Heute folgt der dritte und letzte Teil des Interviews mit der Direktorin von Estavayer2016. Isabelle Emmenegger gibt uns dabei Einblick in den Stand der Arbeiten, die Vorfreude in der Romandie, ihren Bezug zum Schwingen und der erwartete Boom nach dem Eidgenössischen. Weiter für wer ihr Schwingerherz am ESAF schlägt, was sie nach Estavayer tun wird und ihre Wünsche für sich und ihr Team.
Isabelle Emmenegger, Direktorin von Estavayer2016
Bildquelle: feldwaldwiesenblogger
Seid ihr im Plan mit den Arbeiten?
Ja, im Vergleich mit den Vorgängerfesten sind wir im Plan. Bei gewissen Sachen hinken wir etwas hinter her und müssen schauen, dass wir das Tempo beibehalten können. Bei anderen Bereichen sind wir sogar weiter als geplant. Ich mache mir momentan aber keine Sorgen. Zudem muss ich ehrlich sagen: Ein bisschen Druck schadet nicht, damit man auf die Sache bezogen arbeiten kann. Es ist wirklich eine Herausforderung zwischen den Freiwilligen, denen die vom Fach kommen und denen die noch nie in so einem Projekt mitgearbeitet haben.
Spürst du in der Romandie schon die Vorfreude auf diesen Grossanlass?
Ja, jetzt kommt sie! Das spürt man jetzt auch bei den Nachfragen der Medien und den Leuten. Das Schwingen wird in der Region zudem immer mehr ein Thema. Es ist ein bisschen länger gegangen, aber das ist ganz normal.
Da der Kanton Freiburg zweisprachig ist, stellen die zwei verschiedenen Mentalitäten auch eine Herausforderung dar. Ich bin überzeugt, dass das ein Eidgenössisches wird, wo man die Westschweiz extrem herausspüren wird. Es war uns von Anfang an ein grosses Anliegen, dass die Region grosszügig vertreten ist und sie sich an dem Fest grossflächig präsentieren kann. Das gibt automatisch eine andere Ambience als in Burgdorf.
Welchen Bezug hast du eigentlich zum Schwingen?
Als Kind besuchte ich den Bergschwinget in Sörenberg LU. Ich erinnere mich zudem, dass mein Vater immer an den Brünigschwinget ging.
Ich habe das Schwingen später nicht mehr direkt vor Ort verfolgt. Hingegen schaute ich im TV jeweils die Eidgenössischen Schwingfeste. Mich interessiert halt der Sport ganz allgemein. Sport finde ich eine Lebensschule, sei es als Einzelsport oder als Mannschaftssport. Zudem: Schwingen ist für mich ein Sport wie jeder andere. Weiter hat sich im Schwingen auch das Umfeld extrem verändert, der Sport aber als solches nicht. Das Schwingen ist wegen der Professionalisierung und den Medien zu einem unglaublich populären Sport geworden. Da hat die Westschweiz den entscheidenden Sprung noch nicht gemacht. Sie geben sich zwar viel Mühe, aber es braucht noch seine Zeit. Sie sind am Aufholen! Denn: Der Erfolg führt zur Popularität. Wenn der Südwestschweizer Verband wieder einen Spitzenschwinger rausbringt, welcher Bergfeste oder Teilverbandsfeste gewinnen kann, sieht das sicher anders aus. Dann werden auch die hiesigen Medien kommen.
Schlussgang am Eidgenössischen Schwingfest 2001 in Nyon: Schlussgang zwischen Jörg Abderhalden und Arnold Forrer
Bildquelle: sportalbum.ch
Was meinst du: Wird es nach dem Riesenevent in der Westschweiz auch einen Schwing-Boom geben, wie vielerorts schon in der Deutschschweiz nach den letzten beiden Eidgenössischen?
