Schwyzer Kantonales im Zeichen von Martin Grab’s Abschied

Text: feldwaldwiesenblogger

Am kommenden Sonntag steht das Schwyzer Kantonale Schwing- und Älplerfest in Sattel auf dem Programm. Nach dem ungewöhnlichen Verlauf und dem ziemlich überraschenden Sieg von Martin Grab kürzlich beim Zuger Kantonalen, steht der Schwyzer Ehrentag nun im Zeichen vom Abschied des Altmeisters. Denn: Grab kündete tags darauf seinen definitiven Abschied vom aktiven Schwingsport an. Als Bühne hat der Rothenthurmer das Schwyzer Kantonale in Sattel auserkoren. In seiner Nachbargemeinde tritt der Spenglermeister ein letztes Mal an.


Jubelnder Martin Grab nach dem Erfolg beim Zuger Kantonalen
Bild: Werner Schelbert

300 Sitzplätze mehr
Auf der Homepage des diesjährigen Schwyzer Kantonalen steht einleitend: «Was für eine Ehre für den Mythenverband und das OK! Martin Grab, ein grosser Innerschwyzer Schwinger tritt am 95. Schwyzer Kantonalen in Sattel SZ, vor seiner eigenen Haustüre ab und hängt seine Zwilchhose definitiv an den Nagel. Es würde uns riesig freuen, wenn möglichst viele Schwingsportfans und Freunde «em Märtel» die Ehre erweisen würden, unsere Festwirtschaft ist für einen allfälligen Grossansturm gerüstet …»
Die Sitzplätze wurden denn in weiser Voraussicht gleich um 300 Stück aufgestockt. OK-Präsident Beat Suter sagt im heutigen «Bote der Urschweiz» dazu: «Wir haben die Sitzplatzzahl erhöht auf 3800. Der Grund ist das Abschiedsfest von Martin Grab. Wir erwarten, dass nochmals viele Fans seine letzte Vorstellung besuchen wollen. Wir sind gerüstet.»

Palmarès von Martin Grab
Um dem Palmarès von Martin Grab gerecht zu werden, müsste ich dafür einige Blogbeiträge investieren. Da dies den Rahmen ganz einfach sprengen würde, riskierte ich einen Blick auf die Website von Grab. Gleich beim «Eingang» fand ich einen Text, welcher die Verdienste eines der erfolgreichsten Schwinger der Neuzeit gebührend würdigt. Ich fand, dass ich das Rad nicht noch mal neu erfinden muss, und erlaube mir daher, den Text eins zu eins zu übernehmen.
«Der Böse, wie er im Schwingerjargon genannt wird, geht seit über 23 Saisons auf Kranz-Jagd. Mit 33 Kranzfestsiegen, 61 Siegen an Rangschwingfesten sowie 124 gewonnenen Kränzen, davon 7 eidgenössische Kränze, gilt Martin Grab als einer der erfolgreichsten Schwinger der Schweiz. Insbesondere was Martin Grab am Eidgenössischen Schwingfest 2016 in Estavayer erreicht hat, hat seit Jahrzehnten kein Schwinger erreicht: Er durfte sich zum siebten Mal in seiner Karriere einen Eidgenössischen Kranz aufsetzen lassen. Mit dieser Leistung zieht Martin Grab mit der verstorbenen Schwinglegende Peter Vogt gleich. Ausserdem ist er der erste und einzige Schwinger, der in seiner Karriere sämtliche Bergschwingfeste gewonnen hat. Zu seinen grössten Erfolgen gehören unter anderen der Sieg beim Schwingfest anlässlich der Expo.02 sowie beim Unspunnenfest 2006. Bei den jährlich stattfindenden Schwingfesten siegte er am Brünigschwinget 2001, 2002, 2007, 2008 und 2010, am Innerschweizer 2002, 2003, 2004 und 2006, am Berner Kantonalen 2005, am Südwestschweizerischen 2002 und am Nordwestschweizerischen 2006.
Auch neben seiner Schwingerkarriere ist der 39-Jährige Rothenthurmer ein umtreibender Mann. Er ist Vater von 5 Kindern und führt mit seiner Frau Monika ein Landwirtschaftsbetrieb sowie seine eigene Spenglerei mit 10 Mitarbeitern.»


