Lario Kramer’s Bericht aus dem Corona-Alltag

Text: feldwaldwiesenblogger

Lario Kramer ist einer der drei Südwestschweizer Neueidgenossen von Zug. Nebst dem Freiburger sind dies Benjamin Gapany und Steve Duplan. Das tut dem kleinsten der fünf Teilverbände nur gut, und wird deren Arbeit in den nächsten Jahren enorm unterstützen. Just im Jahr Eins nach dem ESAF in Zug konnte und durfte Lario seinen Kranz nicht bestätigen. Die Corona-Pandemie überzog das Land und liess das öffentliche Leben runterfahren. Umso mehr freut sich die Schwinger-Schweiz, wenn die «jungen Wilden» aus dem Südwesten sich wieder im Sägemehl beweisen dürfen. Heute berichtet Lario Kramer aus seinem Corona-Alltag.

Lario wird im Juli 23-jährig und hat insgesamt 26 Kränze auf seinem Konto. Nebst dem Eidgenössischen Kranz zieren sein Palmarès 16 Kantonal-, 4 Berg- und 5 Teilverbandskränze. Dazu kommen 2 Kranzfestsiege. Der 186 Zentimeter grosse und 100 Kilogramm schwere Athlet ist Mitglied vom Schwingklub Kerzers. Der Sennenschwinger arbeitet derzeit als Gemüsegärtner und macht nebenbei eine Ausbildung zum Agrokaufmann HF. Lario wohnt in Galmiz.


Die Freude über den gewonnenen Eidgenössischen Kranz ist gross
Bild: Lario Kramer

Wie geht es dir?
«Den Umständen entsprechend geht es mir und meiner Familie sehr gut. Ich bin fit.»

Wie sieht dein Trainingsalltag derzeit aus?
«Ich bin momentan im Spitzensport-WK in Magglingen. Wir trainieren dort am Morgen und am Nachmittag jeweils zweieinhalb Stunden im Kraftraum. Dies erfolgt unter der Anleitung von Matthias Glarner. Wir können enorm von ihm profitieren, auch von der Ausführung der Übungen her. Es ist ein Glück, dass ich dort trainieren darf. Denn die Krafträume sind derzeit geschlossen und man muss sich privat organisieren.
Da das Schwingtraining verboten ist, liegt der Schwerpunkt im athletischen- und im Ausdauerbereich. Die Woche ist trotzdem verplant, wie wenn Normalzustand herrschen würde.»

Momentan wäre die wichtigste Phase des Trainingsaufbaus im Sägemehl. Das ist nun vorerst nicht möglich. Wie kann man unter diesen Umständen eigentlich eine Saison planen?
«Es ist nicht ganz einfach. Für gewöhnlich plane ich mir für den Formstand um vier Frühjahresschwingfeste ein, da ich am Saisonanfang meist noch nicht so spritzig bin. Wie es aber aussieht, wird man nicht viele Härtetests bis zu den Kranzfesten machen können. Da ich letztes Jahr kaum geschwungen habe, möchte ich so viele Wettkämpfe wie möglich bestreiten. Sei es im eigenen Teilverband und auch ausserhalb, wenn man zum Beispiel an ein Teilverbandsfest eingeladen wird. Mit dem Fokus auf die beiden Schwingfeste mit Eidgenössischem Charakter.
Zudem: Das physische habe ich im Griff, das spüre ich im Kraft- und Ausdauertraining. Im Kraftbereich habe ich Fortschritte gemacht. Wenn das Schwingen wieder möglich ist, wird es schwierig abzuschätzen, wo man genau steht. Man trainiert nun so, dass man parat ist. Und nicht lange braucht, bis man an Wettkämpfe kann.»

Kannst du deiner Arbeit wie gewohnt nachgehen?
«Ich habe das Glück, dass ich zuhause in unserem Gemüsebetrieb normal arbeiten kann, und zwar in einem 80 Prozent Pensum. Auf dem Feld braucht’s keine Maske, ausser man hat Kontakt mit Kunden. So ist das Corona-Virus nicht ständig präsent.
Ich absolviere nebenher eine Ausbildung zum Agrokaufmann HF und befinde mich im letzten Jahr der Schulung. Der Unterricht erfolgt online via Zoom. Schade ist, dass wir unter den Schülern und den Dozenten keinen Austausch haben. Die Prüfungen finden teilweise online und teilweise vor Ort statt. Leider fallen auch die praktisch bezogenen Exkursionen weg. Es ist trotzdem eine gute Ausbildung.»

