben, denn es wurden Schwinger nicht berücksichtigt, welche in dieser Saison gar drei Kränze gewannen.»

Nach welchen Kriterien hast du und dein Team die Selektion vorgenommen?

«Bei rund zwanzig Schwingern war die Sache klar, sie gewannen in dieser Saison vier Kränze und mehr. Lukas Renfer, Lorenz Berger und Kilian von Weissenfluh kamen aus Verletzungen zurück. Da wurde ein etwas anderer Massstab angelegt. Zu dieser Kategorie zählt auch Florian Gnägi, welcher sich am ESAF in Pratteln verletzte, und sich nun von der Verletzung zurückgekämpft hat. Wenn diese Athleten gesund sind, will man sie als Stützen unbedingt im Team dabeihaben. Beim sogenannten Strichkampf befanden sich einige Kandidaten. Bei diesen haben wir auf die Gesamtleistung geschaut und auch deren Notenblätter zu Hilfe genommen. Damit wir hinter einer Selektion auch wirklich stehen können. Bei diesen Entscheidungen haben wir uns im Team aber schnell einigen können.»

Unspunnen-Schwinget

Welchen Berner Schwingern traust du den Sieg zu?

«Anhand des Saisonverlaufs ist Fabian Staudenmann einer der absoluten Topfavoriten. Aber auch Matthias Aeschbacher gehört dazu. Er weiss, wie man bei einem Eidgenössischen Anlass in den Schlussgang vorstösst. Adrian Walther hat ebenfalls das Zeug dazu, um vorne mitzuschwingen. Curdin Orlik stand beim letzten Unspunnen-Schwinget im Schlussgang, und auch Michael Ledermann traue ich eine Überraschung zu. Sie sind unsere Zugpferde.»

Du nimmst als TK-Chef in der Einteilung beim Unspunnen-Schwinget Einsitz. Hast du schon einen Plan wie du diese Rolle wahrnehmen willst?

Roland Gehrig lacht. «Diesen Plan werde ich nicht verraten. Den ersten Gang kann ich nicht beeinflussen. Ab dem zweiten Gang kann ich eingreifen. Ich werde mich dabei für unsere Schwinger einsetzen, damit wir um den Sieg mitschwingen können.»

Fabian Staudenmann ist mit sieben Kranzfestsiegen der klare Saison-Dominator der Berner

Bild: Marcel Bieri (Keystone)

Saison-Zwischenbilanz

In der SCHLUSSGANG-Jahreswertung sind vor dem letzten Kranzfest und dem Unspunnen-Schwinget drei Berner in den Top Fünf: Fabian Staudenmann (1.), Matthias Aeschbacher (3.) und Adrian Walther (5.). Die Top-Cracks lieferten und trugen ausserhalb des eigenen Teilverbandes die Siege am Schwarzsee, auf dem Weissenstein und zuletzt beim Nordwestschweizer Schwingfest davon. Eine fast perfekte Saison für die Berner?

«Es war bisher eine nahezu perfekte Saison. Den Brünigschwinget konnten wir leider nicht gewinnen. Das war eines unserer Ziele. Perfekt ist die Saison erst, wenn wir den Unspunnen-Schwinget gewinnen.»

Was für eine Zwischenbilanz ziehst du als Technischer Leiter? 

«Fabian Staudenmann dominierte das Geschehen. Es ist erfreulich, so einen Athleten in den eigenen Reihen zu haben. Matthias Aeschbacher und Adrian Walther lieferten, und gehören ebenfalls zu unserer absoluten Spitze. Was mich besonders freut, sind unsere jungen Nachwuchshoffnungen, allen voran Michael Moser und Fabio Hiltbrunner. Sie füllen Lücken und ergänzen unser Team optimal. Aber auch die beiden Routiniers Thomas Sempach und Bernhard Kämpf erbringen immer noch Topleistungen und machen unser Team noch schlagkräftiger. Wir haben ein gut durchmischtes Kader.»

Was wertest du besonders positiv? Wo hast du das Gefühl, müsste noch der Hebel angesetzt werden?

«Positiv ist unser Teamgeist, welchen wir weiterhin sorgsam pflegen und grossen Wert darauflegen. Es gilt, den Hebel im technischen Bereich anzusetzen. Die Bodenarbeit ist für mich nach wie vor zu schwach, da besteht noch Luft nach oben. Wir arbeiten aber in jedem Training daran.»

Verletzungssituation 

Wie beurteilst du die aktuelle Verletzungssituation in eurem Teilverband?

«Es ist schade, dass Remo Käser und Patrick Schenk wegen Verletzungen die Saison abbrechen mussten. Ansonsten können wir von Glück reden, dass das restliche Team gesund ist und einige aus Verletzungen zurückkehren konnten.»

2017 standen mit Unspunnen-Sieger Christian Stucki (links) und Curdin Orlik zwei Berner im Schlussgang

Bild: esv.ch

Titelverteidiger und Favoritenrolle beim Unspunnen-Schwinget

Die Berner sind die Titelverteidiger und haben die grosse Favoritenrolle inne. Sie stellen mit Fabian Staudenmann nicht nur den diesjährigen Saison-Dominator. Sie haben mit dem formstarken Matthias Aeschbacher einen Schlussgänger des letzten «Eidgenössischen» in ihren Reihen. Und mit Adrian Walther, welcher in dieser Saison etwas unter seinen Möglichkeiten blieb, steht ebenfalls ein junger und hungriger Athlet bereit für den ganz grossen Wurf. Wie gehen die Berner mit der Favoritenrolle um?

«Ich würde eher davon sprechen, dass die Favoritenrolle verteilt ist. Die Nordostschweizer treten nämlich ebenfalls mit einem schlagkräftigen Team rund um Samuel Giger, Armon Orlik, Domenic Schneider, Damian Ott und Werner Schlegel an. Spätestens nach dem Brünig-Sieg zählt Giger wieder zu den absoluten Topfavoriten. Und: Eine gute Teamleistung nützt dir am Unspunnen-Schwinget nichts, wenn du den Sieg nicht davonträgst. Beim Unspunnen- und Kilchberger Schwinget zählen nur der Sieg.» 

Das Ziel sind wieder zwei Berner im Schlussgang, wie bei der letzten Austragung 2017?

«Das ist ein Wunschtraum. Das Ziel ist, mindestens einen unserer Schwinger in den Schlussgang zu bringen. Logischerweise soll dieser dann auch um den Sieg mitschwingen.»

Wie sah die Vorbereitung für Unspunnen aus? Was gibt es bis dahin noch zu tun?

«Nach dem Brünigschwinget haben wir die Selektion bekannt gegeben. So stand uns eine etwa vierwöchige Vorbereitungszeit bevor. In dieser fanden bisher zwei Kaderzusammenzüge statt, bei welchen trainiert wurde und die Bildung des Teamgeists im Fokus war. Rund eine Woche vorher, also am Samstag, 19. August, trifft sich das ganze Team in Magglingen. Auf dem Programm steht auch ein Medientermin. Des Weiteren möchten wir die Schwinger in Magglingen auf den Unspunnen-Schwinget einstimmen und ihnen nochmals bewusst machen, dass dieser Traditionsanlass nur alle sechs Jahre stattfindet. Und sie ihre Chance dabei nutzen sollen. Wir sprechen mit ihnen auch über den Zeitplan und wie wir vorgehen wollen.»

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