Michel Dousse – Eine etablierte Hoffnung der Südwestschweizer

Text: feldwaldwiesenblogger

Michel Dousse stammt aus Oberschrot bei Plaffeien FR, wohnt derzeit mit seiner Freundin, ausbildungsbedingt, in Murten FR und gilt als eine etablierte Hoffnung der Südwestschweizer. Er wird am 2. September 27 Jahre jung. Man darf behaupten, dass der Freiburger, derzeit noch hinter den arrivierten Kräften wie Lario Kramer, Benjamin Gapany oder Steven Moser, dereinst auch an die Südwestschweizer Spitze vordringen kann.

Michel absolviert in Magglingen BE ein Sportwissenschafts-Studium und ist momentan am Masterabschluss. Letzten Sommer machte er bereits den Bachelor-Abschluss. Nun hat er bis zum kommenden Sommer noch Unterricht, und schreibt dann an der Masterarbeit. Nach der obligatorischen Schulzeit erlernte Michel den Zimmermann-Beruf. Neben dem Studium geht der Sportbegeisterte kleineren Teilzeit-Jobs nach.
Nebst dem Schwingsport und dem Studium bleibt dem Sennenschwinger praktisch keine Zeit für weitere Hobbys. Als Ausgleich baut Michel polysportive Sachen in sein Training ein. Denn: Zum Studium selber gehört schon viel Sport.

Michel weist mit seinen 186 Zentimeter Grösse und einem Gewicht von 105 Kilogramm gute Masse für den Schwingsport auf. Die Schwingergene wurden ihm väterlicherseits in die Wiege gelegt. Sein Vater Hanspeter war bereits ein guter Kranzschwinger. Zum Schwingsport kam der Südwestschweizer durch seinen Vater, welcher ihn als Siebenjähriger in den Schwingkeller mitnahm. Seit damals trainiert er regelmässig im Kurzholz, frönte in der Jugendzeit aber auch dem Fussball und während längerer Zeit dem Langlaufsport.


Michel Dousse im Schwingkeller Plaffeien
Bild: feldwaldwiesenblogger

Erfolge als Jungschwinger
Michel war bereits als Jungschwinger ziemlich erfolgreich, gewann um die sechs Schwingfeste und brachte etwa 75 Zweige nach Hause. Beim Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag (ENST) 2009 in Le Mouret FR war Michel ebenfalls am Start. Rückblickend sagt er dazu: «Das war wohl mein schwärzester Schwingertag. In jener Saison war ich gut unterwegs und stand beinahe bei jedem Nachwuchsschwingfest im Schlussgang. In Le Mouret hingegen musste ich bereits nach vier Gängen unter die Dusche.»

2017 vier Kränze herausgeschwungen und ein Kranzfest gewonnen – Bilanz von 2018?
Der mittlerweile 12-fache Kranzschwinger sagt dazu: «Ein Tag in der Saison hat mich gerettet, nämlich der Bergkranz auf dem Weissenstein. Der Rest lief nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Ausser dem Rangschwingfestsieg anfangs Saison. Ich startete optimal und war schon früh in sehr guter Form. Dann fingen mich Rückenprobleme zu behindern. Diese dauerten zwar nicht lange, aber im Hinterkopf blieb dies leider länger stecken. Weiter holte ich mir zwei Kantonalkränze. Trotz der nicht allzu rosigen Bilanz darf ich behaupten, dass ich 2018 im Vergleich zu 2017 einen Schritt vorwärts machen konnte.»
Die Teilnahme beim Eidgenössischen in Zug ist natürlich auch bei Michel bereits im Hinterkopf. Der 186 zentimetergrosse Athlet ergänzt: «Auf dieses Ereignis trainieren wir nicht erst seit diesem Jahr, sondern schon seit mehreren Jahren.»

Der Trainingsaufwand
Dieser sei phasenbedingt, erklärt Michel. Wenn Schwingfeste anstehen, trainiert er etwas weniger als im Winter. Der Freiburger absolviert zwischen fünf und sieben Trainings pro Woche. Dazu gehören zwei bis drei Schwingtrainings (unter anderem auch Zusammenzüge mit dem Südwestschweizer Kader), zwei bis drei Krafttrainings- und ein bis zwei Ausdauereinheiten. Nach einer intensiven Trainingsphase in letzter Zeit wird Michel auf die Kranzfestsaison hin den Trainingsumfang etwas runterschrauben und das Augenmerk auf die Explosivität legen.