Wie erlebst du persönlich die Corona-Pandemie?
«Ich persönlich habe Respekt vor dem Virus, auch wenn ich jung und fit bin und nicht zu einer Risikogruppe gehöre. Aber: Man muss auch leben und nicht nur immer an Corona denken. Das Drumherum kann auch krank machen. Zum Glück geht es meiner Familie gut. Ich leiste meinen Beitrag zur Eindämmung des Virus, halte mich an die Schutzmassnahmen und vermeide soziale Kontakte. Damit die Pandemie möglichst schnell vorüber ist.»


Lario Kramer als glücklicher Stoos-Sieger von 2018
Bild: stoosschwinget.ch

Wegen den fehlenden Aktivitäten im Sägemehl hast du wahrscheinlich mehr Freizeit als dir lieb ist. Welchen Beschäftigungen gehst du nun vermehrt nach?
«Unter der Woche habe ich nicht mehr Freizeit. Das Krafttraining ersetzt nun das Schwingtraining. Im letzten Sommer war das Trainingsvolumen sogar grösser, als wenn eine normale Saison mit Wettkämpfen stattgefunden hätte. Die Erholungsphasen nach den Schwingfesten fielen weg. An den Sonntagen hatte ich dann mehr Freizeit und machte mit meiner Familie, meiner Freundin und meinen engsten Kollegen Ausflüge und Wanderungen. Oder wir grillierten gemeinsam. Das Positive daran ist, dass ich meinem Umfeld, welches stets hinter mir steht und sehr viel für mich leistet, so auch mal etwas zurückgeben konnte.»

Angenommen, ihr dürft gegen Ende März wieder ins Kurzholz: Wann würdest du dein erstes Schwingfest bestreiten?
«Es gilt, die empfohlenen vier Wochen Vorbereitungszeit einzuhalten. Demzufolge wäre das dann Ende April. Ich bin extrem hungrig auf das Schwingen und vermisse es sehr. Ich bin nun anfangs 20 und möchte möglichst rasch ins Geschehen eingreifen. Ich vergleiche die jetzige Situation mit einem Saisonende: Nach einer Pause braucht es eine gewisse Angewöhnungszeit im Sägemehl für die Kräfte und die Bereitschaft. Aber: Es geht ja allen gleich. Darum habe ich keine Angst, dass ich nicht parat wäre oder einen Nachteil hätte.»

Wie ist die Stimmung unter deinen Trainingskameraden?
«Ich habe regelmässig Kontakt mit meinem Schwingklub. In meinem Freundeskreis befinden sich sehr viele Schwinger und ich halte auch zu ihnen Kontakt. Die Stimmung ist überall gleich: Man möchte sich gerne wiedersehen, miteinander essen und trinken und zusammen schwingen. Es sind schon etliche Leute «coronamüde». Wir vermissen unsere gemeinsame Leidenschaft, für die wir den grössten Teil unserer Freizeit investieren. Ich nehme die Schwingpause in Kauf und kann dies nachvollziehen. Es geht schliesslich um unser aller Gesundheit, dass wir möglichst gut diesen Virus überstehen und bald aus dieser Pandemie herauskommen können.»

Gibt es auch etwas Positives, was du aus dieser Pandemie mitnehmen kannst?
«Wie bereits erwähnt, ist es der positive Aspekt, dass ich meinem Umfeld in dieser Zeit etwas zurückgeben kann. Viel mehr Positives hat die Pandemie ansonsten nicht, und die Stimmung ist schon etwas gedrückt.»

Ist eine Corona-Impfung für euch Schwinger eine Option?
«Ich bin jung und gehöre nicht zu einer Risikogruppe. Stand heute will ich mich nicht impfen lassen. Wenn aber die Devise kommen würde, dass man nur geimpft an einem Schwingfest antreten könnte, würde ich mich sofort impfen lassen. Ich bin zudem überzeugt, dass der Bund uns kein Gift injizieren lässt. Es ist ja nicht die erste Impfung, die wir über uns ergehen lassen müssen.»

feldwaldwiesenblogger

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