Trainingsbesuch beim Schwingklub Glarus-Mittelland

Text und Fotos: feldwaldwiesenblogger

Am 2. Februar fuhr ich ins Glarnerland, genauer gesagt in den Hauptort Glarus. Dort begab ich mich in den Schwingkeller des Schwingklubs Glarus-Mittelland, welcher sich beim Spielhof befindet. Der Einfachheit halber schreibe ich in der Folge nur vom Schwingklub „Glarus“.

Als Erster traf an diesem Donnerstagabend Peter Horner ein, mit welchem ich den Trainingsbesuch vereinbart habe. Der Neueidgenosse von Estavayer, welcher dort sensationell über sich hinauswuchs, ist nicht nur Aktivschwinger vom Schwingklub Glarus. Er versieht auch das Amt des Technischen Leiters (TK-Chef). Peter ist 28-jährig, von Beruf Landwirt und wohnt in Glarus. Er trainiert derzeit fünf- bis sechsmal pro Woche. Dabei handelt es sich um zwei bis drei Schwingtrainings, weiter stehen etwa drei Einheiten im Kraftraum auf dem Programm.

Der Glarner Kantonale Schwingerverband wurde 1904 gegründet. Nebst dem Schwingklub Glarus existiert im Verbandsgebiet zudem der Schwingklub Niederurnen und Umgebung. Auch hier verkürze ich und erwähne beim Klubnamen nur „Niederurnen“.

Betreffs Schwingtraining erklärte Peter: „Die Schwinger der beiden Schwingklubs trainieren immer gemeinsam. Am Dienstag wird im Schwingkeller in Niederurnen trainiert, am Donnerstag in unserem hier in Glarus. Das sind eigentliche Kantonaltrainings.“

Roger Rychen vom Schwingklub Niederurnen, der zweite aktive Glarner Eidgenosse, war beim Trainingsbesuch nicht anwesend. Der TK-Chef dazu: „Er weilt zurzeit mit den Thurgauer Schwingern in einem Trainingslager in Willisau LU. Da Roger im Kanton Thurgau seine Ausbildung zum Landwirt absolvierte, bestehen Beziehungen zu den Schwingern aus dieser Region.“

Bevor das Training losging, konnte mir Peter rund um den Schwingklub Glarus und ganz allgemein über den Schwingsport im Glarnerland verschiedene Fragen beantworten.

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Peter Horner: Aktivschwinger und TK-Chef Aktive vom Schwingklub Glarus

Der Glarner Kantonale Schwingerverband wurde 1904 gegründet. Wann wurde der Schwingklub Glarus gegründet?
Der Schwingklub Glarus wurde 1942 gegründet, feiert dieses Jahr also seinen 75. Geburtstag. Niederurnen, der andere Glarner Schwingklub, wurde ebenfalls 1942 gegründet. Früher waren zwischen diesen beiden Klubs schon Fronten zu spüren. Das ist aber heutzutage kein Thema mehr. Da wir ein kleiner Kanton sind, haben wir Schwinger das Gefühl, dass die beiden Schwingklubs eigentlich fusionieren sollten. Ich bin als TK-Chef auch Vorstandsmitglied und stelle fest, dass es ein Problem darstellt, den Vorstand vollzählig zu besetzen. Eigentlich ist es ja verrückt, nur wegen etwa 10 Aktivschwingern einen eigenen Klub zu unterhalten.

In der Jubiläumsschrift „Glarner Kantonaler Schwingerverband (1904 – 2004)“ findet man zu den beiden Klubgründungen folgendes: „Mitten in der Aktivdienstzeit 1939 – 1945 wurde vom Vorstand des Glarner Kantonalen Schwingerverbandes die Initiative zur Gründung von drei regionalen Schwingklubs gestartet. Hauptgrund für dieses Vorhaben war die stets rückläufige Zahl der Aktivschwinger. Die Gründung des Schwingklubs Niederurnen erfolgte im Frühjahr 1942; für das gleiche Vorhaben im Hinterland fehlten aber leider die aktiven Schwinger. Die Gründungsversammlung des Schwingklubs Glarus-Mittelland fand am 30. Mai 1942 im Schwert in Glarus statt.“
Weiter wird in besagter Jubiläumsschrift erwähnt, dass Veteran Ernst Gross in Rüti aus eigener Initiative ein kleines, zweckmässiges Schwingklokal eingerichtet hat. Dadurch erhoffte man sich eine Belebung und Zuwachs von Aktiven im Hinterland. Das Schwinglokal existiert inzwischen nicht mehr.