Der bisherige Karrierehöhepunkt: Michel’s Kranzgewinn 2018 auf dem Weissenstein. Mit auf dem Bild sind Bruno Gisler (Mitte) und Klubkollege Steven Moser (ganz rechts).
Bild: Silvio Zbinden (Facebook)

Könnte 2019 der Sprung an die Südwestschweizer Spitze erfolgen?
Der Start in die neue Saison erfolgte für Michel beim Hallenschwinget Colombier NE. Der Oberschroter belegte dort mit vier Siegen, einem gestellten und einem verlorenen Gang den guten dritten Platz. Beugen musste er sich dort nur Vincent Roch, dem Tagessieger. Anfangs Mai beginnt dann am Freiburger Kantonalen der Reigen der Kranzfeste. Der trainingsfleissige Schwinger darf als Gast am Nordwestschweizer Schwingfest in Wittnau AG antreten. An welchen Bergfesten er nebst dem Schwarzsee-Schwinget starten wird, ist noch unklar. Die Südwestschweizer sind dieses Jahr auf dem Brünig und auf der Schwägalp startberechtigt.
Michel erläutert: «Ich habe in den letzten Jahren mein Training professionalisiert, dadurch den Trainingsaufwand stetig erhöht und hoffe nun, dass ich der Spitze noch einen Schritt näherkomme. An die erweiterte Spitze habe ich es mehr oder weniger geschafft. Um auf die vordersten Plätze zu kommen, braucht es mittlerweile auch in der Südwestschweiz wieder viel. Denn unser Verband verfügt über einige sehr starke Schwinger. Weiter braucht es aber auch Glück und die erforderliche Gesundheit. Wenn alles zusammenstimmt, kann der Sprung an die Südwestschweizer Spitze erfolgen.»

Welche Schwinger sind seine Vorbilder?
Michel hat verschiedene Vorbilder, schwingerische und von der Persönlichkeit her. Da ist zum Beispiel der schöne Kurz von Matthias Siegenthaler, oder aber auch der perfekte Fussstich von Hanspeter Pellet. Michel schaut sich gerne Videos an und versucht so von diversen Schwingern Dinge abzuschauen und für sich zu personalisieren.

Welches sind die bevorzugten Schwünge?
«Meine bevorzugten Schwünge sind sicher der Kurz und der innere Haken. Diese beiden Schwünge wende ich schon seit meinen Jungschwingertagen an. In meiner Aktivzeit versuchte ich verschiedene Schwünge dazuzulernen, damit ich vielseitiger werde. Dazu gehört nun regelmässig der Fussstich. Auf dieses Jahr hin habe ich auch neue Sachen ausprobiert und geübt. Diese kann man dann hoffentlich das eine oder andere Mal an den Schwingfesten beobachten», hält der Schwinger vom Schwingklub Sense vielsagend fest.

Welches waren die bisher schönsten Erfolge?
Als Jungschwinger gewann Michel einmal das Teilverbandsfest der Südwestschweizer, an welchem gute Gäste teilnahmen. Der Höhepunkt in seiner bisherigen Aktiv-Karriere ist der Bergkranz auf dem Weissenstein, welchen der gelernte Zimmermann letztes Jahr gewann. Ein weiterer Meilenstein ist der bereits erwähnte Kranzfestsieg, und zwar 2017 am Walliser Kantonalen. Diesen durfte er zusammen mit Curdin Orlik als Co-Sieger feiern. Nebst dem Bergkranz hat der Sport-Student zwei Südwestschweizer Teilverbandskränze und neun Kantonalkränze auf dem Konto. Zudem feierte Michel letztes Jahr in Posieux seinen bisher einzigen Sieg an einem Rangschwingfest.


Michels bisher einziger Kranzfestsieg beim Walliser Kantonalen 2017, welchen er zusammen mit Curdin Orlik (rechts) feiern konnte
Bild: David Waser

Von was träumt ein junger Schwinger?
Michel meint, dass er nicht mehr zu den ganz jungen Schwingern gehört. Trotzdem hat er immer noch Ziele wie ein ganz junger und ergänzt: «Ich möchte von Jahr zu Jahr immer näher zur Spitze kommen. Das treibt mich an. Von Rang-Zielen bin ich dank guter Betreuung weggekommen, denn daran kann man zerbrechen. Ich möchte mich einfach Schritt um Schritt verbessern, die Resultate kommen dann von selber.»
Zum Aspekt, dass er immer noch Ziele hat wie ein ganz junger Schwinger, sagt der 105 Kilogramm-Mann: «Ich möchte hinzufügen, dass ich erst jetzt so richtig aufblühe. Denn ich hatte viele Unterbrüche. Wegen meinem Sportstudium setzte ich beispielweise zwei Jahre aus und musste viel Gewicht verlieren, damit ich die Aufnahmeprüfung schaffe. Meine Karriere hat sich deswegen nach hinten verschoben. Dafür bin ich noch fast so frisch wie ein ganz junger.»

Hanspeter Pellet, Michel’s Vorbild, war in dem Sinne auch ein Spätzünder und sicherte sich «erst» im Alter von 21 Jahren seinen ersten Kranz. Als 28-jähriger gewann Pellet den ersten Eidgenössischen Kranz und behauptete von sich, dass er erst mit zirka 30 Jahren so richtig voll im Saft stand. Wenn die Karriere von Michel in ähnlichen Bahnen verläuft, wird man in Zukunft noch einiges vom Plaffeier hören.

feldwaldwiesenblogger

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