Zum 100. Geburtstag des Entlebucher Schwingerverbandes ist eine schöne Jubiläumsschrift erschienen

Text: feldwaldwiesenblogger

Ab 1600 lässt sich das Schwingen als Wettkampfform der Alphirtenkultur nachweisen. Dabei wurde schon vor mehr als vierhundert Jahren rund um das Haslital, auf dem Brünig, aber auch im Entlebuch dem Schwingsport gefrönt. Das Entlebuch gilt als eine Gegend, in welcher schon sehr lange geschwungen wird. Schon viele Jahre vor der offiziellen Gründung des Schwingerverbandes pflegten die starken Mannen den Schwingsport. Dazu existieren auch Aufzeichnungen. In einem Blogbeitrag vom 11. Januar 2017, «Fragmente über Entlebuch»: Vom «Fleutischwung» und vom «Fleugedätsch», widmete ich mich bereits einmal diesem Thema.
Die Entlebucher Schwinger, welchen ich anfangs 2017 zudem einen Trainingsbesuch abstattete, feierten 2019 ein rundes Jubiläum: Der Schwingerverband Entlebuch wurde 100 Jahre jung. Nun ist dieser Tage eine Jubiläumsschrift erschienen.


Zum 100. Geburtstag vom Schwingerverband Entlebuch ist diese schöne Jubiläumsschrift erschienen
Bild: entlebucher-schwingerverband.ch

Ein exzellenter Kenner des Entlebucher Schwingens
Rund um die Entstehung dieser Jubiläumsschrift besuchte ich im Entlebuch vor einiger Zeit auch Tony Schüpfer. Er weiss viel über die Geschichte des Schwingsportes und ist überdies ein exzellenter Kenner des Entlebucher Schwingens. Tony hat bei sich zuhause praktisch alle Schwingerzeitungen und besitzt eine ganze Reihe Chroniken. Da liegt es auf der Hand, dass der Entlebucher bei der Entstehung der Jubiläumsschrift mithalf. Der schwingbegeisterte Mann wurde im vergangenen April 58-jährig und arbeitet bei der Müller Martini Maschinen und Anlagen AG in Hasle als Maschinist. Seine Hobbys nebst dem Schwingsport sind Holzschnitzereien aller Art wie beispielsweise Brunnentröge und Weihnachtsdekorationen fertigen. Weiter fährt Tony für die «Hornschlittler Heiligchrüz» leidenschaftlich gerne Hornschlitten-Rennen und ist öfters auch mit dem Mountainbike unterwegs.
Der akribische Sammler war nicht aktiver Schwinger, fügt aber schmunzelnd hinzu, dass er als 30-jähriger einige Male beim Goldbach-Schwinget teilnahm. Der Goldbach-Schwinget war übrigens ein «wilder» Schwinget im Entlebuch. Chroniken und Schwingerzeitungen sammelt Tony schon seit einiger Zeit und bekam auch einiges von seinem Vater vererbt. Interesse am Schwingsport hatte der Entlebucher schon seit jeher. Aber seit 2010 hat ihn das Schwingervirus so richtig gepackt, und er begann sich intensiv damit zu befassen. Der Hornschlittler betreibt ausserdem den Entlebucher Schwinger-Chat auf Whatsapp.


Tony Schüpfer vor seiner selbst gemachten Weihnachtsdekoration
Bild: feldwaldwiesenblogger

Christian Ineichen als Leiter des Buchprojektes
An der Chronik arbeitete eine Jubiläums-Kommission, welche von Christian Ineichen geleitet wurde. Weiter waren der Entlebucher Verbandspräsident Franz Murpf, Gerold Koch, Adi Scherer, Ruedi Schmidiger und Leonie von Rickenbach mit von der Partie. Ineichen trug die Daten und die entsprechenden Texte zusammen. Tony war verantwortlich für das Zusammenstellen der Ranglisten, und zwar von der Anfangszeit bis heute. Die meisten Angaben entnahm er aus alten Schwingerzeitungen. Zudem bekam der akribische Sammler von ehemaligen Schwingern verschiedene Ordner mit Ranglisten. Weiter bediente er sich auch aus der Chronik zum 50 Jahr-Jubiläum. Tony hat dabei festgestellt, dass in jener Festschrift verschiedene Lücken vorhanden sind. Diese hat er mit seiner Arbeit nun geschlossen, und weist darauf hin, dass es ein schwieriges Unterfangen war. Wichtig war dem Maschinisten, dass alle Kranzschwinger vom Entlebucher Schwingerverband samt Kranzgewinnen in der neuen Chronik aufgeführt sind. Ebenfalls erwähnt werden die Daten der Jungschwinger.

