ESAF 2025 Glarnerland+: Stand der Arbeiten gut 22 Monate vor dem Grossanlass – Interview mit Geschäftsleiter Walter Hofmann

Vor gut einem Jahr befasste sich der Schwinger-Blog letztmals mit dem Stand fürs nächste «Eidgenössische». Damals wurden mit Katrin Egger (Bereichsleiterin Marketing und Kommunikation) die Arbeiten, die Herausforderungen, die Dimensionen und das Vermeiden von bösen Überraschungen besprochen. Heute geht es mit dem Geschäftsleiter Walter Hofmann unter anderem um seinen Job, die aktuellen Herausforderungen und den Mediensturm um die Königspartnerin Läderach. Hofmann sagt: «Dass unser Krisenkommunikations-Konzept so schnell zum Einsatz kommt hätten wir nicht im Traum gedacht.»

Text: Schwinger-Blog

Walter Hofmann ist seit dem 1. Oktober 2022 Geschäftsleiter des ESAF 2025 Glarnerland+

Bild: esaf2025.ch

Am 6. März 2021 erhielt das Glarner Kandidatur-Komitee für das ESAF 2025 in Mollis den Zuschlag für die Durchführung. Seither sind mehr als zweieinhalb Jahre vergangen. Das OK, der Geschäftsleiter und die vielen Mitarbeiter haben inzwischen schon zig-tausend Stunden in das Generationen-Projekt gesteckt. Die Arbeiten sind bereits weit fortgeschritten und die wichtigsten Eckpunkte kann man ab der gut illustrierten Homepage entnehmen.

Riesenherausforderung für die Region

Die gut 40’000 Einwohner vom Kanton Glarus hätten in der künftigen ESAF-Arena, welche 56’500 Zuschauern Platz bieten wird, locker Platz. Für den kleinen Bergkanton ist ein Anlass in dieser Grössenordnung eine Riesenherausforderung. Die Verantwortlichen realisierten dies schon früh und nahmen darum die Anrainer aus den Bezirken See-Gaster, March-Höfe, Einsiedeln und Sarganserland bereits während der Kandidatur mit ins Boot. Sie vereinen das «+» (Plus) hinter dem «Glarnerland», gemeinsam mit den Glarnern wird der Weg beschritten. Wie zuletzt bei der Taufe des Siegermunis «ZIBU»: Als Gotte amtete die Glarner Jahrhundertsportlerin Vreni Schneider, als Götti der ehemalige Schwyzer Spitzenschwinger Geni Hasler.

Interview mit ESAF-Geschäftsleiter

Walter Hofmann trat am 1. Oktober 2022 seine Stelle als Geschäftsleiter an. Der 63-jährige wohnt in Mollis und ist verheiratet. Walter arbeitete vor seinem ESAF-Engagement während 23 Jahren als Betriebsleiter beim Sportzentrum Kerenzerberg. Der Glarner hat zwar nie geschwungen, ist aber sehr interessiert am Nationalsport und war 1994 OK-Präsident vom damaligen Glarner-Bünder Kantonalschwingfest. Bei Walter laufen alle Fäden zusammen. Im nachfolgenden Interview, welches schriftlich geführt wurde, erzählt er von seinen Aufgaben als Geschäftsleiter. Ob der Budgetrahmen von 35 bis 40 Millionen Franken nach wie vor realistisch ist und wie die Verantwortlichen den Mediensturm rund um die SRF-Dok-Sendung über die Königspartnerin Läderach erlebten. In einer Medienmitteilung hielt das OK fest, dass sie die Zusammenarbeit mit ihr weiterführen will. Die aktuelle Läderach-Führung soll nicht für Vergehen der Elterngeneration büssen.

Wie gross ist die Aufbruchstimmung, wie stark brennt das Feuer bereits im Glarnerland?

«Von Aufbruchstimmung ist keine Rede mehr, wir sind längstens aufgebrochen und mitten in den Prozessen für die Organisation und die Planung des Generationenprojektes ESAF 2025 Glarnerland+. Das Feuer brennt!»

Rückblick auf deinen Amtsantritt: Wie ist dieser verlaufen?

«Ich habe Ende Mai 2021 den Arbeitsvertrag für die Stelle als Geschäftsleiter des ESAF 2025 Glarnerland+ unterzeichnet. Mir war jedoch wichtig, dass ich ein grosses Ausbauprojekt bei meinem damaligen Arbeitgeber, für welchen ich über 23 Jahre tätig sein durfte, sauber abschliessen konnte. Im Rahmen meiner Möglich- und Vereinbarkeiten nahm ich nach der Vertragsunterzeichnung an wichtigen ESAF-Sitzungen und -Besprechungen teil. Seit dem 1. Oktober 2022 bin ich nun vollberuflich für das ESAF-Projekt tätig.»

