Nachgefragt bei René Suppiger, welcher am letzten Sonntag im ISAF-Schlussgang stand

Text: feldwaldwiesenblogger

René Suppiger stand am letzten Sonntag verdient im Schlussgang des 114. Innerschweizer Schwing- und Älplerfestes (ISAF). Der Luzerner hatte mit einem Inneren Haken eine gute Chance, diesen Endkampf zu seinen Gunsten zu entscheiden. Es sollte aber anders kommen, und Kantonskollege Joel Ambühl schwang schliesslich mit einem satt gezogenen Kurz oben aus. So oder so: René zeigte in Ibach eine starke Leistung.

René Suppiger (rechts), zusammen mit seinem Klubkollegen Roman Fellmann, durfte sich verdient den ISAF-Kranz aufsetzen lassen

Bild: René Suppiger

Der Weg in den Schlussgang

Auf dem Weg in den Schlussgang bodigte der Eidgenosse beim Anschwingen den Urner Stefan Arnold schon nach kurzer Gangdauer platt. Im zweiten Gang kam der Surentaler gegen Alex Huber im ersten Zug mit einem Inneren Haken zu einer weiteren «Zehn». Der dritte Kampf mit Lario Kramer begann beidseits verheissungsvoll, offensive Schwingweise war angesagt. Als René anzog, konnte der Freiburger Neueidgenosse mit Kreuzgriff kontern und ihn ins Sägemehl betten. Den vierten Gang gestaltete der 32-fache Kranzschwinger wieder siegreich, und wie: Beim zweiten Angriff kam er gegen den Obwaldner Eidgenossen Benji von Ah mit Übersprung zu einem sehenswerten Plattwurf. Um den Schlussgang-Einzug wurde René der Schwyzer Routinier Philipp Schuler zugeteilt. Gegen Schuler gewann er relativ rasch mit einem Kurz, und konnte sich die Note Zehn schreiben lassen. Dieser Erfolg bedeutete den Schlussgang-Einzug.

Der Sieg am ISAF wäre Kranzfest-Sieg Nummer zwei gewesen

Das Palmarès von René sieht folgendermassen aus: Nebst einem Kranzfestsieg am Ob- und Nidwaldner Kantonalschwingfest 2017 in Beckenried gewann der 31-Jährige bisher vier Rangschwingfeste. Der kräftige Sennenschwinger vom Schwingklub Surental konnte sich 2016 den Eidgenössischen Kranz aufsetzen lassen. In seinem Kranzkasten hängen zudem je sechs Teilverbands- und Bergkränze sowie 19 Kantonalkränze. René’s bevorzugte Schwünge sind der Kurz, der Innere Haken, der Übersprung und der Gammen. Der Lebensmittelingenieur lebt in Luthern, zusammen mit seiner Partnerin und dem gemeinsamen kleinen Sohn. Der gelernte Metzger ist 189 Zentimeter gross und wiegt 114 Kilogramm, ideal für einen Standschwinger.

Beim Schlussgang-Einzug in Ibach hätte beinahe Kranzfest-Sieg Nummer zwei resultiert. Im Gespräch mit dem Schwinger-Blog erzählt René rückblickend nochmals über den offensiv geführten Endkampf. Weiter über die Saisonvorbereitung, das wöchentliche Training und die Chancen auf einen Kranzfestsieg. 

Als glücklicher Sieger vom Schwarzenberg-Schwinget 2019

Bild: feldwaldwiesenblogger

Zuerst das Positive: Herzliche Gratulation zur tollen Leistung beim ISAF! Was ging dir nach dem verlorenen Schlussgang durch den Kopf?

«Es gab einen Moment der Enttäuschung und das Nachtrauern einer verpassten Chance. Die üblichen Gedanken und Fragen nach einer Niederlage begleiteten mich: Was hätte man besser machen können, was hat noch gefehlt? Die Enttäuschung verflog relativ rasch und machte der Freude über die an diesem Tag gezeigte Leistung Platz. Ich gönne Joel den Sieg von Herzen. Wir trainieren zusammen und kennen uns sehr gut. Und:  Es kommt wieder eine Chance.»

Was genau passierte im Schlussgang? Wie beurteilst du den rückblickend?