Martin Grab’s Karriere in vier Facetten
Bild: martingrab.ch

Definitiver Abschied vom Aktivsport
Nach dem Sieg beim Zuger Kantonalen liess Martin durchblicken, dass zwei Wochen später beim Schwyzer Kantonalen allenfalls Schluss sein könnte. Er liess uns wissen, dass er eine Nacht darüber schlafen möchte und sich dann definitiv entscheidet. Und so kam tags darauf die definitive Entscheidung. Am 24. April informierte Martin auf seiner Homepage die Schwingerfamilie mit diesen Worten: «Am vergangenen Sonntag durfte ich nochmals mein schwingerisches Können unter Beweis stellen und das Fest mit sechs gewonnen Gängen für mich entscheiden. Die gute Frühform und der Sieg am Zuger waren der Lohn für das harte Wintertraining, dass ich als Vorbereitung dieser Saison absolviert habe. Parallel dazu machte sich in letzter Zeit immer mehr mein Körper bemerkbar, insbesondere die linke Hüfte. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, am Schwyzer Kantonalen im Nachbardorf Sattel mein letztes Schwingfest als Aktivschwinger zu bestreiten. Ich bedanke mich bereits jetzt bei Allen, die mich in all den Jahren auf irgendeine Art und Weise unterstützt haben. Ich freue mich, Euch vielleicht am Sonntag 6. Mai im Sattel oder zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu sehen.»

Erinnerungen aus eigenem Archiv
Ich verzichtete darauf, mit Martin in diesen Tagen ein Interview zu führen. Ganz einfach deshalb, weil dies sowieso sehr viele Medien tun. Und ich dem Rothenthurmer auch ein wenig Ruhe und Zeit für die Vorbereitungen seines letzten Schwingfestes als Aktiver gönne. Stattdessen stieg ich in mein eigenes Archiv und fand zwei Interviews, welche ich mit dem Altmeister in der Vergangenheit führte. Bei einem Beitrag, «Martin Grab schwingt auch 2017, wenn es die Gesundheit erlaubt», fragte ich: «Was bewog dich dazu, weiter zu machen?» Martin meinte dazu: «Da sind zwei Sachen in meinem Hinterkopf. Punkt eins: Ich möchte mit einer guten Saison meine Karriere beenden und eine Saison lang durchschwingen können. Die beiden letzten Saisons waren nämlich diesbezüglich eher verknorzt. Punkt zwei: Die Freude und die Leidenschaft sind immer noch vorhanden.»
Das ist exakt die Aussage, an welche ich mich nach dem Zuger Kantonalen erinnerte. Martin war es sehr wichtig, mit erhobenen Hauptes abtreten zu können. Der Erfolg in Menzingen kam für ihn just zum richtigen Zeitpunkt. Der Spenglermeister sagte in verschiedenen Interviews, dass er im Winter gut trainiert habe und sich in einer ausgezeichneten Verfassung befindet. Ein Beleg dafür war auch der Frühjahrsschwinget Ibach, an welchem Martin mit vier gewonnen, einem verlorenen und einem gestellten Gang den ausgezeichneten dritten Platz belegte. Verständlich ist aber auch, dass der 124-fache Kranzschwinger zum Abschluss seiner glanzvollen Karriere nicht eine ganze Saison durchschwingt. Sein Körper macht sich bemerkbar, vor allem die linke Hüfte.
Bei der Schlussfrage in besagtem Interview «Wie lauten deine Ziele für 2017? Schwingst du voraussichtlich auch 2018?» antwortete der siebenfache Eidgenosse vielsagend: «Mein Ziel ist ganz klar, dass ich so eine Situation wie ich sie vor dem Eidgenössischen erlebte, nicht noch mal durchmachen muss. Ich durchlief ein regelrechtes Formtief, besonders am Berner Kantonalen. Wenn ich im nächsten Frühling antrete, muss ich absolut verletzungsfrei sein. Das ist mein oberstes Ziel. 2018 ist noch zu weit weg. Ich nehme es nun Saison für Saison. Denn es kann schnell wieder ganz anders aussehen.» Der Erfolg beim Zuger Kantonalen kam für Martin Grab goldrichtig. Ein idealer Zeitpunkt, nun erhobenen Hauptes zurücktreten zu können. Jeder Schwingerfreund mag ihm das von Herzen gönnen!


