Zweitägige Kampfrichter-Weiterbildung in Magglingen – TK-Chef Stefan Strebel gibt Auskunft

Am 20. und 21. Januar fand eine zweitägige Weiterbildung der Kampfrichter (WBK) in Magglingen statt. Stefan Strebel, der TK-Chef vom Eidgenössischen Schwingerverband (ESV), erklärt im Gespräch, wie das ablief, was thematisiert wurde, wer teilnahm und wie es weiter geht.

Text: Schwinger-Blog

Was kam es zu dieser Weiterbildung?

«Verschiedene Gründe führten zu dieser Weiterbildung, welche ich vor anderthalb Jahren initiierte. Ich schlug dies der Kampfrichterkommission vor, und sie gaben für eine erstmalige Durchführung in diesem Rahmen grünes Licht. Es ging mir auch darum, gewisse Themen mit den Kampfrichtern zu besprechen und zu erarbeiten. Ein Thema war beispielsweise das Medical Timeout: Was ist die Bedeutung und die Entscheidungsgrundlage für den Dauer des Unterbruchs? Was unternimmt der Kampfrichter, wenn eine Verletzung vorliegt oder der Schwinger Nasenbluten hat? Zu diesem wichtigen Thema konnten wir nun eine Lösung finden. Weiter wurde auch die Vorbereitung auf den Wettkampf und das Debriefing thematisiert. Organisiert wurde diese Weiterbildung von der Kampfrichter-Kommission, mit der Unterstützung von Nicole Rohner aus der ESV-Geschäftsstelle.» 

TK-Chef Stefan Strebel war der Initiator der Kampfrichter-Weiterbildung. Er gab dabei auch dem TV-Sender MySports Auskunft, welche demnächst einen Beitrag ausstrahlen

Bild: Stefan Strebel

Wie lief die Weiterbildung ab?

«Florian Gnägi (108-facher Kranzgewinner und Vorsitzender des Athletenrates), Daniel Stricker (Eishockey-Profischiedsrichter) und Mathias Glarner (Schwingerkönig und Trainer Spitzensport ESV) hielten sehr gute und äusserst interessante Referate. Stricker erzählte in seinem Vortrag, wie man mit Druck umgeht, auf Anfeindungen reagiert und auf andere Meinungen eingeht. Gnägi wies in seinem Referat auf das Zusammenspiel und die Kommunikation mit den Kampfrichtern hin und stellte die Sicht des Aktivenrates dar. Er stellte auch Fragen an die Kampfrichter, und sie hatten Fragen an ihn. Glarner ging in seinem Vortrag auf die Vorbereitung auf wichtige Wettkämpfe ein. Er thematisierte dabei die Wichtigkeit der Ernährung, des Schlafs, des Mentalen und der Arbeit. Er gab dabei den Kampfrichtern etliche Tipps mit auf den Weg. Den Praxis-Teil bestritt der zweifache Schwingerkönig Ernst Schläpfer. Bei seinem Vortrag wurden gewisse Techniken wie der Bodenhüfter oder der Griffwechsel thematisiert, und wie der Kampfrichter dabei richtig entscheidet. Weiter wurden auch Workshops durchgeführt. Dabei wurde gleich zu Beginn die Aufgabe «Was zeichnet ein moderner Kampfrichter aus?» mit auf den Weg gegeben. Und: Auch die Teambildung kam nicht zu kurz. Wir absolvierten mit Winterkleidung und Stirnlampe ausgerüstet einen Orientierungslauf durch den Schnee und spielten in einer Turnhalle Curling.»

Wer waren die Teilnehmer?

«Eingeladen für diesen zweitägigen Weiterbildungskurs wurden die Kampfrichter der Stufe 4 aus allen Teilverbänden. Alle 60 Kampfrichter waren ausnahmslos anwesend. Zur Erinnerung: Die Stufe 4-Kampfrichter sind für den Einsatz an Eidgenössischen Anlässen vorgesehen.» 

Alle 60 Stufe 4-Kampfrichter waren bei der Weiterbildung anwesend

Bild: ESV

Wie sieht die Ausbildung auf den anderen Stufen aus?

«Ich möchte betonen, dass wir die Ausbildung auch auf den anderen Stufen intensivieren wollen. Aber: Die Kampfrichter der Stufen 3 und 4 müssen meines Erachtens mehr machen als in der Vergangenheit. Ebenfalls unterstreichen möchte ich, dass für uns auch die Kampfrichter der Stufen 1 und 2 sehr wichtig sind. 

Wie steht es mit der Fehlerkultur?