Wie muss man sich als Aussenstehender den Job eines ESAF-Geschäftsleiters vorstellen? 

«Die Hauptaufgaben des Geschäftsleiters sind: die Stabstellen- und Bereichsleiterinnen und -leiter zu leiten, begleiten und koordinieren, damit die Abhängigkeiten übergreifend abgestimmt und vereinbar sind. Selbstverständlich sollen dabei auch die Teilziele laufend überprüft werden. Und gemäss Terminplan das ESAF-Schiff in den sicheren Hafen bringen.»

Mit welchen Aufgaben beschäftigst du dich aktuell?

«Die Aufgaben sind sehr vielfältig und im Kontext für alle Beteiligten neu und herausfordernd. Ich lerne jeden Tag mehr übers ESAF. Zurzeit schreiben die Stabstellen- und Bereichsleiterinnen und -leiter viele Master- und Teilkonzepte. Diese müssen inhaltlich auf Richtig- und Vollständigkeit sowie Plausibilität vorgeprüft werden. Bevor sie in die erweiterte Geschäftsleitung kommen und dann im Präsidialausschuss abschliessend beschlossen und/oder genehmigt werden. Einen zeitlich grossen Teil beinhaltet das formelle Bewilligungsverfahren mit den Behörden sowie Sitzungen und Besprechungen mit den verschiedensten Anspruchsgruppen. Ich versuche alle Themen in der Breite zu verstehen und zu erfassen. In der Tiefe sind das aber die Spezialistinnen und Spezialisten, die Stabstellen- und Bereichsleiterinnen und -leiter, welche ihren Teil im Griff und unter Kontrolle haben müssen.»

Der ESAF-Siegermuni wurde am 31. August getauft und heisst «ZIBU». Als Taufpaten amteten Vreni Schneider und Geni Hasler

Bild: Maya Rhyner

Gut 22 Monate vorher: Seid ihr gemäss Masterplan im Soll?

«Sagen wir’s so: Wir sind gemäss Überprüfung mit unserem Ampelsystem und dem Reporting der Kern-OK-Mitglieder auf Kurs. Es gibt Bereiche, wo wir gemäss Master- und Terminplan etwas voraus sind, aber es gibt auch solche, wo wir in Verzug sind. Warum dem so ist, kann begründet werden, und solange sich Lösungen und Wege abzeichnen, ist das nicht so schlimm. Es gibt aber auch Themen, die aufgrund unserer Rahmenbedingungen schlicht mehr Zeit und Hirnschmalz für Abklärungen benötigen.»

Welches ist momentan die grösste Herausforderung?

«Wir geben es ohne Wenn und Aber zu: Der ESAF-Verkehr stellt im beschaulichen Glarnerland eine grosse Herausforderung dar. Aber alle zusammen – als eine grosse Festfamilie – machen wir das Beste daraus. Alle Glarnerinnen und Glarner und alle Besucherinnen und Besucher können viel beitragen, wenn sie die Vorgaben, Richtlinien und Tipps befolgen.»

Bereitet euch das Verkehrskonzept immer noch ein wenig Bauchschmerzen?

«Es ist weniger das Konzept an und für sich, welches wir zusammen mit Verkehrsexperten auf dem Papier entwickelt haben, welches ein wenig Bauchschmerzen bereitet. Es sind vielmehr die Fragen der Unbekannten, welche in der Umsetzung des Konzeptes ungeahnt oder nicht in der vorgesehenen Zeit und Menge auftauchen und das Konzept beeinflussen. Man kann sich das Ganze wie ein fein gewobenes Spinnennetz vorstellen. Wenn man an diesem Spinnennetz an einem einzigen Faden zieht, hat das Einfluss auf das ganze Netz: es kommt in Bewegung und verändert sich. Man hat vorgängig keine Hauptprobe für diesen Grossanlass, es muss gleich alles auf Anhieb funktionieren.»

Ist der Budgetrahmen von 35 bis 40 Millionen Franken nach wie vor realistisch?

«Die Stabstellen- und Bereichsleiterinnen und -leiter müssen bis zum 31. Oktober 2023 ihre überarbeiteten Budgets für das konsolidierte, zweite Budget einreichen. Auch dieser Prozess hört und liest sich auf dem Papier einfach. Aber auch hier gilt, dass es die vielen Fragen der Unbekannten sind, welche am Ende des Tages das Ergebnis der Erfolgsrechnung beeinflussen. Wir sind uns in allen Belangen einig, dass wir als OK die Ausgaben gezielt im Griff haben müssen. Das Wünschbare ist in jeglicher Hinsicht vom Notwendigen zu trennen, dafür braucht es rationale Entscheidungen. Darum arbeiten wir im Rahmen der Möglichkeiten und des Machbaren hart daran, dass wir den erwähnten Budgetrahmen einhalten können. Unser erklärtes Ziel ist es, eine schwarze Null zu erreichen.»