Zuger Kantonales 2016: Martin Grab im Duell mit Christian Schuler
Bild: Rolf Eicher

Zuger Kantonales 2016
Dass Martin Grab das Zuger Kantonale lag, beweist die Anzahl Festsiege an jenen Anlässen, nämlich nach jenem Erfolg in Menzingen nun fünf an der Zahl. Im April 2016 führte ich mit Martin nach dem Zuger Kantonalen in Hünenberg See ein kurzes Interview. Der brilliante Techniker verlor damals den Schlussgang gegen keinen geringeren als seinen Trainingspartner und Schwingerkollegen vom Schwingklub Einsiedeln – Christian Schuler. Auf die Frage «Was genau passierte im Schlussgang? Wie beurteilst du den rückblickend?» erklärte der passionierte Ziegenzüchter: «Der Schlussgang lief so ab wie erwartet. Christian geht zu Beginn des Ganges jeweils immer sehr forsch ans Werk. Meine Taktik war es, möglichst lange mit ihm zu schwingen. Ich sah meine Chancen in der zweiten Ganghälfte. Als ich mit linkem Gammen angriff, konterte Schuler mit innerem Haken. Ich hätte eigentlich wissen müssen, dass das nicht funktioniert. Christian war am Sonntag wirklich ein schwerer Gegner.»
Grab wurde leider immer wieder von Verletzungen heimgesucht. Ich wollte beim gleichen Interview von ihm wissen: «Hast du mit einem guten Gefühl am Sonntag geschwungen? Bist du zufrieden mit der langen Saisonvorbereitung?» Darauf antwortete der 33-fache Kranzfestsieger: «Das gute Gefühl war bei beiden Vorbereitungsfesten da, vor allem beim Rapperswiler Verbandschwingfest in Wagen SG. Ich konnte nun dieses gute Gefühl mitnehmen an‘s Zuger Kantonale. Bei der Vorbereitung lief ein grosser Teil gut ab. In den letzten Wochen musste ich zu meinen Adduktoren schauen. Die Probleme damit behindern mich aber nicht beim Schwingen. Am Sonntag überstreckte ich beim vierten Gang einen Arm und verspüre nun Schmerzen am Ellenbogen. (…).» Wie sich die meisten Schwingerfreunde wohl erinnern können, verletzte sich Martin Grab zwei Wochen später beim Schwyzer Kantonalen in Schindellegi. Martin kämpfte sich aber trotz Rückschlägen mit eisernem Willen zurück und gewann im gleichen Jahr den siebten Eidgenössischen Kranz in Estavayer. Dieser Erfolg machte den sympathischen Rothenthurmer endgültig zur Schwingerlegende!

Spitzenpaarungen von kommendem Sonntag
Just, als ich diese Zeilen am Verfassen war, wurden die Spitzenpaarungen vom Schwyzer Kantonalen in Sattel bekannt. Zu diesen gehört selbstverständlich auch Martin, welcher mit seinen bald 39 Lenzen immer noch zu einem der besten des Landes gehört. Apropos Erfolgen des fünffachen Familienvaters: Das Schwyzer Kantonale gewann der stets in einem grünen Hemd schwingende Athlet beachtliche dreimal.

Schuler Christian : Wicki Joel
Müllestein Mike : Imhof Andi
Grab Martin : Mathis Marcel
Nötzli Reto : Gapany Benjamin
Schuler Alex : Stöckli Stefan
Steinauer Adrian : Herger Matthias
Suppiger Werner : Borcard Johann
Schelbert Ralf : Müller Michael


Was für ein herrliches Gelände in Sattel!
Bild: Facebook

Zum Schluss meines Beitrages wünsche ich Martin Grab in Sattel den würdevollen Abschied, welcher er sich absolut verdient! Ich freue mich heute schon auf das 95. Schwyzer Kantonale. Auf viele packende Zweikämpfe, eine urchige und gemütliche Stimmung. Und natürlich auf den letzten Auftritt von «Märtel». Wettergott Petrus liefert laut Prognosen das passende Zubehör für einen unvergesslichen Tag!

feldwaldwiesenblogger

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