Schwyzer Schwinger im Jubiläumsjahr – Jungschwinger Leiter Armin Auf der Maur sagt im Interview: «Ich bin überzeugt, wenn unsere Nachwuchsschwinger wirklich wollen, haben sie die nötige Qualität, um ein «böser» Schwinger zu werden.»

Der Schwyzer Kantonale Schwingerverband feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Aus diesem Grund hat Hansruedi Ulrich eine vierteilige Serie am Laufen. Mittlerweile sind wir bei Teil 3 angelangt. In diesem unterhält sich der Schwyzer Medienchef mit Armin Auf der Maur, dem TK-Chef der Jungschwinger.

Text und Foto: Hansruedi Ulrich (Medienchef Schwyzer Kantonaler Schwingerverband / Bearbeitung: Schwinger-Blog

«Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr», diese Binsenweisheit ist so alt wie zutreffend. Sei es in der Schule, Musik oder Sport, die jeweiligen Finessen und Kniffe lernt man ab Kindesbeinen meist spielend einfach. Aber: Im Erwachsenenalter kann man sich manchmal schwertun, um etwas Neues zu lernen. So auch im Schwingen. Darum ist seit jeher eine technisch hochstehende und seriöse Nachwuchsförderung unabdingbar, wenn auch in Zukunft vielseitige Schwinger im Sägemehl stehen sollen. Aus diesem Grund ist der Jungschwinger Leiter eine der wichtigsten Posten in jedem Schwingklub oder Verband. Im Kanton Schwyz ist dies der ehemalige, technisch vielseitige Ingenbohler Eidgenosse Armin auf der Maur. Im dritten Teil der Schwyzer Jubiläumsserie unterhalten wir uns mit dem Chef der Schwyzer Nachwuchsschwinger über seine Arbeit im Kantonalverband.

Armin Auf der Maur ist seit 2020 TK-Chef der Schwyzer Jungschwinger

Seit drei Jahren bist du verantwortlich für die Schwyzer Jungschwinger. Was hast du für Erinnerungen an deine Zeit als Jungschwinger? 

«Als Jungschwinger wollte ich unbedingt jedes Schwingtraining mitmachen und am liebsten von Anfang bis Ende durchschwingen. Natürlich kann ich mich noch an einige Anekdoten und Erfolge erinnern. Beim Gewinn des ersten Zweiges weiss ich zum Beispiel noch, wie ich meine Gegner bezwang.» 

1998 durftest du dich am ESAF in Bern zum Eidgenossen krönen lassen. Jetzt arbeitest du intensiv mit dem Schwyzer Nachwuchs. Realisieren deine Schützlinge, dass du einmal ein ganz «Böser» warst?

«Der Erfolg von früher verblasst sehr schnell. Die meisten kennen nur noch die aktuellen Spitzenschwinger und die Schwinger im Klub. Ich glaube aber nicht, dass man als Eidgenosse ein besserer Schulmeister ist, es kommt auf andere Werte an.»

Als ehemals erfolgreicher Schwinger weisst du, wovon du den Jungen berichtest. Sehen sie dich als Vorbild? 

«Das weiss ich nicht, jedoch probiere ich mich als Vorbild zu verhalten. Alle Werte, die man mit einem Schwinger verbindet, sind ja auch im Privat- und Berufsleben sehr gefragt.»

Wie viele Jungschwinger gibt es zurzeit im Kanton Schwyz?

«Am Schwyzer Kantonalen der letzten zwei Jahre haben jeweils knapp 150 Schwinger zwischen 8 und 15 Jahren teilgenommen. Es wäre wünschenswert, dass die Anzahl in naher Zukunft auf fast 200 Teilnehmer gesteigert werden könnte. Denn die Abgänge der 15- bis 16-Jährigen sind auch beim Schwingsport gross.»

Jeder Klub bietet seine eigenen Trainings für ihre Jungschwinger an. Zusätzlich organisierst du kantonale Zusammenzüge. Ab welchem Alter bindest du den Nachwuchs in die kantonalen Trainings ein?

«Ab 12 Jahren können sie sich mit anderen Schwyzern messen. Es scheint mir wichtig, dass sich die Jungschwinger klubübergreifend besser kennen lernen. Auf die Technik lege ich dabei einen grossen Stellenwert. Ab 13 Jahren kommen dann noch ISV-Zusammenzüge hinzu.»

Hast du da freie Hand, oder sind dir vom Eidgenössischen Schwingerverband (ESV) Richtlinien gesetzt?

«Richtlinien werden einem nicht gesetzt.»

Wie sehen solche Zusammenzüge aus? Finden diese regelmässig statt?

«Von Februar bis Oktober finden die meisten Klubtrainings statt. Um diese nicht zu konkurrieren, organisieren wir die Kantonal- und Innerschweizer-Trainings vor allem von November bis Januar. Schwingen steht bei den 90-minütigen Einheiten im Vordergrund. Auf technische Finessen lege ich grossen Wert, und natürlich darf die Kameradschaft nicht zu kurz kommen.»

Wie sieht für dich ein idealer Trainingsplan eines Jungschwingers aus? 

«Mit viel Schwingen und diversen anderen sportlichen Aktivitäten, die Spass machen.»

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Jungschwinger Leitern in den Schwingklubs?

