Nachgefragt bei Stephan Studinger, welcher überraschend im Schlussgang des Berchtold-Schwinget stand

Text: feldwaldwiesenblogger

Wie bereits schon letztes Jahr, als ich beispielsweise den Emmentaler Tobias Siegenthaler oder den Schwyzer Florian Hasler nach einem verlorenen Schlussgang zu Wort kommen liess, widme ich mich nach dem ersten Schwingfest der Saison erneut dem Schlussgang-Verlierer. Denn: Stephan Studinger erreichte beim Berchtold-Schwinget den Schlussgang mit einer starken Leistung, welche es ebenfalls verdient, erwähnt zu werden. Einen Tag nach dem erfolgreichen Schwingfest führte ich mit Stephan ein interessantes Gespräch am Telefon.


Stephan Studinger beim Berchtold-Schwinget 2018
Bild: Pascale Alpiger

Der 121. Berchtold-Schwinget
Am 2. Januar wird schon seit vielen Jahren mit diesem Klassiker die Schwingsaison eingeläutet. Sieger des traditionellen Berchtold-Schwinget in der Saalsporthalle Zürich-Wiedikon wurde wie schon im Vorjahr Armon Orlik. Der Bündner bezwang im Schlussgang in der dritten Minute Stephan Studinger mit einem herrlichen Kurz.
1680 Zuschauer fanden den Weg am Berchtoldstag, welcher in Zürich ein Feiertag ist, in die Saalsporthalle. Organisiert wird der Anlass vom Schwingklub Zürich. Ruedi Schweizer, seines Zeichens Klubpräsident, figurierte als OKP des ersten Schwingfestes des Jahres. Er und sein Team stellten eine erstklassige Infrastruktur bereit und waren auch besorgt für das leibliche und musikalische Wohl der Schwingerfreunde. In der Saalsporthalle war zudem ein kleiner aber feiner Gabentempel auszumachen.
In früheren Jahren soll die Besetzung jeweils absolut top gewesen sein. Wie mir Ruedi Schweizer vor einem Jahr erzählte, durfte sich das Teilnehmerfeld aber auch in den letzten Jahren absolut sehen lassen. So auch bei der Ausgabe 2018: Am Start waren sechs Eidgenossen (Armon Orlik, Michael Bless, Marcel Kuster, Roger Rychen, Sven Schurtenberger und Nick Alpiger), sowie etliche starke Kranzschwinger. Insgesamt traten 135 Schwinger an. Nebst den Nordostschweizern waren Gäste aus der Innerschweiz, dem Bernbiet und der Nordwestschweiz im Teilnehmerfeld auszumachen.

Stephan Studinger stand überraschend im Schlussgang
Stephan Studinger verlor im Schlussgang gegen einen souveränen Armon Orlik und fand sich schliesslich auf Rang 5a der Schlussrangliste. Der Sennenschwinger qualifizierte sich mit vier Siegen und einer Niederlage für den Schlussgang. Im fünften Gang bezwang Stephan den Bündner Roman Hochholdinger platt und ebnete sich so den Weg ins Finale. Der Übersprung- und Kurz-Spezialist stand etwas überraschend, aber nicht unverdient im finalen letzten Kampf. Das Meisterstück gelang dem Nordwestschweizer im zweiten Gang, in welchem ihm für den Sieg gegen den Eidgenossen Roger Rychen eine glatte Zehn geschrieben wurde.
Stephan’s Geburtsdatum ist der 6. Juli 1984. Der 33-Jährige wohnt in Däniken SO, ist verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohnes. Der gebürtige Solothurner bringt mit seiner Grösse (185 Zentimeter) und seinem Gewicht (115 Kilogramm) gute Voraussetzungen für den Schwingsport mit. Stephan ist gelernter Landwirt und arbeitet als Aussendienst-Verkaufsberater. Zu seinen Hobbys zählt er nebst dem Schwingen die Familie und die Landwirtschaft.
Stephan Studinger ist Mitglied beim Schwingklub Aarau und hat bisher 29 Kränze herausgeschwungen. In der letzten Saison konnte der Familienvater beim Schwyzer Kantonalen, Baselstädtischen und dem Weissenstein-Schwinget vor die Kranzdamen treten. Dank den drei Saisonkränzen wurde Stephan für den Unspunnen-Schwinget selektioniert. Als schwingerisches Vorbild benennt der zweifache Berg- und vierfache Teilverbands-Kranzer den Appenzeller Schwingerkönig Thomas Sutter.
Seit der GV 2016 ist der routinierte Schwinger zudem Technischer Leiter beim Schwingklub Aarau.


