Isabelle Emmenegger: „Die Nachfrage und das Interesse ist sehr gross“ (Teil 2)

Im zweiten Teil des Gespräches mit Isabelle Emmenegger, der Direktorin von Estavayer2016, geht es um sechs verschiedene Aspekte rund um ihre Aufgabe. Einerseits um die aktuellen Arbeiten, die bisher grössten Hürden sowie die operative Leitung. Andererseits erzählte mir Isabelle vom Beginn der heissen Phase(n) vor dem Eidgenössischen, die Grösse des Anlasses und in welchem Rahmen das Gesamt-Budget sein könnte.

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Isabelle Emmenegger, Direktorin von Estavayer2016
Bildquelle: feldwaldwiesenblogger

An was arbeiten du und dein Team momentan?
Momentan widme ich mich vor allem der Gesamtkoordination des Projekts. Die Herausforderung, die Gesamtübersicht über das Projekt und den Projektverlauf sicher zu stellen. Damit alle Abteilungen auf dem gleichen Stand sind, und Schnittstellen miteinander abgleichen. Daneben ist das Sponsoring eine weitere grosse Aufgabe. Nächstens haben wir einen grossen Auftritt beim „Comptoir Broyard“, einer sehr beliebten Messe in der Region. Weiter gehört auch das Finden von 4000 Freiwilligen dazu.
Wichtig sind auch das Herausgeben von Informationen, und die Kommunikation. Vertrauen zu schaffen, intern wie extern. Übrigens: Die Bevölkerungsinformationen beginnen demnächst.

Welches waren bisher die grössten Hürden, die du zu bewältigen hattest?
Das ist eine ganz gute Frage. Ich denke, eine war sicher, die richtigen Leute für die einzelnen Abteilungen zu finden, welche die verschiedenen Verantwortungen übernehmen. Denn diese Leute machen das ehrenamtlich, nebst ihrem Job.
Ich bin mich gewöhnt, in solchen Projekten zu arbeiten. Es gibt jeden Tag Sachen, die weniger gut laufen, aber auch solche die gut laufen. Ich interessiere mich halt ganz allgemein sehr für den Sport. Ich komme zwar nicht vom Schwinger-Fach, bin deswegen sehr viel mit Blaise Decrauzat (SWSV-Präsident) und Rolf Gasser (ESV-Geschäftsstellenleiter) in Kontakt.
Eine weitere Herausforderung ist die Tatsache, dass das Schwingfest auf dem Boden von zwei Kantonen stattfinden wird. Wir sind deshalb permanent mit Freiburg und Waadt im Gespräch. Die Abläufe und die Gesetze sind in beiden Kantonen anders. Eine weitere Geschichte ist das Vorhandensein der entsprechenden Dokumente und das Abgleichen der Sicherheitskonzepte mit beiden Kantonen.
Es sind sehr viele verschieden Sachen, die da zusammenkommen. Zum Beispiel auch der Punkt, dass der Deutschschweizer heute schon wissen möchte, auf welchem Platz er sitzen wird und wo er übernachten kann. Beim Westschweizer hingegen beginnt nun die Vorfreude, und er realisiert, dass das Eidgenössische bald vor der Tür stehen wird. Für die Deutschschweizer ist das Eidgenössische ein Riesenbegriff. Der Westschweizer hingegen hat noch das ESAF Nyon von 2001 im Kopf. Dies ist aber schon so lange her, dazwischen liegen nun Welten. Das ist von der Kommunikation her schon eine Herausforderung.

Ich habe beim Organigramm vom Organisations-Komitee gesehen, dass du dem OK-Präsidenten Albert Bachmann sowie seinen drei Vize-Präsidenten unterstehst. Du hast laut dieser Ansicht gewissermassen das Kern-OK unter dir. Ist dem so?
Ja, dem ist so. Ich habe die operative Leitung inne. Über mir stehen eigentlich nur der OK-Präsident und die Vize-Präsidenten, welche mich auch unterstützen. Damit es wie in einem Betrieb läuft, muss jedes Mosaik, jedes Puzzleteil zusammenstimmen. Es beruht auf Gegenseitigkeit, und muss auf beiden Ebenen funktionieren. Wir sind eine Equipe. Aber es ist schon klar: Bei so einem grossen Projekt muss man auch Strukturen reinbringen, und das Organigramm erklärt eigentlich schon viel. Dabei konnten wir uns auch auf die Erfahrung der Vorgängerfeste abstützen. Ich denke, in Zug wird es ähnlich ablaufen. Wir haben auch Kontakt mit ihnen und hatten schon Treffen. Die Geschäftsstelle in Zug hat nach den Sommerferien ihre Arbeit aufgenommen. Kommenden Januar treffen wir uns mit ihnen in Estavayer zu einem Erfahrungsaustausch. Dies machten die Leute von Burgdorf damals auch mit uns.