«Kurze Zeit vor Joel’s Siegeswurf hatte ich selber eine gute Chance mit Innerem Haken. Die Ausgangslage vor dem Schlussgang war klar: Gewinnt nicht einer von uns beiden, erbt ein Gästeschwinger. Deshalb haben wir abgesprochen, offensiv und mit Vollgas zu schwingen. Joel und ich sind Angriffsschwinger, da konnte man darauf bauen, dass es ein Siegresultat geben würde. Zudem kennen wir uns gegenseitig sehr gut, was eine andere Vorbereitung nach sich zieht, als wenn man einen Gegner nicht richtig einschätzen kann. Die Ausgangslage war für uns beide sehr speziell.»

Würdest du heute mit einer anderen Taktik den Schlussgang in Angriff nehmen?

«Nein, absolut nicht. Wie bereits erwähnt, war die Ausgangslage klar. Ich war auf Angriffstaktik eingestellt, und würde dies wieder so machen.»

Worin meinst du, lagen die Stärken von Joel Ambühl im Schlussgang?

«Die liegen in seiner Explosivität, er kann sehr schnell aus einer Situation heraus einen Schwung ziehen. Zudem ist er sehr wendig. Dadurch konnte er sich auch sehr schnell bei meinem ersten Zug ausdrehen.»

Hast du am Sonntagmorgen mit einer Schlussgangqualifikation geliebäugelt?

«Nein, gar nicht. Ich habe nicht erwartet, dass ich am späteren Nachmittag im Schlussgang stehen würde. Das primäre Ziel war, eine gute Leistung abzurufen. Es lief mir gut, und fast alles ging auf.»

Zur Taktik beim ISAF-Schlussgang meint René: «Ich war auf Angriffstaktik eingestellt, und würde dies wieder so machen.»

Bild: esv.ch

Was für ein Fazit ziehst du insgesamt vom ISAF 2021?

«Ich ziehe insgesamt ein positives Fazit, und ich konnte meine offensive Schwingweise wie gewünscht anwenden. Ich habe dabei auf beide Seiten geschwungen. Das berühmte «i-Tüpfelchen» hat am Ende leider gefehlt.»

Wie lief die doch ziemlich kurze Saisonvorbereitung ab? Wann hast du diese gestartet?

«Mitte März habe ich das Schwingtraining in einer Vierergruppe aufgenommen. Interessanterweise mit meinem Schlussgang-Gegner Joel Ambühl, Werner Suppiger und Michael Müller. Uns Vieren ist es am ISAF sehr gut gelaufen. Diese Vierergruppe wurde im Verlauf des Frühlings aufgelöst und hernach besuchte ich wie gewohnt die Klub- und Kantonaltrainings. Nebst dem Schwingen habe ich mich dem üblichen Kraft- und Konditionstraining gewidmet, welches wichtig ist für die Stabilität und die Explosivität.»

Welche Schwingfeste hast du vor dem «Innerschweizerischen» bestritten? Wie lief es bei diesen?

«Zum Saisonauftakt trat ich beim Oberseetaler Rangschwinget in Ballwil an, an welchem ich im Schlussgang gegen Joel Wicki verlor. Beim Stoos-Schwinget vor zwei Wochen lief es nicht gut, und ich verpasste den Kranz.»

Die Trainingsgestaltung für 2021 ist sicher sehr ungewöhnlich. Wie sieht dein wöchentliches Training momentan aus?

«Auf dem wöchentlichen Programm stehen ein bis zwei Schwingtrainings. Das kann variieren, je nachdem ob am Wochenende ein Schwingfest ansteht und wie ich mich fühle. Weiter absolviere ich ein Kraft-, ein Ausdauer- und ein Intervalltraining. An den Wochenenden steht nun meist ein Wettkampf an, und diese verspätet angelaufene Saison fühlt sich doch ziemlich kompakt an.»

Welches werden deine nächsten Einsätze sein? Mit deiner Form liegt gar ein Kranzfestsieg im Bereich des Möglichen? 

«Die Bergfeste auf dem Weissenstein und dem Brünig stehen an. Weiter möchte ich beim Urner, Zuger sowie Luzerner Kantonalfest antreten, und als Saisonhöhepunkt beim Kilchberger Schwinget. Ich spüre langsam, dass ich nicht mehr 20 bin, und muss diesem Umstand Rechnung tragen. Für einen Kranzfestsieg muss alles zusammenpassen und die Gesundheit mitspielen. Wenn das Gesamtpaket stimmt, ist jeweils alles möglich. Es ist für mich aber keine Selbstverständlichkeit, dies locker zu erreichen.»

feldwaldwiesenblogger

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