Wann erlebte euer Schwingklub seine besten Zeiten, und mit wem?
Der Schwingklub Glarus erlebte zu den Zeiten von Albrecht Rhyner (Schönengrund AR) sehr gute Zeiten. Als erstem Mittelländer Schwinger gelang es ihm 1989 in Stans, eidgenössisches Eichenlaub zu gewinnen. Damals verfügte unser Klub über sechs oder sieben Kranzschwinger, viel mehr als heute. Momentan sind wir nur zu zweit, nebst mir gehört noch Reto Landolt dazu. Beim Schwingklub Niederurnen sieht es ähnlich aus: Mit Roger Rychen und Christian Jöhl zählen sie auch nur zwei Kranzschwinger.
Übrigens: Als ich damals ins Lager der Aktivschwinger wechselte, zählten wir im ganzen Kanton etwa 30 Schwinger. Jetzt können wir froh sein, wenn noch um die zehn Schwinger regelmässig ins Training kommen.

Besteht zwischen den beiden Glarner Schwingklubs eine grosse Zusammenarbeit?
Natürlich besteht eine grosse Zusammenarbeit. Wie eingangs erwähnt, trainieren wir zusammen und führen jedes Jahr gemeinsam ein Trainingswochenende durch. Der Zusammenhalt ist sehr gut, und es fühlt sich an wie ein Klub.
Das Trainingswochenende wird, wie schon letztes Jahr, wieder in Bürglen UR über die Bühne gehen.

Wie sieht das Einzugsgebiet vom Schwingklub Glarus aus?
Der Schwingklub Niederurnen deckt Glarus Nord ab, also das Unterland. Unser Einzugsgebiet erstreckt sich über Glarus Nord, von Netstal bis Linthal und Elm. Wir decken das Glarner Mittelland und das Hinterland ab. Dabei gibt es natürlich Ausnahmen. Reto Landolt ist von Näfels, quasi vom Unterland, gehörte aber schon seit jeher unserem Klub an.
Schwingveteranen und Pensionierte verrichten für uns wertvolle Dienste, indem sie junge Schwinger ohne Autoprüfung zum Training und wieder nach Hause fahren.

Wie sehen die Zahlen der Aktiven und der Jungschwinger derzeit für den Schwingklub Glarus aus?
Es sind um die 15 versicherte Aktive und etwa 15 Jungschwinger. Nach dem Eidgenössischen erleben wir nun wieder einen kleinen Boom, und die Jungschwingerschar wurde erfreulicherweise wieder grösser. Von den 15 versicherten Aktiven kommen aber nur etwa sieben oder acht Schwinger regelmässig ins Training. Es ist schade, dass etliche versicherte Schwinger nur ins Training kommen, aber leider nie an die Schwingfeste. Dabei sind es fast immer die gleichen, welche an die Anlässe mitkommen.
Von den 15 Jungschwingern treten doch die meisten bei den Schwingfesten an. Die sind wirklich fleissig.

Wie sieht für 2016 die Saison-Bilanz der Aktiven und der Jungschwinger aus?
Wir verzeichneten sieben Kranzgewinne. Reto Landolt ergatterte sich zwei Exemplare, ich deren fünf. Nebst vier Kantonalkränzen gewann ich den so wichtigen Eidgenössischen Kranz. Bei den Jungschwingern stehen 17 Zweige und 10 Auszeichnungen zu Buche. Die Kranzbilanz ist relativ tief, wir sind momentan aber auch nur zwei Kranzschwinger.

Seid ihr mit der Saison 2016 zufrieden? Wurden die anvisierten Ziele erreicht?
Ich denke, die Ziele sind überboten worden. Aus meiner Sicht war es ein super Jahr mit dem Eidgenössischen Kranz. Mein Ziel war ein Bergkranz.
Die Jungschwinger haben sich viele Zweige geholt und sind sicher sehr zufrieden.

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Quasi ein Aufwärmtraining: Vor dem Training gruben die Glarner Schwinger das Sägemehl um

Du bist als Neueidgenosse momentan sicher das Zugpferd. Wer ist es noch?
Wenn ich so sagen darf, bin doch in erster Linie ich das Zugpferd. Zudem amtiere ich seit gut vier Jahren gleichzeitig als TK-Chef der Aktiven.

