Lario Kramer gewann als einziger Südwestschweizer den Kranz beim Bergschwinget Schwarzsee. Er sagt: «Man hätte von unserem Team schon mehr erwarten dürfen.»

Der Team-Leader der Südwestschweizer belegte am vergangenen Sonntag Rang fünf beim Bergschwinget Schwarzsee und sicherte sich dabei mit einer guten Leistung bereits Saisonkranz Nummer fünf. Zudem bedeutete dies der 10. Bergkranz für den explosiv agierenden Schwinger. Am Sonntag, 25. Juni tritt Lario Kramer als Gast am Nordostschweizer Schwingfest (NOS) in Mollis an. Vorher fand der Freiburger aber noch Zeit für ein Gespräch mit dem Schwinger-Blog.

Text: Schwinger-Blog

Der Freiburger Lario Kramer freut sich über den gewonnenen Schwarzsee-Kranz

Bild: Lario Kramer

Der zweifache Eidgenosse gewann in dieser Saison bisher nebst den fünf Kränzen auch das Waadtländer Kantonalschwingfest. Am NOS will der Agrokaufmann seine Teilverbands-Kranzsammlung nun komplettieren. Für dieses Unterfangen wird Lario in Mollis gefordert sein. Der bald 25-Jährige ist aber in ausgezeichneter Form, und unterstrich diese zuletzt am Schwarzsee. Und: die bisherige Saisonleistung widerspiegelt sich bei der aktuellen Schlussgang-Wertung mit dem starken vierten Zwischenrang. Vor ihm sind nur Joel Wicki, Fabian Staudenmann und Adrian Walther klassiert. Das der Kranzgewinn eines Südwestschweizers an ihrem Bergkranzfest keine Selbstverständlichkeit ist, belegt ein Blick in die nahe Vergangenheit. 2018 resultierte ein Kranz, 2019 gar keiner. Nach der Pandemie holten sich die Südwestschweizer 2021 und 2022 je zwei Kränze. In diesem Jahr reihte sich «nur» Lario unter die Kranzgewinner.

Herzliche Gratulation zum Kranz beim Bergschwinget Schwarzsee! Bist du mit deiner Leistung vollends zufrieden, oder wäre gar noch mehr drin gelegen?

«Besten Dank! Ich bin grundsätzlich sehr zufrieden. Im Gegensatz zu vergangenen Schwingfesten konnte ich den ersten Gang gewinnen und so befreiter ans Werk gehen. Fabian Staudenmann hat ein Riesenlauf, gegen ihn zu gewinnen ist momentan sehr schwierig. Die Niederlage gegen Michael Ledermann hätte nicht sein müssen. Er hat mir sein Schwingstil zu fest aufgedrückt. Vielleicht konnte ich nach dem fünften Gang, als der Kranzgewinn feststand, zu wenig Spannung mehr aufbauen.»

Wie beurteilst du deinen bisherigen Saisonverlauf?

«Ich konnte alle möglichen Kränze bisher machen und verzeichne einen Kranzfestsieg und drei Regionalfestsiege. In meinen Augen eine konstante Leistung. Es fehlt aber noch der Ausreisser nach oben, das sogenannte Tüpfelchen auf dem «i».»

Am Sonntag darfst du als Gast am NOS in Mollis antreten. Das Ziel ist der noch fehlende Teilverbandskranz. Liebäugelst du gar mit dem Festsieg?

«Ich war 2019 bereits am NOS. Der Start verlief dabei gut, der zweite Teil weniger. So ging ich ohne Kranz heim. Das primäre Ziel ist der Kranzgewinn. Denn: Die Nordostschweizer verfügen über sehr gute und defensiv starke Schwinger. Es wird sicher ein harter Tag werden. Für mehr als den Kranz braucht es eine super Tagesform. Aber: als ehrgeiziger Sportler zieht man die Option auf den Schlussgang natürlich auch in Betracht.»

Dein Schwingstil ist sehr explosiv und gern gesehen. Kannst du uns erzählen, wie du dir diesen angeeignet hast?

«Das geschah eher durch Zufall, und führt zurück ins Jungschwinger-Alter. Ich war damals zwar gross, aber nicht schwer. Beim Greifen haben sie mich daher kräftig angefasst, und ich gewöhnte mir an, aus den Griffen zu schwingen. Ich starte auch heute meist mit einem Griffwechsel und greife vielfach ins Kreuz. Ich brauche so eine entsprechende Explosivität und Schnellkraft, damit ich meinem Gegner zuvorkommen kann.»

Die Südwestschweizer Kranzgewinner in Pratteln: Lario Kramer, Romain Collaud und Sven Hofer (von links nach rechts)

Bild: RadioFr

Die Bilanz mit drei Eidgenössischen Kränzen für die Südwestschweizer am ESAF in Pratteln war gut. Darf man behaupten, dass mit nunmehr fünf aktiven Eidgenossen der Konkurrenz-Kampf innerhalb des Südwestschweizer Teilverbandes grösser geworden ist?