Bereits früher goldene Zeiten erlebt
Mit Albert Lötscher sowie Fridolin Lustenberger (Eidgenössische Kränze 1923), Louis Hofstetter (Eidgenössischer Kranz 1940 und 1945) und Josef Hofstetter (Eidgenössischer Kranz 1945 und 1948) erlebte der Schwingerverband Entlebuch bereits früher goldene Zeiten. 1953 erschwang sich Hans Portmann den Eidgenössischen Kranz. 1964 gelang dies Fritz Habegger und 1969 sicherte sich Josef Bieri Eidgenössisches Eichenlaub. In der Neuzeit wurde mit Ueli Banz (Eidgenössischer Kranz 2004 und 2010) und dem leider verstorbenen Benno Studer (Eidgenössischer Kranz 2010) wieder eine erfolgreiche Ära eingeläutet. 2013 gewann Erich Fankhauser den Eidgenössischen Kranz, und 2019 Joel Wicki als Erstgekrönter in Zug.


Franz Murpf (Präsident des Entlebucher Schwingerverbandes) zeigt stolz die neue Jubiläumsschrift
Bild: entlebucher-anzeiger.ch

Das Entlebuch hat nebst einem Erstgekrönten auch zwei «inoffizielle» Schwingerkönige
Bekanntlich wurden bereits vor der offiziellen Gründung des Eidgenössischen Schwingerverbandes (ESV) anno 1895 Schwingerkönige gekürt. Aus Unterlagen ist ersichtlich, dass das Entlebuch einst zwei «inoffizielle» Schwingerkönige feiern konnte. Der erste war Johann Josef Vogel (1735-1820). Er war Statthalter und Richter aus Hasle im Entlebuch, und galt als «ungemein starker sowie gewandter Schwinger». Hans Schmid aus Schüpfheim (1802-1882) wurde ebenfalls zum Schwingerkönig gekürt. Der ESV schreibt zu Schmid: «Als Nachkomme schwingtüchtiger Vorfahren war er zur Zeit seiner Hochform der überragende Vertreter des Entlebuchs, der zu den Wägsten und Besten der engeren und weiteren Talschaft zählte und in verhältnismässig jungen Jahren die Würde eines Schwingerkönigs erlangte.» Wann die beiden Entlebucher ihre grossen Erfolge feiern konnten, ist leider unbekannt.

Gründung erfolgte 1919 anlässlich des Kilbi-Schwingets in Flühli
Der Schwingsport im Entlebuch wurde etwa im 17. Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt. Unterlagen dazu gibt es kaum mehr, da früher nicht alles aufgeschrieben wurde. Weiter fielen vorhandene Unterlagen Bränden zum Opfer. Einige Jahre vor der Gründung des Entlebucher Schwingerverbandes existierte der Schwingklub Escholzmatt-Marbach. Dieser wurde 1907 gegründet, und galt als eigentlicher Grundstein des heutigen Entlebucher Schwingerverbandes. Der offizielle Startschuss erfolgte am 31. August 1919 anlässlich des Kilbi-Schwingets in Flühli.

Viel Wissenswertes in der Jubiläumsschrift
Das 100 Jahr-Jubiläum wurde am Schybi-Schwinget 2019 in Escholzmatt (Sieger Joel Wicki) gebührend gefeiert. Nun ist Ende November eine Jubiläumsschrift erschienen. Die Chronik ist schön illustriert und wartet mit vielen schönen Bildern und sorgfältig geschriebenen Texten auf. Wo man diese beziehen kann, ist auf der Homepage des Entlebucher Schwingerverbandes aufgeführt. Im 140-seitigen Zeitdokument findet man viel Wissenswertes, im Fokus sind die letzten 50 Jahre des Entlebucher Schwingerverbands. Denn zum 50 Jahr-Jubiläum wurde bereits eine Chronik veröffentlicht, welche demnächst auf ihrer Homepage aufgeschaltet wird.
Ich kann die noch druckfrische Jubiläumsschrift jedem Schwingerfreund wärmstens empfehlen, und finde, dass sie auch gut unter einen weihnächtlichen Tannenbaum passen würde. In dem Sinne gratuliere ich dem Entlebucher Schwingerverband zum 100. Geburtstag!

feldwaldwiesenblogger

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