Vor einigen Tagen konnte man bei «Linth24» folgendes lesen: Neben der finanziellen Unterstützung durch die drei Glarner Gemeinden, die Sarganserländer Gemeinden sowie die Gemeinden der Region March-Höfe bittet das OK auch die Gemeinden in der Region Zürichsee-Linth um einen finanziellen Beitrag. Dies soll mittels «Konzept des Einwohnerfünflibers» erfolgen. Ist das als Hilferuf zu betrachten?

«Nein, es ist kein Hilferuf. Wir haben das von Anfang konzeptionell aufgegleist. Ohne die Unterstützung der Plusregionen können wir das ESAF nicht stemmen. Sie sitzen darum seit der Bewerbung mit uns im Boot.»

Ein Bild aus dem Jahr 2021: Damals wurde die Partnerschaft zwischen ESAF und Läderach (CEO Johannes Läderach als 2. von rechts) bekannt gemacht

Bild: esaf2025.ch

Apropos Finanzen und Sponsoring: Wie habt ihr die SRF-Dok-Sendung über eure Königspartnerin Läderach und den anschliessenden Mediensturm erlebt?

«Dass unser Krisenkommunikations-Konzept, welches an der Präsidialausschuss-Sitzung im Mai 2023 genehmigt wurde, so schnell zum Einsatz kommt, hätten wir nicht im Traum gedacht. Aber unverhofft kommt bekanntlich oft. Das Konzept war hilfreich und hat sich bewährt. Wir waren stets in engem Austausch mit verschiedenen Vertreterinnen und Vertreter der Anspruchsgruppen und der Firma Läderach selbst. Auf diese Art haben wir wenig Angriffsflächen geboten und den Sturm überstanden.»

Ein Abwenden von Läderach war zu keiner Zeit ein Thema?

«Wir haben objektiv alle Optionen in Betracht gezogen. Die Beendigung der Zusammenarbeit mit der Königspartnerin Läderach war aber schnell kein Thema mehr. Nachdem sich die dritte Generation, welche das Unternehmen seit 2018 erfolgreich leitet, umgehend und öffentlich, in aller Form und glaubhaft von den Inhalten der SRF-Dok-Sendung distanziert hat.»

Vor 11 Monaten umfasste das OK bereits über 100 Mitglieder. Wie viele sind es heute?

«Zurzeit zählt der OK-Verein ESAF 2025 Glarnerland+ rund 170 Mitglieder.»

Wie viele der 6’000 Helfer und Helferinnen sind bereits rekrutiert?

«Wir sind aktuell bei knapp 50 Prozent. Obwohl unser Fokus auf die organisierten Gruppen aus Sport und Kultur gerichtet ist, haben sich erfreulicherweise auch sehr viele Einzelpersonen angemeldet. Die Stabstelle Gastgeber, so heissen bei uns die Helfenden, ist zuversichtlich, dass das Ziel erreicht wird. Viele Vereine warten zu, bis die Jahresprogramme genehmigt sind, bevor sie sich anmelden.»

Der Siegermuni «ZIBU» wurde am 31. August feierlich getauft. Was für öffentliche Termine stehen in nächster Zeit an?

«Wir erwarten im November 2023 die Baubewilligung, damit anfangs Januar der Spatenstich für die Tiefbauarbeiten erfolgen kann. 2024 wird es zudem den Anlass «Ein Jahr davor» geben. Wir sind diesen Event nun am Aufgleisen.»

Beim NOS 2023 bekamen die Schwingerfreunde einen Einblick auf das zukünftige Festgelände. Konntet ihr dabei wichtige Erkenntnisse aus dem Teilverbandsfest fürs ESAF gewinnen?

«Das soll jetzt auf keinen Fall despektierlich tönen, aber ein NOS kann praktisch in keinem Bereich mit einem ESAF verglichen werden. Das wird einem bewusst, wenn man das NOS-Festgelände auf dem Plan des ESAF-Festgeländes in den Grössenrelationen sieht. Aber vielleicht ist gerade das die wichtigste Erkenntnis, was uns dabei alles erwartet. Das NOS-OK hat vor den ESAF-Kulissen ein wunderschönes Fest organisiert und durchgeführt. Sie haben dabei allerbeste Werbung für den Schwingsport, das Glarnerland und das ESAF 2025 gemacht.»

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