Wie geht es eigentlich Pirmin Reichmuth? Mit viel Optimismus sagt er: «Ich bin zuversichtlich, dass es fürs ESAF in Pratteln reichen sollte.»

Text: Schwinger-Blog

Am 15. April 2021 verbreitete sich die Schockmeldung über den vierten Kreuzbandriss von Pirmin Reichmuth wie ein Lauffeuer in der Schwingerszene. Der Zuger zog sich dabei im Training einen Riss des vorderen Kreuzbandes, des Aussenmeniskus sowie eine Zerrung des Aussenbandes am linken Knie zu. Und dies, nachdem der 26-Jährige zwischen 2014 und 2017 bereits drei Kreuzbrandrisse im rechten Knie erlitten hatte. 

Pirmin Reichmuth blickt optimistisch in die Zukunft

Bild: pirminreichmuth.ch

Königskandidat vor dem ESAF 2019 in Zug

Pirmin kehrte nach der Heilung des dritten Kreuzbandrisses so stark auf die Schwingplätze zurück, dass er im Vorfeld des «Eidgenössischen» 2019 in Zug als Königskandidat gehandelt wurde. Nach der neuerlichen Verletzung wusste der zweifache Eidgenosse, was auf ihn zukommt, und liess ausrichten: «Wie es danach weitergeht, will und muss ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht entscheiden.» Wie aber geht es dem vierfachen Kranzfestsieger heute, und wie steht es um die Fortsetzung der Karriere? Denn: Der Schreibende schnappte kürzlich ein Gerücht auf, wonach Pirmin wohl kaum mehr ein Schwingfest bestreiten kann. Diesen und anderen Fragen möchte der Schwinger-Blog heute auf den Grund gehen, und Gerüchte ein für allemal aus der Welt schaffen.

Operativer Eingriff, Reha und Physio

Pirmin sagt gleich zu Beginn des Gesprächs: «Mir geht es sehr gut und ich bin zufrieden, wie es momentan läuft.» Hinter ihm liegen nicht einfache Monate. Nach der Verletzung wurde das vordere Kreuzband operativ geflickt und der Aussenmeniskus sowie das Aussenband wurden konservativ behandelt. Anschliessend begab sich der gelernte Metzger in die Rehabilitation, welche fliessend in die Physiotherapie lief. Zur Physio geht Pirmin derzeit immer noch, und zwar dreimal die Woche. Mit dem Heilungsverlauf ist er zufrieden. Während der Reha und der Physio plagten ihn aber immer wieder Schmerzen. Pirmin erklärt: «Wenn die Schmerzen zu gross waren, musste ich mein Training anpassen und auch mal eine Pause einschalten. Von der Trainingsintensität her sieht fast keine Woche gleich aus. Jetzt geht es aber langsam aufwärts und es sieht wirklich gut aus.»

Zurück im Sägemehl

Bild: felstechnik.ch

Seit drei Wochen wieder im Sägemehl

Um dem erwähnten Gerücht entgegenzuwirken: Pirmin hat sich entschieden, weiter zu schwingen. Im ersten Moment nach der Verletzung wollte er sich nicht festlegen. Die Gefühlslage war dementsprechend, und der Chamer wusste zunächst auch nicht, ob er sich das nochmals antun soll. Er nahm sich aber bewusst Zeit, liess die Operation über sich ergehen, absolvierte geduldig die Reha und dann war für ihn relativ schnell klar, dass er weitermacht. Es gab schon Durchhänger, er fühlte sich aber noch zu jung, um aufzuhören. Auf Instagram konnte man unlängst beobachten, wie Pirmin sein Krafttraining absolviert. Der Wochenplan sieht am Montag ein Krafttraining bei Tommy Herzog in Beromünster vor. Am Dienstag steht Physio in Cham auf dem Programm. Am Mittwoch besucht der gross gewachsene Athlet in Rheinfelden eine spezielle Art der Physio, bei welcher sein Knie passiv behandelt wird. Am Donnerstag steht wieder eine Physio-Einheit in Cham auf dem Programm und am Freitag ein weiteres Krafttraining bei Tommy Herzog. Zum Wochenabschluss absolviert Pirmin am Samstag ein eigenes Krafttraining bei sich zuhause. Seit drei Wochen geht er wieder ins Sägemehl. Der Sennenschwinger erklärt: «Ich gehe das Schwingen bewusst langsam an. Ich greife, ziehe und halte dagegen. Dabei laufe ich im Sägemehl herum. Weiter widme ich mich auch dem Bodenschwingen. Das vorsichtige Abtasten im Sägemehl praktiziere ich so lange, bis ich mein Knie nicht mehr spüre.»

