Geschichtliches aus dem Schwingsport: Guido Sturny

Quelle: Schwingergestalten unserer Zeit IV (1992)

Guido Sturny
Geboren: 17. Januar 1966 / Schwingklub Sense


Guido Sturny mit seiner Frau Anita und Töchterchen Florence

Überlegener Sieger beim Westschweizer Schwingfest 1991
Dass mit dem Freiburger Guido Sturny nicht gut Kirschen essen ist, erfuhren Gästeschwinger aus der übrigen Schweiz am Westschweizerischen Schwingfest in Nyon 1991 gleich reihenweise. Zu Beginn bezwang Sturny seinen gefährlichsten Rivalen, den Berner Niklaus Gasser. Auch die weiteren starken Gäste Gregor Jehle, Stefan Bürgler und Urs Schöni waren dem entfesselten Sturny an diesem Tag nicht gewachsen. Er gewann alle sechs Gänge und wurde Festsieger. Es war sein bisher grösster Triumph. Nur eine Woche davor hatte er am Schwarzsee den Kranz verpasst. Dies lieferte nach seinen Worten die nötige Motivation, um das Blatt zu wenden. Mit einer gesunden Wut im Bauch trat Sturny zum «Westschweizerischen» an und zog voll durch.

Leid und Freud am Schwarzseeschwinget
Bereits fünf Jahre früher hat Sturny am Schwarzsee seine bisher grösste Enttäuschung erlebt. Er landete wegen fehlenden Trainings und ungenügender kämpferischer Einstellung, die er auf die eben absolvierte Rekrutenschule zurückführte, weit hinten. Er hat als «Seisler» (Bewohner des Bezirks Sense) den festen Wunsch, an «seinem» Schwarzseeschwinget einmal als Sieger hervorzugehen. Das Vorhaben glückte 1992 beinahe. Guido erreichte den Schlussgang, brachte seinen Gegner Res Hadorn in eine heikle Lage, doch nach sieben Minuten behielt der Berner das bessere Ende für sich.

Viel Schlaf und ein seriöser Lebenswandel
Je zwei Siege hat Sturny von den Kantonalfesten Freiburg, Wallis und Neuenburg aufzuweisen. Am Kilchberger-Schwinget schnitt er 1990 hervorragend ab: Siege über Thomas Uebersax, Markus Kurz und Heiri Knüsel, gestellt mit Adrian Käser, den er «strub» traktierte: Rang 5c. Über seine bevorzugten Schwünge will er nicht zu viel verraten. «Allerlei, einer kombiniert mit dem andern», heisst es da nebelhaft. Hingegen dürfen alle wissen, dass er in seinem intensiven Training — im Winter über 12 Stunden — Kondition, Kraft, Laufen, Leichtathletik und Schwingen kombiniert. Zur Vorbereitung gehört auch «viel Schlaf und ein seriöser Lebenswandel». Damit hat er einiges erreicht. 1989 in Stans blieb er mit vier Siegen und vier Gestellten unbezwungen und erreichte den eidgenössischen Kranz sicher. Er gewann alle Gegner platt, zuletzt gegen Rainer Betschart. Abzüge wurden ihm bei drei Gestellten aufgebrummt.

Harmonisches Familienleben ist dem strebsamen Schwinger wichtig
Guido Sturny ist mit Anita Schüpbach, der Tochter eines ehemaligen Schwingers, verheiratet. Im Februar 1992 kam das Töchterchen Florence zur Welt. Das harmonische Familienleben ist dem strebsamen Schwinger und Berufsmann wichtig. Er war ursprünglich Käser: sein damaliger Lehrmeister, Beat Fasel, hat ihn für den Schwingsport begeistert. Jetzt arbeitet er als Verantwortlicher für den Innendienst in der Strafanstalt Bellechasse. Dieser schwierigen Aufgabe, insbesondere der Personalführung und dem richtigen Umgang mit den Insassen, widmet er sich mit vollem Einsatz. Dazu fand er noch Zeit für eine militärische Karriere. Den Leutnant hat er schon 1989 abverdient. Nun hat er den Vorschlag als Kompaniekommandant, so dass 1993 etliche Wochen Militär anstehen werden.

Prinzip «Geben-Nehmen« und Pflicht vor Recht
«Pflichtbewusstsein« ist ein Wort, das im Zusammenhang mit seiner Charge im Klub fällt. Dazu gehört auch, dass er Fehler zunächst bei sich sucht, wenn es an einem Fest nicht klappt. Er will im Leben das Prinzip «Geben-Nehmen» hochhalten, stellt die Pflicht vor das Recht. Diese leider etwas unmodern gewordene Haltung verkörpert Guido Sturny allen damit verbundenen Härten zum Trotz. Er meint dies im Übrigen nicht asketisch, denn Essen und Trinken gehören zu seinen Hobbys. In seinem musikalischen Geschmack haben Volksmusik, Pop und Klassik Platz, beim Jazz macht er gelegentlich ein Fragezeichen. Sein Bekenntnis rundet das hier vorgelegte Bild ab:

«Charakterschulung. Ausdauer. Lernen zu verzichten.»

feldwaldwiesenblogger

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