«Dass alle am gleichen Strick ziehen, ist natürlich Voraussetzung, damit unsere Arbeit fruchtet. Die Schwinger müssen immer wieder informiert und motiviert werden, damit sie an den Trainings oder Wettkämpfen teilnehmen. Alle Trainings, welche ich durchführe, sind immer mit den Klub-Leitern abgesprochen.» 

Werden die Jungschwinger auch an Schwingfesten von dir betreut?

«Ja. Wenn einer einen Tipp braucht, kann er mich jederzeit fragen.»

Vertrittst du unseren Kanton als Jungschwinger Leiter auch in den Einteilungen?

«Ja, das gehört auch zu diesem Amt. Am Schwyzer Kantonalen bin ich jeweils der Einteilungspräsident und am «Innerschweizerischen» vertrete ich die etwa 40 Schwyzer, welche sich für diesen Anlass qualifizieren konnten.»

Ganz früher durfte man erst ab 14 Jahren an Jungschwingertagen teilnehmen. Zu meiner Zeit war dies ab zehn Jahren. Um zu verhindern, dass die Knaben vorher andere Sportarten wählen, wurde vor einigen Jahren das Alter vom ESV sogar auf acht Jahre gesenkt. Die Burschen sind nun zum Teil achtJahre Jungschwinger, bis sie zu den Aktiven wechseln können. Eine zu lange Zeit?

«Das glaube ich nicht. Die Jungschwinger können von jung auf alles spielerisch erlernen. Wenn man Schwingen als Spiel betrachtet, wird einem auch nicht so schnell langweilig. Wichtig ist, dass man alle gleich fördert, auch wenn der Erfolg nicht immer da ist.»

Die Übertrittszeit zu den Aktiven ist für jeden Jungschwinger die heikelste Phase. Die meisten Abgänge erfolgen in diesem Alter. Berufslehre, Ausgang, Sport und dazu noch ein Mann werden: es ist für viele Junge nicht immer einfach alles unter einen Hut zu bringen. Was rätst du dem Nachwuchs, um diese intensive Zeit zu überstehen, ohne die Freude am Schwingen zu verlieren?

«In dieser Phase muss sicher ein bisschen auf die Zähne gebissen werden. Wenn aber die Kameradschaft unter den Schwingern gut ist, vermag dies auch die ausbleibenden Erfolge zu kompensieren. Wichtig ist einfach, dass man sein Ziel nicht aus den Augen verliert und immer dranbleibt.» 

Seit einigen Jahren gibt es alle drei Jahre einen Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag (ENST) für 15– bis 17-Jährige. Viele Schwinger-Kenner sind der Meinung, dass dieser ESV-Anlass etwas zu sehr aufgebauscht wird, was sich negativ auswirken könnte. Deine Meinung dazu?

«Eigentlich ist dieser Anlass für jeden Jungschwinger ein Highlight und der Abschluss seiner Nachwuchsschwingerzeit. Jedoch wird der ENST von einigen Betreuern, Schwingern und Eltern zu sehr in den Fokus gestellt. Die physische und psychische Entwicklung der Schwinger ist in diesem Alter immer noch sehr unterschiedlich. Misserfolg und Erfolg wird auch besser verdaut, wenn man den Ehrentag nicht grösser macht als er ist. Wichtiger ist, dass sie dann einige Jahre später am «Eidgenössischen» brillieren können.» 

Ein solcher Wettkampf birgt auch Gefahren. Oft kommt es vor, dass Jungschwinger in ihrer ohnehin heiklen Phase die Selektion oder den Zweig verpassen, den Mut verlieren und den Bettel ganz hinwerfen. Wie siehst du das? 

«Rückschläge gehören halt auch dazu. Es macht es leichter, wenn gute Kameraden und Betreuer einem wieder auf den Weg bringen.» 

Der Schwyzer Verband feiert seinen 100. Geburtstag. Die Geschichte ist voll von sportlichen Glanzleistungen, wovon du auch ein Teil bist. Was sind deine Gedanken über unsere sportliche Vergangenheit? 

«Es ist sehr schön in einem Verband mitzuwirken, welcher eine 100-jährige Geschichte vorweist. Es hatte immer wieder kluge Köpfe, die geschickt die Weichen stellten, damit wir heute als stolze Schwyzer Schwinger dastehen.»

Derzeit erlebt der Schwyzer Schwingsport gegenüber früher eine Baisse. Die starken Schwinger sind seltener geworden, die Erfolgsbilanzen magerer. Alle Hoffnungen ruhen nun auf unserem Nachwuchs. Wie siehst du die Qualität unseres Nachwuchses?

«Ich bin überzeugt, wenn unsere Nachwuchsschwinger wirklich wollen, haben sie die nötige Qualität, um ein «böser» Schwinger zu werden.»

Siehst du in deinen Reihen junge Schwinger, die in einigen Jahren auch bei den Aktiven für Furore sorgen könnten?

«Ja, die sieht man schon. Ich bin aber auch realistisch und weiss, dass einige hoffungsvolle Jungschwinger ihr Talent nicht ausnützen.» 

Zu guter Letzt: was rät der Chef der Schwyzer Jungschwinger seinen Burschen, damit sie von fleissigen Zweig- zu Kranzsammlern und Eidgenossen werden können?

«Solange der Kampf nicht verloren ist, kann man ihn gewinnen.»

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