Erlebt euer Schwingklub dank deinem Eidgenössischen Kranz nun einen Aufschwung?
Bei den Jungschwingern verzeichnen wir tatsächlich einen Aufschwung. Ich hoffe, dass dies auch bei dem einen oder anderen jungen Aktiven zusätzliche Motivation auslöst. Und dies wirklich nachhaltig zu spüren ist.

Hast du letzte Saison mehr als sonst ins Training investiert und so beim ESAF den Lohn in Form von Eichenlaub eingefahren?
Mehr als das Jahr davor habe ich eigentlich nicht gemacht. Seit gut vier Jahren trainiere ich nun etwa gleich. Vor einigen Jahren hatte ich einen Bandscheibenvorfall, was mich ziemlich zurückwarf. Im Herbst 2015 hatte ich leider wieder Probleme mit der Bandscheibe, und konnte wieder lange nicht richtig trainieren. Statt Schwingtraining machte ich damals Physiotherapie und gezieltes Krafttraining. Aber ich denke, das hat es ausgemacht. Denn ich legte mir im Winter vor dem Eidgenössischen Jahr so eine gute Basis. Bis vier Wochen vor dem Eidgenössischen lief es mir ziemlich gut. Dann spürte ich wieder Rückenprobleme und liess in der Folge den Ricken-Schwinget und den Schwägalp-Schwinget aus. Das Ziel war einfach die vierte Teilnahme an einem Eidgenössischen. Wenn es mir beim ESAF nicht gut gegangen wäre, hätte ich meine Karriere beendet. Im Nachhinein kann man sagen, dass der Verzicht auf die beiden Schwingfeste sich ausbezahlt hat.

Wann erfolgte der Trainingsstart für die neue Saison?
Am 7. November erfolgte der Trainingsstart. Vier Tage später, am 11. November, hatten wir einen Kantonalkurs mit dem zurückgetretenen Emmentaler Eidgenossen Thomas Zaugg. Franz Freuler, der Präsident vom Schwingklub Glarus, absolvierte einst seine Berufslehre im Kanton Bern. Er ging damals mit Thomas in den Schwingkeller und knüpfte so seine Beziehungen zu ihm.

Sind alle Schwinger fit und gesund?
Ja, das sind sie.

Auf was legt ihr im Wintertraining besonderen Wert?
Dass wir so viel wie möglich im Schwingkeller trainieren. Von November bis Ende Januar praktizieren wir das sogenannte Schulschwingen. In dieser Zeit sollen die jungen Schwinger auch neue Schwünge erlernen. Natürlich haben einige Schwinger ihre bevorzugten Schwünge. Ich bin aber einer, welcher im Training ziemlich viel riskiert und etwas Neues ausprobiert. Wir versuchen in dieser Hinsicht sehr viel.

Welche von euren jungen Schwingern dürften in Zukunft auf sich aufmerksam machen?
Wir verzeichneten leider schon seit einigen Jahren keine Neukranzer mehr. Ich hoffe aber schon, dass junge Schwinger wie Thomas Riedi, mein Bruder Sämi Horner und Patrick Schiesser dies in nächster Zeit gelingen wird. Die drei haben nämlich grosse Fortschritte gemacht, am meisten Patrick.

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Unter Anleitung von Peter (ganz links) wurden verschiedene Schwünge geübt

Wie betreibt ihr die Förderung der Jungschwinger?
Die Jungschwinger haben mit Markus Figi einen eigenen Technischen Leiter. Wie die Trainings und die Förderung genau ablaufen, kann ich nicht sagen. In meinen Augen ist viel Potential vorhanden. Die Jungschwinger trainieren gewöhnlich auch am Donnerstag, wie die Aktiven. Ihnen steht es offen, am Dienstag ebenfalls in Niederurnen das Training zu besuchen. Einige machen von diesem Angebot Gebrauch.

Wie oft trainieren die Aktiven und die Jungschwinger?
Die Aktiven absolvieren zwei bis drei Schwingtrainings pro Woche, die Jungschwinger ein bis zwei.
Ab Jahresbeginn findet jeden Freitag im NOS-Gebiet ein gemeinsames Schwingtraining statt. An diesem treffen wir auch auf Schwinger aus den anderen Kantonalverbänden. Diese Zusammenzüge erstrecken sich bis April, also bis zu Saisonbeginn. Vor den Bergkranzfesten und grossen Anlässen, wie dieses Jahr dem Unspunnen-Schwinget, finden weitere NOS-Zusammenzüge statt.