«Ich denke schon. In der Zeit, wo wir keine Eidgenossen hatten, fand der Kampf unter den Mittelschwingern statt. Unsere Schwinger sind in letzter Zeit tendenziell besser geworden. Ein Kranzgewinn ist schwieriger zu realisieren, ein Festsieg noch schwerer zu erringen. Um an einem Kranzfest an der Spitze zu sein, müssen heutzutage ein bis zwei Eidgenossen bezwungen werden. Die Leistungsdichte an der Spitze ist grösser geworden, die Schwinger-Zahlen wurden hingegen kleiner.»

Wie erklärst du dir die rückläufigen Schwinger-Zahlen in der Südwestschweiz?

«Wieso das so ist, weiss ich nicht genau. Wir verfügen über starke Schwingklubs mit vielen Schwingern, aber auch über solche, welche nicht viele Schwinger an die Feste bringen. An den letzten Schwingfesten traten meist weniger als 100 Schwinger an. Die Kranzverteilung fällt so auch magerer aus. Wenn dann alle fünf Eidgenossen antreten und den Kranz holen, bleiben für die anderen definitiv weniger übrig. Aus diesem Grund verzeichnen wir bei weitem am wenigsten Neukranzer.»

Die Südwestschweizer Spitze ist derzeit recht dünn besetzt. Zwei von fünf Eidgenossen sind aktuell verletzt, bei zweien sind Leistungsschwankungen auszumachen. Und der fünfte Eidgenosse bist du. Wie beurteilst du die aktuelle Lage an eurer Spitze?

«Im Allgemeinen gut. Sven Hofer leidet leider unter Verletzungspech. Er hat im Winter gut trainiert und einen weiteren Schritt vorwärts gemacht. Steve Duplan hat ebenfalls Fortschritte erzielt, er gewann beispielsweise im Mai den Kranz am Baselstädtischen Schwingertag. Mit Gapany muss man immer rechnen, und mit Romain Collaud sowieso. Ich habe in dieser Saison gar zweimal gegen den Neueidgenossen verloren. Ich habe nicht Angst um meine Schwingerkameraden. Das Einzige, was man nicht steuern kann, sind die Verletzungen, welche mit Glück und Pech zu tun haben.»

Wie eingangs erwähnt, ist der Kranzgewinn eines Romands am Schwarzsee keine Selbstverständlichkeit. Ist das Südwestschweizer Team nach den je zwei Kranzgewinnen in den Vorjahren mit «nur» einem Kranzgewinn in diesem Jahr zufrieden?

«Steven Moser und Marc Gottofrey hätten im letzten Gang mit einer «Zehn» den Kranzgewinn realisieren können. Alle anderen waren bereits vorher aus dem Rennen. Die Leistung war daher nicht gut. Man hätte von unserem Team schon mehr erwarten dürfen. Wir haben einen gut aufgestellten Staff, und wir absolvierten ein gutes Wintertraining. Trotzdem: Für den Kranzgewinn am Schwarzsee muss man schon sehr gut schwingen.»

Lario Kramer triumphierte auch schon ausserhalb der Romandie, wie letztes Jahr als Sieger vom Urner Kantonalen in Erstfeld

Bild: Urs Flüeler/Keystone

Wie schaffst du es, Beruf und Schwingen unter einen Hut zu bringen?

«Das ist nicht immer einfach. Es ist aber alles eine Frage der Organisation. Ich arbeite seit meinem Studium in einem 80 Prozent-Pensum. Bei der Arbeit in der Landwirtschaft brauche ich meinen Körper recht intensiv. Daher kommt die Regeneration manchmal etwas zu kurz. Ich habe zudem kürzlich die Ausbildung zum Betriebsleiter/Meister Gemüsebau begonnen. Diese Ausbildung absolviere ich nebst der Arbeit, und dauert bis 2025.»

Das Schwingen ist ein wichtiger Teil deines Lebens. Wie und wo kannst du neben der Arbeit, den Schwingfesten und dem harten Training abschalten?

«Nach der Saison schalte ich in den Ferien ab. Oder an einem schwingfestfreien Wochenende, wenn ich mit Kollegen oder meiner Freundin zum Beispiel Wandern gehe. Ich schaffe es zudem sehr gut, daheim abzuschalten und runterzufahren. Das ist mir sehr wichtig.»

Wie sieht momentan dein wöchentliches Schwing-Programm aus?

«Ich trainiere eigentlich jeden Tag, dies meist am Abend. Im Winter absolviere ich ein intensiveres Krafttraining als im Sommer, um auch gut erholt an den Schwingfesten antreten zu können. Pro Woche sind es momentan zwei bis drei Schwing- und zwei bis drei Athletik-Trainings.»

Welche weiteren Schwingfeste wirst du 2023 noch bestreiten?

«Insgesamt komme ich auf zehn Kranzfeste. Nach dem NOS in Mollis stehen der Rigi-Schwinget, das Südwestschweizer Schwingfest, der Weissenstein-Schwinget und das Walliser Kantonale auf dem Programm. Bevor dann Ende August mit dem Unspunnen-Schwinget der Saisonhöhepunkt folgt.»

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