Zuversicht für das ESAF in Pratteln

Fragt man Pirmin nach dem «Eidgenössischen» im Baselbiet, versprüht er regelrecht Optimismus: «Ja, ich bin zuversichtlich, dass es reichen sollte. Mein primäres Ziel ist, dass ich gesund bin und mein Knie beim Schwingen nicht spüre.» Pirmin sagt aber auch, dass nach einem Jahr Unterbruch sein operiertes Knie und der Körper nach dem Training im Sägemehl entsprechend reagieren. Dem gilt es, Rechnung zu tragen. Der Plan ist, ab April mit dem Techniktraining, dem sogenannten Schulschwingen, zu beginnen. Das Ziel dabei ist nicht unbedingt das Erlernen von neuen Schwüngen, sondern das Zurückerlangen des Vertrauens und der Abläufe. Die Zeit für viel Techniktraining ist in diesem Stadium der Saison sowieso nicht vorhanden. Es versteht sich von selbst, dass Pirmin ein bisschen aufs Tempo drücken möchte. Und wenn der Körper mitmacht, will er möglichst rasch mit dem wettkampfmässigen Schwingtraining starten. Sobald es die Situation zulässt, möchte der Brünig-Sieger von 2019 wieder Schwingfeste bestreiten und ergänzt: «Ich nehme mir die nötige Zeit, und werde nochmals voll angreifen.»

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Bild: esv.ch

Physiotherapeuten-Ausbildung abgeschlossen und Fischerprüfung abgelegt

Fragt man Pirmin, was ihn während der Verletzungspause besonders motivierte, so erklärt er: «Es motiviert mich der Gedanke, wieder vor Leuten schwingen zu können. Ich habe bisher so viel trainiert, konnte aber wegen Verletzungen noch nicht sehr viele Kranzfeste bestreiten. Ich möchte dem Publikum zeigen, was ich wirklich kann.» Der Innerschweizer Vertreter im Aktivenrat hatte das Glück, dass er seine Ausbildung zum Physiotherapeuten just eine Woche vor dem Kreuzbandriss abgeschlossen hatte. Seither arbeitet er in einem 80 Prozent Pensum als Physiotherapeut in einer Praxis in Cham. In derjenigen, welche er auch seine eigene Physio absolviert. Langweilig wurde es Pirmin auch ohne Schwingfeste nicht. Letztes Jahr heiratete er seine langjährige Freundin Marion. Geplant ist derzeit ein Umzug von Arth nach Steinen. Zudem hat er die Fischerprüfung abgelegt und in der Saison 2021 war der 17-fache Kranzschwinger für den Live-Stream der Innerschweizer Kantonalschwingfeste als Kommentator tätig. Er hat diese Seite sehr genossen. Denn der permanente Druck, welchen er während einer aktiven Saison spürt, war nicht vorhanden. Trotzdem: Der Schwinger mit dem hellblauen Hemd freut sich darauf, sich wieder an Schwingfesten im Zweikampf messen zu dürfen. Das viel Potenzial vorhanden ist, wissen wir spätestens seit der starken 2019er-Saison. Die Innerschweizer können einen starken Pirmin Reichmuth dringend gebrauchen. Und: Die Schwingerszene darf sich heute schon auf sein Comeback freuen.

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