Stephan Studinger bereit für den nächsten Gang
Bild: Pascale Alpiger

Herzliche Gratulation zum Erreichen des Schlussganges! Was ging dir nach dem verlorenen Schlussgang durch den Kopf?
„Gute Frage, was soll ich sagen? Am Anfang dachte ich mir: Ich habe jetzt halt verloren, stand aber immerhin im Schlussgang. Später begann ich zu eruieren, wie ich ihn hätte packen können.“

Würdest du heute mit einer anderen Taktik den Schlussgang in Angriff nehmen?
Stephan lacht. „Die Taktik würde ich beibehalten. Die war: Angreifen oder kontern. Denn ein gestellter Gang hätte mir nichts genützt. Ich hätte schon eine Idee, wie ich ihn nehmen könnte. Dies verrate ich dir jetzt aber nicht.“

War für dich der Sieg gegen den Eidgenossen Roger Rychen der Schlüsselgang für den Weg in den Schlussgang?
„Ich würde sagen, der erste Gang gegen Marco Nägeli war für mich der Schlüsselgang. Denn grundsätzlich ist es bei mir der erste Gang, welcher ausschlaggebend ist und am meisten zählt. Der Sieg gegen Rychen war aber zweifellos auch wichtig und hat mich aufgebaut und motiviert.“

Was für ein Fazit ziehst du vom Berchtold-Schwinget?
„Ich ziehe eigentlich ein positives Fazit und bin überrascht, dass es so gut gelaufen ist. Es würde mich freuen, wenn es so weitergehen würde.“

Wie siehst du deine letztjährige Saisonbilanz?
„Ich bin soweit zufrieden, und erreichte fast bei allen Festen gute Resultate. Ich erschwang mir drei Kränze. Nebst dem Baselstädter den Bergkranz auf dem Weissenstein und mit dem Schwyzer Kantonalkranz auswärtiges Eichenlaub, welches man durchaus vorweisen darf. Es war aus meiner Sicht eine gute Saison, auch wenn ich den Aargauer Kranz leider verpasst habe.“


Stephan Studinger holte sich 2017 den Bergkranz auf dem Weissenstein
Bild: Stephan Studinger

Du hast deinen ersten Kranz 2003 beim Baselbieter Kantonalschwingfest in Sissach gewonnen. Welches war deine bisher erfolgreichste Saison?
„Die erfolgreichste Saison war für mich 2015, in welcher ich vier Kränze gewann und unfallfrei durch die Saison kam. Darunter war ein auswärtiger Kranz, nämlich derjenige vom Oberländischen in Boltigen BE.“

Letztes Jahr hast du mit deinem Bergkranz auf dem Weissenstein bereits auf dich aufmerksam gemacht. Und am Berchtold-Schwinget nun mit der Qualifikation für den Schlussgang. Erlebst du mit deinen 33 Jahren einen zweiten „Schwinger-Frühling“?
„Das kann man so nicht unbedingt sagen, es ist kein zweiter Frühling. Ein Stück weit schreibe ich es der Routine zu, die immer grösser wird. Ich sehe es als stetiger Aufwärtstrend. Zudem ist es schön für mich, dass es immer besser läuft und gibt mir eine bestimmte Gelassenheit. Ich wiederhole mich zwar, aber es wäre wirklich schön, wenn es so weiter gehen würde.“

Der bestens bekannte Matthäus Huber ist der Präsident vom Schwingklub Aarau, welchem du angehörst. Inwieweit hast du von diesem ehemaligen Spitzenschwinger profitiert?
„Matthäus Huber hat uns immer an die Schwingfeste mitgenommen, unterstützt und bestens betreut. Er war längere Zeit unser Technischer Leiter.“

Du bist bereits jetzt schon gut „drauf“. Woran wirst du bis zum eigentlichen Saisonstart noch arbeiten?
„An der Kondition werde ich vor allem noch arbeiten. Weiter möchte ich meine Schwünge, welche ich bereits beherrsche, noch perfektionieren. Zurzeit trainiere ich pro Woche zweimal im Schwingkeller und am Sonntag trainiere ich mit meinen Klubkameraden Kondition, Koordination und Reaktion.“

Welches werden deine nächsten Schwingfeste sein?
„Vermutlich sind das die Frühjahrsschwingfeste in Oberarth SZ und in Brunegg AG sowie der Guggibad-Schwinget in Buttwil AG.“

feldwaldwiesenblogger

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