Ich glaube, das wird es automatisch geben. Es sagte mir kürzlich jemand, dass nach dem Eidgenössischen in Nyon 2001 ein gewaltiger Boom ausbrach. Die Westschweizer Schwingklubs hatten darauf fast doppelt so viele Jungschwinger. Ich denke, darauf müssen die Schwingklubs im Herbst 2016 vorbereitet sein. Dass sie auch genügend Trainer und Funktionäre haben. Sonst ist die Chance plötzlich wieder weg. Man darf sicher nicht unterschätzen, dass die Jugendsportförderung viel Arbeit nach sich zieht. Da braucht es auch wieder den Einsatz von Leuten, die jetzt schon viel machen.
Du bist gebürtige Entlebucherin. Für welchen Teilverband und für welche Schwinger wird dein Schwingerherz am Eidgenössischen schlagen?
Mein Herz ist etwas geteilt, da ich nun in der Westschweiz zuhause bin. Zuerst wird es ganz stark für die Südwestschweizer schlagen. Mit der Hoffnung, dass es einen oder zwei Kränze geben könnte. Das wäre so wichtig für die Region und den Südwestschweizer Verband.
Nachher schiele ich natürlich schon auch auf die Innerschweizer und die Berner. Auf die Innerschweizer, weil ich gebürtige Innerschweizerin bin. Auf die Berner schaut man automatisch, die haben momentan einfach eine grosse Präsenz und sind sehr stark. Aber die Innerschweizer können ihnen ja das Leben schwer machen.
Zudem verfolge ich, was aus den aufstrebenden jungen „Wilden“ wird. Wie stark sie bereits in Estavayer mitmischen können. Es hat in jedem Teilverband zwei, drei hoffnungsvolle Nachwuchsschwinger, die nachrücken werden.
Was wirst du nach dem Eidgenössischen, respektive nach dem Abschluss deiner jetzigen Tätigkeit tun?
Meine Tätigkeit für Estavayer2016 wird im März 2017 zu Ende sein. Ich werde so viel auf die Zukunft angesprochen, deshalb etwas zum Schmunzeln: Ich habe momentan das Gefühl, es wissen bereits alle, was ich nach dem Abschluss tun werde…
Ich habe in meinem Leben noch nie meine berufliche Laufbahn geplant. Wenn ich an einem Projekt arbeite, wird es auch zu Ende geführt. Ich habe diesen Posten nicht gesucht, ich wurde von Leuten darauf angesprochen. Bisher hatte ich einfach immer ein Riesenglück, und wurde im richtigen Moment von den richtigen Leuten auf etwas hingewiesen. Ich werde zum richtigen Zeitpunkt schauen, wie es weitergeht. Aber das hat im Moment keine Priorität. Natürlich gibt es gewisse Diskussionen oder Sachen, die 2017 plötzlich spannend sein könnten. Jetzt ist es noch zu früh.
Was wünscht du dir und deinem Team für die nächste Zeit?
Dass wir als Team noch weiter zusammen wachsen und gemeinsam ein erfolgreiches Eidgenössisches organisieren. Dass wir weiter mit einer Riesenfreude an dem Projekt weiterarbeiten. Denn nebst den ganzen Herausforderungen darf man auch die Freude zeigen.
Dass wir für dieses Projekt, für welches wir arbeiten dürfen, auch einen gewissen Stolz haben. Dies betone ich immer wieder, denn das ist eine einmalige Sache. Aber: Wegen dem Organisieren mache ich mir nicht mal so grosse Gedanken, das kommt gut. Jetzt müssen wir einfach auch beten. Da kann man während vier- oder fünf Jahren noch alles so gut organisieren und vorbereiten. Sollte es während dem Anlass vier oder fünf Tage regnen, wird das ein ganz anderes Fest. Das Wetter können wir einfach nicht planen. Denn es bleibt ein Outdoor-Anlass, und das ist auch gut so.
Am Schluss der drei Teile des Interviews mit Isabelle Emmenegger bedanke ich mich bei ihr für das Gespräch, die interessanten Aussagen, Erklärungen und Informationen. Ich wünsche ihr und ihrem Team weiterhin so viel Elan, Kraft und die nötige Leidenschaft für dieses grosse Projekt!
feldwaldwiesenblogger