Luftaufnahme vom Festgelände Estavayer2016
Luftaufnahme vom Festgelände Estavayer2016
Bildquelle: Facebook

Wann beginnt für dich die „heisse“ Phase vor dem Eidgenössischen?
Eine erste emotionale Phase war sicher der Arbeitsbeginn auf dem Festgelände. Das Ansäen des Rasens und andere Arbeiten. Jetzt sieht man den genauen Standort der Arena. Heiss, respektive anspruchsvoll wird die Aufbauphase im nächsten Jahr.
Jetzt sind wir in einer Phase, wo man gewisse Sachen immer noch hinterfragen kann. Das gehört zum Prozess. Einige Sachen werden auch noch ändern, das ist auch gut so. Aber der momentane Projektstand braucht auch sehr viel Energie, um die Leute auf den gleichen Stand zu bringen. Ab dem Januar geht’s dann sozusagen richtig los. Wie gesagt: Es ist ein Projekt, und ein Projekt ist abhängig von den Leuten, die darin arbeiten.
Zusammenfassend kann man sagen: Es ist eigentlich immer heiss, einfach auf einer anderen Ebene oder in einer anderen Phase des Projektes. So quasi auf einer anderen Siedestufe.

Wird das Drumherum in Estavayer auch wieder so eine Riesenangelegenheit wie in Burgdorf? Wie viele Leute erwartest du am Eidgenössischen?
Die Anzahl Zuschauer in der Arena mit 52‘016 Personen sind vorgegeben. Das Rahmenprogramm wird in der Grössenordnung von Burgdorf sein. Wir haben auch die Herausforderung, die Westschweiz „gluschtig“ zu machen. Jetzt ist die Frage: Wie stark springt die Westschweiz auf den Anlass auf? Es ist einfach ganz schwierig, den Leuten zu erklären, dass es sehr schwierig ist ein Ticket für die Arena zu kriegen. Wir machen Werbung für den Gabentempel und für die privaten Gönnerschaften. So bekommt man eine Möglichkeit ein Arenaticket zu erhalten.
Die Nachfrage für das „Eidgenössische“ ist sehr gross. Die Arena reicht von der Kapazität her schon länger nicht mehr. Ich hätte dies deshalb etwas vom Schlimmsten gefunden, wenn man den Leuten hätte erklären müssen: Stopp, wir wollen nur noch 100‘000 Festbesucher. Das wäre aus meiner Sicht psychologisch und kommunikativ ganz schlecht gewesen. Gerade in einer Region, wo das Schwingen nach dem Eidgenössischen wieder einen Höhenflug bekommen sollte. Darum war bei uns eine Verkleinerung des Festes kein Diskussionspunkt. Diejenigen, die kommen wollen, sollen kommen. Die Westschweizer sollen das Fest geniessen und das Schwingen ihnen näher gebracht werden. Damit sie dem nachher auch mehr Beachtung schenken, und mehr verfolgen.

Ist das Gesamt-Budget ähnlich wie beim ESAF Burgdorf? Und: Darf man fragen, wie gross das Budget sein wird?
Das Budget haben wir noch nicht kommuniziert. Ich denke aber, es wird in einem ähnlichen Rahmen wie beim ESAF Burgdorf sein.

Laut Cash.ch hat sich das Budget innerhalb von sechs Jahren bei gleicher Zuschauerzahl auf 21 Millionen Franken für das Eidgenössische in Frauenfeld (2010) verdreifacht. Bei Wikipedia kann man nachlesen, dass das Budget in Burgdorf (2013) bei 25 Millionen Franken war.

Es erstaunt mich immer wieder, in welche Dimensionen das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest inzwischen gelangt ist. Laut Wikipedia war die Arena in Burgdorf für 52’013 Personen bisher die grösste temporäre Arena der Welt. In Estavayer werden noch drei Personen mehr, nämlich 52‘016, Platz finden. Rund 300‘000 Besucher waren 2013 im Emmental zu Gast. Ich bin überzeugt, spätestens seit dem Interview mit Isabelle Emmenegger, dass in der Westschweiz mindestens so viele Festbesucher anwesend sein werden. Die Direktorin und ihr Team unternehmen nämlich alles, damit das Eidgenössische in Estavayer ein ähnlicher Erfolg wird wie in Burgdorf.

feldwaldwiesenblogger

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