«Die Kampfrichter dürfen Fehler machen. Wichtig ist, dass man sich mit diesen auseinandersetzt. Im Referat von Daniel Stricker wurde dies auch aufgezeigt. Der Hockey-Schiedsrichter erwähnte zudem den Umgang mit den Medien. Dadurch, dass man am TV (fast) alles sieht, werden diese dank den verschiedenen Kameraeinstellungen zu gläsernen Sportarten. Aber auch hier: Trotz Transparenz passieren Fehler. Wichtig ist, dass man zu diesen steht. Denn so werden die Fehler vom Publikum eher verziehen. Stricker sagte auch, dass die Vorbereitung und die Nachbereitung auf ein Schwingfest ähnlich verlaufen wie vor einem Hockey-Match. Wie beim Eishockey kann es an einem grossen Schwingfest zu und her gehen wie in einem Hexenkessel. Dem müssen wir Rechnung tragen.»

Was ist dein Fazit nach diesen beiden Tagen?

«Die Kampfrichter waren hellwach und haben sehr gut mitgemacht. Da war ich sehr überrascht. Ich persönlich bin sehr froh, dass diese Weiterbildung stattfinden konnte. Wir konnten erfolgreich gewisse Themen ansprechen und gemeinsam erarbeiten. Jeder konnte etwas lernen und mitnehmen. Nebst vielen Tipps wurde auch darüber gesprochen, wie der Aktivenrat noch einen engeren Austausch mit den Kampfrichtern erhält. Das Feedback der Kampfrichter auf diese Ausbildung war sehr gut und sie fanden den Austausch spannend. Für mich ist das positiv und zeigt, dass wir einen grossen Schritt weitergekommen sind.» 

Der Eishockey-Profi-Schiedsrichter Daniel Stricker war einer der Referenten

Bild: Stefan Strebel

Wie geht es weiter?

«Es bestärkt mich im Ziel, noch mehr in die Kampfrichter-Ausbildung zu investieren. Wir konnten zu gewissen Themen wie dem bereits erwähnten Medical Timeout eine Lösung finden. Ich nehme ebenfalls die Erwartungen der Kampfrichter wahr, dass bei künftigen Schulungen auch Aktivschwinger anwesend sind. Wichtig ist, dass wir das Team-Gefühl reinbringen und gemeinsam Themen erarbeiten. Angedacht ist, dass wir in einem oder zwei Jahren wieder so einen Weiterbildungskurs durchführen möchten. Mir schwebt vor, dass wir dann ein Thema besprechen, was meist die grössten Diskussionen auslöst: Der gestellte Gang. Wann schreibt man eine 9.00 oder ein 8.75? Ich möchte das mit den Kampfrichtern erarbeiten und Parameter festsetzen. Damit die Diskussionen zu diesem Thema abklingen.»

Im kürzlich erschienen Schwinger-Blog-Beitrag «Schwyzer Schwinger im Jubiläumsjahr: Kampfrichter Markus Brunner gibt Auskunft» war das Kampfrichter-Wesen ebenfalls schon Thema. Im Beitrag erklärt der angesprochene Brunner: «Ich bin der Meinung, man sollte das Kampfrichterwesen und dessen Schulung nicht auf die Spitze treiben. Wenn man bald ein Trainingslager besuchen muss, um an einem grösseren Schwingfest im Einsatz zu stehen, ist das für mich der falsche Weg.» Was ist dein Kommentar zu dieser Aussage?

«Das sehe ich anders, diese Einstellung ist für mich nicht mehr zeitgemäss. Mit solchen Weiterbildungen kommen wir meines Erachtens einen grossen Schritt weiter. Wie bereits betont, brauchen wir alle Kampfrichter aus allen Stufen. Klar für mich ist aber auch, dass diejenigen aus den Stufen 3 und 4 mehr machen müssen als diejenigen aus den Stufen 1 und 2.»

Sollen die Weiterbildungskurse auch der Kritik, vor allem der medialen, entgegenwirken, um die Kampfrichter-Schulung zusätzlich zu verbessern?

«Absolut. Wichtig ist, dass wir nebst der Schulung auch hinter unseren Kampfrichtern stehen, wenn etwas nicht gut lief. Wir möchten das Ganze mehr als Team leben und das Wir-Gefühl fördern.»

War der VAR bei dieser Schulung auch ein Thema?

«Über den VAR (Video Assistant Referee) wurde intensiv diskutiert. Der VAR wird für den ESV aber kein Thema sein. Und: Der Hockey-Schiedsrichter Stricker sagte explizit, dass dieser im Schwingsport nichts bringe.»

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