Stellt für dich die Doppelfunktion als TK-Chef und aktiver Schwinger eigentlich eine Belastung dar?
Es ist keine Belastung und spielt für mich keine Rolle. Ich bin ja sowieso im Schwingkeller und da kann ich den jungen Schwingern auch gleich etwas zeigen. Ich habe meinen Clubkollegen von Anfang an gesagt, dass ich die Trainings leiten werde, an den Schwingfesten aber nicht für die Schwinger da sein kann. Ich finde das eigentlich schade, denn ein Technischer Leiter sollte die Schwinger an den Anlässen betreuen können. Jetzt ist es so, dass die Betreuung an den Schwingfesten meist durch den Kantonalen TK-Chef, Fridolin Beglinger, erfolgt. Natürlich nur dann, wenn er nicht in der Einteilung beschäftigt ist.

Ist das Projekt „Esaf 2025 Glarus+“ für euren Schwingklub eigentlich auch ein Thema?
Sicher, es ist auch für uns ein Thema. Vom Schwingklub her sind wir aber noch nicht aktiv beteiligt. Eine Interessengruppe vom Glarnerland hat das Projekt ins Leben gerufen und auch entsprechend kommuniziert.

Welche Schwingfeste organisiert der Schwingklub Glarus 2017?
Unser Schwingklub organisierte letztes Jahr in Glarus das Glarner-Bündner Kantonale. Das diesjährige Kantonale findet in Niederurnen statt und wird auch vom ortsansässigen Schwingklub organisiert. Der Schwingklub Niederurnen führt zudem den Hallenschwinget Niederurnen vom kommenden 19. Februar durch. Wir selber organisieren 2017 den Kantonalen Jungschwingertag (25. Mai) und am 22. Juli den Bergschwinget Klöntal.

Wie lauten die Ziele für 2017?
Als Technischer Leiter vereinbare ich mit jedem einzelnen Schwinger Ziele. Zu den Zielsetzungen gehört das Erlernen von neuen Schwüngen, das Training und mögliche Kränze. Für einige junge Schwinger ist beispielsweise der erste Kranz nun ein Ziel.

Deine persönlichen Ziele?
Mein Ziel ist es, diese Saison eine gute Leistung an den Schwingfesten abrufen zu können. Die Kranzbestätigung nach Estavayer2016 und so viele Kränze wie möglich sammeln. Dabei schaue ich von Fest zu Fest.

Wo treten die Glarner Schwinger zu den nächsten Schwingfesten an?
Wie bereits erwähnt, beim Hallenschwinget in Niederurnen. Im März ist es ruhig, ab April geht es dann Schlag auf Schlag mit den Frühjahrsschwingfesten.

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Auch der Bodenkampf kam beim Training nicht zu kurz

Der Schwingklub Glarus ist klein, aber oho! Zwei aktive Kranzschwinger gingen 2016 auf Kranzjagd. Die „Beute“ waren sieben Kränze, darunter gar ein Eidgenössischer. Sehr ähnlich sieht es beim zweiten Glarner Schwingklub aus. Hier von Zufall zu sprechen, wäre völlig vermessen. Vielmehr rührt das von konsequentem Training, solidem Aufbau und harter Arbeit her. Und dies ziemlich abseits vom Rampenlicht. Denn in diesem stehen die allen bestens bekannten Berner „Dreikönige“ oder aus Nordostschweizer Sicht Armon Orlik, Samuel Giger und Daniel Bösch.

Die beiden Eidgenössischen Kränze sind für den Glarner Schwingsport enorm wichtig. Von einem allgemeinen Schwing-Boom kann in diesem kleinen Bergkanton trotzdem nicht gesprochen werden. Wie Peter Horner im Interview erklärte, sind sie froh, wenn sie wenigstens zehn Aktivschwinger im Training zählen. Der Neueidgenosse verzeichnete immerhin einen Aufschwung bei den Jungschwingern nach seinem Kranzgewinn in Estavayer. Darauf lässt sich aufbauen.

Zum Schluss bedanke ich mich bei Peter für die interessanten Erläuterungen rund um den Schwingklub Glarus und wünsche ihm und seinen Glarner Kollegen Toi Toi Toi für die neue Schwingsaison.

feldwaldwiesenblogger

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